ZEITREISE | Warum die weißen Bälle neongelb wurden
  03.06.2022

SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. In der 23. Folge geht es um Regeländerungen, die vorgenommen wurden, um Sportarten attraktiver zu machen.

Regeländerungen sollen Sportarten attraktiver machen

In diesen Tagen wird auf dem Weissenhof bei den BOSS OPEN Spitzentennis geboten. Wer nicht vor Ort ist und sich dennoch für das Geschehen interessiert, kann über den kostenlosen Livestream und im Free-TV verfolgen, wie der neongelbe Ball im Stuttgarter Norden über das Netz fliegt. TV-Zuschauer spielten ursprünglich auch eine große Rolle, als die Farbe der Bälle geändert wurde. Denn einstmals sind die Tennisbälle gar nicht gelb gewesen, sondern weiß beziehungsweise schwarz. Zu Beginn der 70er-Jahre ist dann dem Fernsehen zuliebe auf gelbe Bälle umgestellt worden. Der Grund dafür: Gelbe Bäller sind für die TV-Zuschauer einfacher zu erkennen. Ab dem Jahr 1972 hat sich der gelbe Tennisball durchgesetzt, da dieser im Farbfernsehen einen guten Kontrast zum Spielfeld bietet und zudem auch noch von den Spielerinnen und Spielern besser gesehen werden kann. Beim prestigeträchtigen Tennisturnier in Wimbledon wurde bis ins Jahr 1986 allerdings an den weißen Bällen festgehalten, erst dann erfolgte auch dort die Umstellung.

Der Tennissport ist jedoch nicht alleine, was die Anpassung der Reglements angeht. Um die Wünsche der Fernsehsender zu erfüllen und die Attraktivität der Sportart für die Zuschauer zu steigen, haben diverse Sportarten ihre Regelwerke teilweise gravierend geändert. Im Tischtennis wurde im Jahr 2000 der Ball vergrößert. Diese Reform sollte zu längeren Ballwechseln führen. Diese Reform führte allerdings in erster Linie dazu, dass insbesondere Spielerinnen und Spieler mit einer starken Abwehr ihre Spielweise anpassen mussten. Die Länge und Geschwindigkeit der Ballwechsel wurden hingegen durch die Vergrößerung des Balles von 38 auf 40 Millimeter nicht groß verändert. Die Weiterentwicklung der Schläger und deren Beläge revidierten den Effekt durch die Vergrößerung des Balles. Deutlich größere Auswirkungen hatte die Änderung der Zählweise. Sätze endeten früher bei 21. Im Jahr 2001 wurde eine Verkürzung beschlossen, so dass die Sätze fortan bei 11 endeten. 

Im Tischtennis wurden die Bälle verkleinert und die Satzlänge verkürzt, um die Sportart attraktiver zu machen. Andere Sportarten wählten andere Wege. Im Cricket gingen die Spiele früher meist über mehrere Tage. Nun gibt es Varianten mit verkürzter Spieldauer, so dass die Partien nicht mehr mehrere Tage dauern. Auch der Volleyballsport wurde reformiert. Mit der Umstellung auf das 1999 eingeführte Rally-Point-System lassen sich die Spielzeiten besser planen, sie sind damit für die Übertragung im Fernsehen besser geeignet als das alte Zählsystem. Beim Rally-Point-System kann mit jedem Ballwechsel ein Punkt erzielt werden, die Dramatik und Spannung der Spiele hat dadurch deutlich zugenommen. In der vorherigen Regelordnung konnte nur die Mannschaft einen Punkt machen, welche auch im Besitz des Aufschlagrechtes war. Die durchschnittliche Spielzeit eines Hallenvolleyballmatches in der Männer-Bundesliga sank in der ersten Spielzeit nach Einführung des Rally-Point-Systems von etwa 112 Minuten auf etwa 75 Minuten.

Zuschauerinnen und Zuschauer sind für alle Sportarten wichtig, um die Popularität zu steigern und den „Erhalt“ der Sportart zu sichern. Dabei sind sowohl die Zuschauenden in den Hallen und Stadien eine wichtige Quelle für Einnahmen als auch der Verkauf von digitalen Übertragungsrechten. Mit der Hilfe von Anpassungen im Reglement können Sportarten verständlicher und für Zuschauende einfacher zum Anschauen werden. Wichtig ist aber, dass gleichzeitig die Attraktivität und Spannung des Sportes nicht verloren geht, sondern im Idealfall noch steigt. So steigt auch die Chance auf die Übertragung im Fernsehen oder auf Streaming-Plattformen, was wiederum die Reichweite und Bekanntheit einer Sportart steigern kann.

Mehr Infos:https://youtu.be/jiAhfC-twMw und https://youtu.be/ZUXMoBtGX2Q und https://youtu.be/xhit0JtDbO0