SPORT TALK 12 im Gewerbegebiet Eichwald


Wenige Wochen nach den Paralympischen Spielen in London fand der zwölfte SPORT TALK der SportRegion Stuttgart am Dienstag (23. Oktober 2012) im interkommunalen Gewerbegebiet Eichwald (Sachsenheim) statt. Vor rund 100 geladenen Zuhörern stand der von Valeska Homburg im neuen Verwaltungsgebäude der Winkels Getränke Logistik GmbH moderierte SPORT TALK 12 unter dem Motto „Paralympics – Vom Nischenereignis zum Medienspektakel“.

 

An der Gesprächsrunde teilgenommen haben:

Obwohl Jochen Wollmert erst relativ spät (mit 17 Jahren) mit dem Tischtennissport angefangen hat, ist er einer der erfolgreichsten Paralympioniken. Schon 1992 – bei seiner Paralympics-Premiere in Barcelona – landete er auf dem Treppchen. Seither gewann er bei den Paralymics insgesamt zehn Medaillen, darunter dreimal Einzel-Gold und zweimal-Mannschafts-Gold. Hinzu kommen 38 Deutsche-Meister-Titel. Wollmert wohnt in Stuttgart, startet jedoch für den Badenligisten TV Mosbach (dort spielt u.a. auch der ehemalige Weltmeister Steffen Fetzner) und RBS Solingen (Behindertensport-Wettbewerbe). Bei Weltmeisterschaften holte Wollmert im Einzel und mit dem Team zusammen sieben Medaillen (darunter 5-mal Gold). In seiner Schadensklasse belegt Wollmert seit Einführung einer Weltrangliste über zehn Jahre die Position 1. Aktuell ist er Weltranglistenfünfter. Im Jahr 2010 ehrte der Tischtennis-Weltverband ITTF Wollmert für seine Erfolge mit der Aufnahme in die „Hall of Fame“ des Weltverbands. Der 47-Jährige arbeitet hauptberuflich als Pressesprecher der Krankenkasse BARMER GEK Baden-Württemberg.

Die Rollstuhlbasketballerin Maria Kühn hat als Teammitglied der deutschen Damen-Nationalmannschaft bei den Paralympics 2012 den ersten Platz belegt. Das deutsche Team gewann in London alle sieben Spiele und holte sich somit (erstmals nach 28 Jahren wieder) souverän die Goldmedaille. Für Maria Kühn war Paralympics-Gold der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Zuvor war sie mit dem deutschen Auswahlteam bereits zweimal Europameister geworden und hatte bei der Weltmeisterschaft den zweiten Platz belegt. Maria Kühn lebt in Stuttgart und arbeitet dort für die GTÜ. Da es im Großraum Stuttgart keinen höherklassigen Verein gibt, tritt sie in der Bundesliga für das Frankfurter Team „Mainhatten Skywheelers“ an.

Matthias Berg ist gleich auf drei Gebieten außerordentlich erfolgreich: im Sport, in der Musik und als Referent. Matthias Berg ist ehemaliger Leitungssportler. In der Zeit von 1980 bis 1994 war er Mitglied der Nationalmannschaften in der Leichtathletik, als Sprinter und Springer, sowie im alpinen Skilauf. In dieser Zeit war er bei allen Paralympics und Weltmeisterschaften am Start und ist mit insgesamt 27 Medaillen (11 mal Gold, 10 mal Silber und 6 mal Bronze) einer der erfolgreichsten Behindertensportler der Welt. Heute vertritt er den Behindertensport sowohl in nationalen wie internationalen Gremien, bis hinauf ins IOC. Seit den Paralympics in Sydney im Jahr 2000 ist er regelmäßig der „ZDF-Experte“ und Co-Moderator der Fernsehübertragungen von den Paralympics – so auch kürzlich wieder bei den Spielen in London. Bei der Wahl des SWR „Unsere größten Sportler“ im Dezember 2008 – bei der die 50 herausragendsten Sportlerpersönlichkeiten der vergangenen 75 Jahre zur Wahl standen – hat er den 8. Platz belegt, noch vor Jogi Löw, Jürgen Klinsmann, Dieter Thoma oder auch Martin Schmitt. Matthias Berg hat Musik und parallel dazu Jura studiert. Bereits mit 7 Jahren hat er angefangen Horn zu spielen, wurde vielfach dekoriert bei nationalen und internationalen Wettbewerben und konzertiert weltweit mit diversen Orchestern und Ensembles. Als Jurist hat er verschiedene Stellen in der Landesverwaltung Baden-Württemberg durchlaufen. Seit September 2003 ist er Stellvertreter des Landrats und Erster Landesbeamter im Landkreis Esslingen. Er leitet dort auch das Dezernat für Umwelt und Technik mit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und er ist contergan-behindert. Seit mehr als 25 Jahren geht er regelmäßig in Schulklassen, um mit Schülern über Sport und Musik zu sprechen und darüber, wie es sich mit Behinderung lebt, wie man eigene Grenzen und Barrieren überwindet, was Fairness im täglichen Umgang miteinander bedeutet und wie man seinen Platz im Leben findet. Matthias Berg hat dieses Talent perfektioniert und ist seit vielen Jahren ein bis in die Vorstandsetagen gefragter Redner, nicht zuletzt, weil er Wissen mit viel Humor verbindet.

Hannelore Brenner ist die erfolgreichste deutsche Reiterin mit Behinderung. Die 49-jährige Diplom-Betriebswirtin aus Wachenheim (Rheinhessen) gewann bei den Paralympics 2012 in London zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille. Seit einem Reitunfall im Jahre 1986 in Luhmühlen ist die damalige Vielseitigkeitsreiterin inkomplett querschnittgelähmt. Danach jahrelang nur „Hobbyreiterin“ packte sie 1997 wieder der Ehrgeiz und sie startete auf Regelturnieren und auf Spezialturnieren für Behinderte. Bei den Paralympics in Hongkong (2008) und Athen (2004) gewann sie zweimal Gold und dreimal Silber, dazu bei vier Weltmeisterschaften zwei Gold- und sieben Silbermedaillen sowie einmal Bronze. Gold (6), Silber (5) und Bronze (1) holte sie auch bei vier Europameisterschaften, dazu wurde sie zehn Mal Deutsche Meisterin. Sie setzt sich vehement für die Belange der Para-Equestrians ein und war die treibende Kraft, dass die „Paras“ seit 2003 in das traditionelle Mannheimer Maimarktturnier integriert sind. Ihr Wahlspruch lautet: „Behindert ist nur der, der sich selbst behindert“.

Thomas Nuss nahm 1988 an den Paralympischen Spielen teil. In Seoul gewann er im Diskuswerfen die Silbermedaille und im Kugelstoßen die Bronzemedaille. Hinzu kam ein fünfter Platz im Weitsprung. Seit den Paralympics 2000 in Sydney fungierte Thomas Nuss als Teammanager der deutschen Leichtathleten. Seit den Paralympics 2004 in Athen ist er auch für die technische Ausstattung des Mannschaftsbüros verantwortlich. Im Jahr 2006 wurde Thomas Nuss beim Wettbewerb „Vorbild sein!“ der Württembergischen Sportjugend in der Kategorie „Trainer/Übungsleiter“ mit dem Ehrenamtspreis „Victor“ ausgezeichnet. Hauptberuflich ist Thomas Nuss Geschäftsführer des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes.


Kontinuität bei der Moderation: Valeska Homburg führte auch bei der zwölften Auflage des SPORT TALK durch das Programm. Die Diplom-Sportwissenschaftlerin hat rund zehn Jahre lang für die ARD gearbeitet. Valeska Homburg moderierte dabei u.a. im SWR Fernsehen die Sendung "Sport im Dritten". Ferner hat sie von zahlreichen sportlichen Großereignissen wie der Fußball-WM und den Olympischen Spielen berichtet. Derzeit ist die Moderatorin für "LIGA total" tätig. Zusätzlich verstärkt sie seit Dezember 2011 das Sportnachrichten-Team des Nachrichtensenders n-tv.