TOM UND BENNI IN PARIS | Folge 18
10.08.2024
Bei den Olympischen Spielen in Paris hat die SportRegion Stuttgart gleich zwei Sportjournalisten vor Ort – Tom Bloch und Benjamin Lau berichten in der Kolumne TOM UND BENNI IN PARIS exklusiv aus der französischen Hauptstadt. Für den Sportfotografen Benni Lau sind es die ersten Olympischen Spiele, Kollege Tom Bloch war bereits in Rio de Janeiro und in Tokio am Start. Täglich erzählen die beiden über ihre Erlebnisse in der Weltstadt an der Seine im Ausnahmezustand.
Folge 18: Paris verleiht Flügel
Freundschaften müssen gepflegt werden. Das weiß man. Das wissen auch ein langjähriger Freund von mir und ich. Seit rund zwei Jahren sagen wir uns, das wir uns mal wieder treffen sollten. Einfach mal wieder gemütlich was trinken gehen, ganz ungezwungen. Zumal wir gar nicht weit voneinander entfernt wohnen. Zum Treffen gekommen ist es dann aber leider halt doch lange nicht. Irgendwas ist schließlich immer.
Wie gut, dass der langjährige Freund wie ich die Olympischen Spiele in Paris auf dem Schirm hat und vor Ort ist. Wir haben also schon vor einigen Wochen vereinbart, dass wir uns dort treffen werden. Das, was in der Heimat nicht gelungen ist, klappt auf einmal. In der französischen Haupstadt sehen wir uns nach langer Zeit wieder.
Mein langjähriger Freund ist beruflich in Paris. Er arbeitet für ein bekanntes österreichisches Unternehmen. Genauer gesagt, arbeitet er für den Weltmarktführer bei Energydrinks. Und dieser Konzern hat schon vor vielenIch Jahren entdeckt, dass für ihn das Sportsponsoring hilfreich sein kann beim Erreichen der Ziele.
Somit begebe ich mich an einem meiner freien Nachmittage auf Einladung meines langjährigen Freundes ins „Red-Bull-Haus“. Schon beim Betreten des Gebäudes bekomme ich große Augen. Dieses unterscheidet sich dann doch vom Deutschen Haus, welches in Paris den Dreh- und Angelpunkt des organisierten deutschen Sports darstellt.
Das Deutsche Haus hat eine lange Tradition. Bei Olympischen Spielen ist das an den Abenden stets der Treffpunkt für die Akteure aus Sport, Journalismus und Wirtschaft. Schon irgendwie komisch: Man ist im Ausland, schaut sich tagsüber die Wettkämpfe an und abends trifft man dann seine Landsleute.
In diesem Jahr gibt es, so wird mir gesagt, zwei Besonderheiten. Erstens befindet sich das Deutsche Haus erstmals in einem Rugby-Stadion und zweitens können diesmal auch „Normalbürger“ ein Ticket erstehen. Das führt dazu, dass in dem weitläufigen Gelände die Stimmung entsprechend kühl ist. Auf der Bühne gibt es zwar ein Programm und die Medaillengewinnerinnen und -gewinner werden standesgemäß interviewt, doch in Kontakt kommt man dann eben doch vor allem mit den Menschen, die man schon kennt. Wobei die Stimmung auf jeden Fall gut ist.
Im „Red-Bull-Haus“ ist das anders. In dem sechsstöckigen Gebäude fühlt man sich sogleich willkommen. Einfach jede und jeder begrüßt einen mit „High Five“. Es ist einfach lockerer und familiärer. So läuft zum Beispiel der katarische Hochspringer Mutaz Essa Barshim direkt an mir vorbei und an meinem Tisch sitzt eine Dame, mit der ich mich über das Thema „Marathon-Lauf“ unterhalte. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass es sich bei meiner Gesprächspartnerin um Eileen Gu, Olympiasiegerin im Ski-Freestyle, handelt. Und die plaudert hier einfach so mit mir.
An den Wänden sind Porträts der Sportlerinnen und Sportler zu sehen, die von dem österreichischen Konzern unterstützt werden. Eine illustre Runde ist das – zu meinem Erstaunen wird nicht nur der Extremsport gefördert, sondern man bringt sich auch in klassischen Sportarten wie der Leichtathletik ein. An einer Wand ist zu sehen, wie viele Medaillen die Akteure, die unterstützt werden, 2024 bei Olympia schon errungen haben. Es sind nicht wenige. Paris verleiht Flügel.
Der Abend neigt sich dem Ende entgegen. Ich verabschiede mich von meinem langjährigen Freund und bedanke mich für den schönen Abend. Wenn wir wieder zu Hause sind, das nehmen wir uns fest vor, dann wollen wir uns bald wiedersehen. Der langjährige Freund heißt Tobias Unger. Er hat an drei Olympischen Spielen teilgenommen. Sein 100-Meter-Bestzeit liegt bei 10,14 Sekunden. Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, die schneller sind als er.
Benni Lau
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