SPORT TALK 33 in Esslingen


Der von Daniel Räuchle mo­derierte SPORT TALK 33 fand am 22. Februar 2024 in Esslingen statt. Im Alten Rathaus ging es an jenem Abend um Freiwilliges Engagement in Kirche und Sport.

Was unterscheidet eigentlich ehrenamtliches Engagement in der Kirche und im Sportverein? Gar nicht so viel, lautete das Fazit der Gäste der Diskussionsveranstaltung „Engagement, Ehrenamt, Volunteering – Wer macht künftig die Arbeit in Kirche und Sport?“, zu der die Sportregion Stuttgart, das Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart und der Landesarbeitskreis Kirche und Sport ins Alte Rathaus in Esslingen eingeladen hatten. 

Die Herausforderungen für die Zukunft sind ähnlich: Sowohl Kirchengemeinden als auch Sportvereine sorgen sich um den Nachwuchs – denn nur noch wenige Menschen wollen sich für mehrere Jahre in ein Ehrenamt wählen lassen, aber viele engagieren sich gerne temporär für ein Projekt, wenn es Spaß macht und Erfüllung bringt.

Das sei einerseits erfreulich, so Martin Fischer, diözesaner Referent für Ehrenamt und Engagement, andererseits könnten so aber nicht die kirchlichen Strukturen aufrechterhalten werden. Ähnlich argumentierte Sybille Hiller, Mitglied im Präsidium des Schwäbischen Turnerbunds und im Landesarbeitskreis Kirche und Sport. Man müsse sich in den Sportvereinen grundsätzlich Gedanken darüber machen, ob man Leute zu einem Amt überrede, das sie eigentlich nur übernehmen würden, weil sich niemand anderes mehr dafür finde.

Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen, lobte die Vielfalt der sportlichen Angebote in den Vereinen, die erheblich größer als früher sei, allerdings auch mehr ehrenamtliche Arbeit erfordere. Sportvereine sollten sich zusammen tun und sich eine zentrale Verwaltung geben – so sein Vorschlag.

Für mehr Vernetzung zwischen Kirche und Sport plädierte Philipp Geißler, Sportbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er könne sich gut Senior:innensport in Gemeindehäusern vorstellen – die kirchlichen Räumlichkeiten seien der Zielgruppe vertraut und gut erreichbar, und die Übungsleitenden könnten aus den Sportvereinen kommen.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer:innen mit dem Publikum, dass Sportvereine und Kirchen als „sozialer Kitt“ fungieren. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen drohe die Gesellschaft auseinanderzudriften. Jedoch – das betonten vor allem die kirchlichen Vertreter – solle nicht zuerst nach dem Bedarf in Kirche und Sportverein gefragt werden, sondern nach den Neigungen und Talenten derjenigen, die sich gerne einbringen wollen. Daraus ergäbe sich dann automatisch innovatives Engagement.

Veranstaltet wurde die Diskussions­runde von der SportRe­gion Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart und dem Landesarbeitskreis Kirche und Sport. Auf dem Podium saßen:

Matthias Klopfer ist seit 2021 Oberbürgermeister von Esslingen am Neckar. Nach Abschluss des Sportstudiums an der Universität Stuttgart arbeitete Klopfer, der in Renningen aufwuchs, an der Hochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent in der Sportlehrer-Ausbildung. Der studierte Sportwissenschaftler war Mitinitiator des Instituts für Kooperative Planung und Sportentwicklung und beriet dabei u.a. Kommunen auf den Feldern „Jugend- und Sportpolitik“. Rund zwei Jahre lang war Klopfer Persönlicher Assistent des SPD-Landtagsabgeordneten Stephan Braun und leitete im Anschluss bei der baden-württembergischen Landtagswahl im Jahr 2001 den Wahlkampf der SPD. Es schloss sich die Zeit als Geschäftsführer bei der SPD-Landtagsfraktion Baden-Württemberg an, ehe Klopfer 2006 die Schorndorfer OB-Wahl gewann. Insgesamt 15 Jahre lang war er Oberbürgermeister der „Daimler-Stadt“ Schorndorf. Ehrenamtlich ist Matthias Klopfer Vorsitzender des Vereins Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus sowie Vorstandsmitglied der SportRegion Stuttgart, zuvor war er Präsidiumsmitglied des Schwäbischen Turnerbundes sowie Vorsitzender der SportRegion Stuttgart. Zudem ist der Fußball-Experte Anhänger des Bundesligisten VfB Stuttgart.

Prof. Dr. Paul-Stefan Roß (Jahrgang 1963), Dr. rer. Soc., Dipl.-Theol., Dipl.-Sozialarb. (FH) ist Professor für Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen am DHBW Center for Advanced Studies sowie dessen stellvertretender Direktor. Zugleich leitet er das Institut für angewandte Sozialwissenschaften Stuttgart. Arbeitsschwerpunkte sind Ehrenamt/bürgerschaftliches Engagement, Bürgerbeteiligung, Gemeinwesenarbeit/Sozialraumorientierung, Zivilgesellschaft, Governance und Wohlfahrtspluralismus. Für Prof. Dr. Paul-Stefan Roß, der krankheitsbedingt verhindert ist, rückt Philipp Geißler nach. Geißler ist Sportbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Zu Geißlers Aufgaben gehört die Vernetzung zwischen Kirche und Sport im Land. Geißler ist Ansprechpartner für sportpolitische Themen und Sportverbände und begleitet große Sportereignisse in Baden-Württemberg. Zudem kümmert er sich auch um kirchliche Sportaktivitäten wie zum Beispiel den Konfi-Cup und ist Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Kirche und Sport in Württemberg. 1976 in Nürtingen geboren studierte Geißler von 1997 bis 2005 in Tübingen und im brasilianischen São Leopoldo Theologie. An das Vikariat in Grabenstetten von 2005 bis 2008 schloss sich ein zweijähriges Sondervikariat Seelsorge am Diakonieklinikum Stuttgart an. Danach wechselte er im Frühjahr 2010 auf die Pfarrstelle in Feldstetten im Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen. Im Jahr 2020 übernahm er dann die Stelle als Sportbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Geißler ist verheiratet, passionierter Kletterer und engagiert sich in der Notfallseelsorge.

Sybille Hiller gehört seit 2012 dem Präsidium des Schwäbischen Turnerbundes an – zunächst als Mitglied für besondere Aufgaben, inzwischen als Vizepräsidentin Personalentwicklung und Gleichstellung. Ihre sportlichen Wurzeln hat sie beim TGV Roßwälden, wo sie seit Jahrzehnten in verschiedenen Ehrenämtern aktiv war und aktuell auch noch ist. Ihre erste berufliche Station hat die Diplom-Verwaltungswirtin Anfang der 1980er Jahre im Rechnungsprüfungsamt in Esslingen gefunden. Acht Jahre später wechselte sie zur Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart, wo sie bis zu ihrer Pensionierung im Sommer 2023 als Abteilungsleiterin hauptsächlich für die Verwaltung und den Betrieb der Sportstätten im NeckarPark (SCHARRena, Molly-Schauffele-Halle, Stadion Festwiese) sowie auf der Waldau (GAZi-Stadion, Eiswelt Stuttgart) verantwortlich war; zudem war sie in den letzten Jahren auch stellvertretende Amtsleiterin. Ehrenamtlich engagiert sie sich im Landesarbeitskreis Kirche und Sport. Auf ihre Initiative hin findet seit 2019 in der Adventszeit das Stuttgarter Weihnachtssingen im GAZi-Stadion auf der Waldau statt.

Martin Fischer ist Theologe, Pädagoge und Pastoralreferent. Seit 2021 ist er Referent für Engagement und Ehrenamt bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Eigene Erfahrungen mit ehrenamtlichem Engagement hat Martin Fischer in der verbandlichen Jugendarbeit, als Vater von Schulkindern, in der Kirchengemeinde und in kommunalen Projekten. Früher war er Hobbykicker, heute ist er eher outdoor zu Hause – auch in der Leitung von spirituellen Bergwandertagen.

Daniel Räuchle moderiert die Veranstaltung. Er ist Ressortleiter Sport beim Fern­seh­sender Regio TV Stuttgart. Räuchles TV-Karriere begann zur Jahrestausendwende mit dem Volontariat beim privaten Landesfernsehsender B.TV. Im Anschluss war Räuchle bei B.TV und dem Folgesender BTV4U als Redakteur tätig. Es folgte 2006 der Wechsel als Sportredakteur zur Regional-TV Karlsruhe AG, wo er alsbald Ress­ortleiter Sport wurde. Seit dem Juni 2009 ist Räuchle Ressortleiter Sport bei Regio TV Stuttgart. Er ist beim Regionalsender in Sport-, Nachrichten- und Talkformaten zu sehen, die er auch weiterentwickelt. Darüber hinaus moderiert Räuchle immer wieder diverse Businessabende sowie Sport­events und ist als Stadionsprecher beim Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers, dem DB Regio-wfv-Pokal und anderen Sportereignissen im Einsatz.

Text: Jutta Wiedmann / Fotos: Benjamin Lau