WIRTSCHAFTSFAKTOR SPORT | Folge 5
  28.03.2024


WIRTSCHAFTSFAKTOR SPORT lautet das Jahresmotto 2024 der SportRegion Stuttgart. In der gleichnamigen Serie werden in diesem Jahr Menschen porträtiert, die mit Sport und Wirtschaft zu tun haben. In der 5. Folge kommt Veit Haug zu Wort.

Folge 5: Veit Haug

Als glühender Fan des VfB Stuttgart kann man die Spiele der „Roten“ in der Fußball-Bundesliga auf unterschiedlichste Arten verfolgen: bei Heimspielen direkt in der MHP Arena im Neckarpark, als Auswärtsfahrer in einer der 17 anderen Stadien der Liga, gerne auch gemütlich mit einer Tüte Chips zu Hause vor dem Fernseher, oder aber beim Public Viewing mit Freunden in der Stammkneipe irgendwo in der Landeshauptstadt.

Einen ganz ungewöhnlichen Ort, um seinen Lieblingsclubs anzufeuern, hat sich Veit Haug Mitte März dieses Jahres ausgesucht: Der Leiter des Geschäftsbereichs Kreativwirtschaft bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS), der den Verein mit dem Brustring seit fast fünf Jahrzehnten im Herzen trägt, war auf Geschäftsreise in den USA. Zusammen mit etwa zwei Dutzend weiblichen und männlichen VfB-Fans aus Texas und Deutschland ließ er es sich nicht nehmen, den 2:0-Heimsieg gegen Union Berlin in einer Sportbar der Wirtschaftsmetropole Austin zu verfolgen. Spielbeginn nach deutscher Zeit: Freitagabend 20.30 Uhr, was mittags um 13.30 Uhr texanischer Ortszeit entsprach.

„Ich bin ein tausendprozentiger Roter“, sagt der gelernte Medieninformatiker und Sportpädagoge, der zusammen mit rund 100 Kolleginnen und Kollegen ein zentraler Ansprechpartner ist für die wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt und der fünf umliegenden Landkreisen. Die WRS macht mit ihrer Arbeit im In- und Ausland die Qualitäten der Region Stuttgart bekannt und fördert mit zahlreichen Projekten und Angeboten aus verschiedensten Bereichen die wirtschaftliche Entwicklung des hiesigen Standorts. Die Liebe zum Traditionsclub vom Neckar ist bei dem 57-Jährigen, der als Schlagzeuger in einer Rockband eigentlich eine berufliche Karriere in der Musikbranche angestrebt hatte, schon in frühester Jugend entstanden. Und zwar durch einen familiären Draht, der zunächst allerdings eher zur Leichtathletik- als zur Fußballabteilung des fünfmaligen Deutschen Meisters entstand. So war der Vater einst Süddeutscher Meister über 60 Meter, auch die Schwester gehörte im Trikot mit dem roten Brustring zu den besten Sprinterinnen in Deutschland. Der Schwager Bernhard Kurz war Cheftrainer bei den VfB-Leichtathleten und Athletiktrainer bei den Lizenzspielern und auch Veit Haug selbst war mehrere Jahre als Übungsleiter tätig.

 „Ich stamme aus einer Familie von Sportlehrern. Mein Vater war Banker und damit die einzige Ausnahme“, sagt Haug, der selbst nach seiner Ausbildung an der Sportschule Kiedaisch in Stuttgart-Degerloch auch noch Medieninformatik und Mikrosystemtechnik an der Fachhochschule Furtwangen im Schwarzwald sowie Film-/ und Fernsehproduktion in San Francisco studierte. Parallel zum Studium beschäftigte sich der heutige Wirtschaftsfachmann schon in jungen Jahren mit sportwissenschaftlichen Themen, ganz genau mit der Trainingslehre und mit der Verbindung mit den Medien Computer/IT und Film. „Bereits bei meiner Zulassungsarbeit zum Sportlehrer 1988 habe ich versucht, interaktive Sportbücher auf Diskette zu produzieren und auf den Markt zu bringen“, sagt der in Stuttgart-Vaihingen aufgewachsene Haug – was 1993 auch mit dem ersten interaktiven Sportprogramm der Welt, „Bioworks“, gelang, welches als CD-ROM bei Siemens-Nixdorf und in verschiedenen Verlagen vertrieben wurde.

Über die Kombination vor Sport, Lehre und die Softwareentwicklung landete er schließlich hauptberuflich beim damaligen Süddeutschen Rundfunk (SDR) im Stuttgarter Osten. „Ich wurde damals mit der Idee eines umfassenden Online-Angebots für die ARD und dem Vorschlag zum Aufbau einer Mediathek belächelt“, sagt Veit Haug, der beim SDR nicht zuletzt ein Pionier in Sachen Internet und Online-Öffentlichkeitsarbeit war. Abgeworben wurde er dann 1996 von der gerade neu gegründeten WRS mit ihrem damaligen visionären Chef Walter Rogg – zunächst als Digitalisierungsbeauftragter.

Die beiden Leidenschaften für den Sport und die Technik haben den begeisterten Multisportler an Land (Laufen, Radfahren, Fußball), im Wasser (Schwimmen, Surfen, Segeln), in den Bergen (Skifahren, Bergsteigen) und in der Luft (Gleitschirm- und Drachenfliegen) in der gesamten Berufslaufbahn nie losgelassen und deshalb hat der Mann von den Fildern bis heute immer wieder Ideen, Projekte und Aktionen entwickelt, die beide Sparten miteinander verbinden, natürlich auch immer wieder in Verbindung mit dem VfB Stuttgart. „Dieser Verein und seine Fußballmannschaft finden für mich seit mehr als 40 Jahren auf einer sehr emotionalen Ebene statt, sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht“, sagt der ehemalige Jugendfußballer des SV Vaihingen.

Sein Stammplatz im Stadion ist die Cannstatter Kurve, ganz früher im legendären A-Block, mittlerweile auf einem Platz direkt oberhalb der Ultra-Blöcke, wo bereits der 16-jährige Sohn und die 23-jährige Tochter ihre Dauerkarten haben. Gelegentlich findet sich der „Dunkelrote“ aber auch mit Geschäftspartnern im VIP-Bereich auf der Haupttribüne wieder. „Das ist aber eher nicht meine Welt, ich fühle mich im Trikot nahe bei den Ultras am wohlsten“, sagt Haug, der als Höhepunkte seines Fanlebens die Deutschen Meistertitel 1984, 1992 und 2007 nennt, aber auch die nie vergessenen Europapokalauftritte gegen den SSC Neapel mit Diego Maradona oder später gegen Manchester United.

Ein ganz besonders lustiger Besuch im Stadion war einst der mit einem Freund, dem aus dem Schwarzwald stammenden und seit langem in Kalifornien lebenden Stardesigner Hartmut Esslinger, der, unter vielen Produkten die wir heute im Alltag nutzen, auch für Steve Jobs das ikonische Apple Design entworfen hat und der in Fachkreisen als einer der bedeutendsten Designer der Moderne gilt. „Die ganze Tribüne hat statt auf das Spiel nur auf uns geschaut. Denn der Hartmut wird beim VfB Spiel so richtig laut“, erzählt Veit Haug mit einem Schmunzeln.

Eines seiner persönlichen Lieblingsprojekte als Führungskraft und Ideengeber bei der WRS in den vergangenen Jahren war deshalb auch der erste „Sports-Hackathlon“, den Haug zusammen mit Christian Ruf, dem VfB-Beauftragten für digitales Geschäft und Fandienstleistungen, und Adrian Thoma vom Gründermotor BW im Frühjahr 2019 ins Leben gerufen hat. Zehn Teams aus der Anhängerschaft des Bundesligisten zu jeweils fünf Personen wurden mit Aufgaben betraut, die Fan-Experience, Mobilität der Besucher rund um die Heimspiele, Nachhaltige Spieltage oder Künstliche Intelligenz (KI) als Inhalt hatten. „Ein Ziel war es, Erkenntnisse aus dem sportwissenschaftlichen Bereich mit Fragen zur Digitalisierung und zur Nachhaltigkeit zu verknüpfen und der Erfolg des Projekts war enorm“, sagt Veit Haug. Er selbst hat seine Augen und Ohren immer offen für neue Ideen, die Sport, Wirtschaft und die digitale Welt zusammenbringen können, nicht nur bei den zweiwöchentlichen Besuchen im eigenen Stadion, sondern auch als „Groundhopper“ in Mailand, Venedig oder in Barcelona. „Ich freue mich schon jetzt wieder darauf, was Europa als nächstes für uns bereit hält“, sagte Haug jüngst in der festen Überzeugung, dass sein Lieblingsclub in der nächsten Saison wieder einmal in der europäischen Königsklasse, der Champions League, vertreten sein wird.

Für seinen Arbeitgeber, die WRS, stehen unter ihrem neuen Geschäftsführer Michael Kaiser derzeit auch andere wichtige Themen wie unter anderem KI, die digitale und nachhaltige Transformation der Wirtschaft, der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, die gezielte Ansprache und Gewinnung von Investoren sowie Unternehmen und die Unterstützung von innovativen Unternehmen samt Start-ups im Mittelpunkt der Arbeit. „Wir beraten, wir kommunizieren, wir fördern und wir bringen mit unseren Netzwerken Menschen zusammen, die für sich und für den Standort Region Stuttgart gegenseitig voneinander profitieren können“, sagt Haug, der bei der WRS zentral in der Stuttgarter Innenstadt arbeitet. Richtig glücklich ist der umtriebige Vaihinger, der sämtliche VfB-Größen der vergangenen 70 Jahre im Schlaf aufsagen kann, wenn es den Unternehmen der Region aus den unterschiedlichsten Branchen gut geht. Und, wenn seine Jungs mit dem roten Brustring häufiger als Sieger denn als Verlierer vom Platz gehen.

Mehr Infos: https://wrs.region-stuttgart.de