Tennis: Beitragserhöhung, neue Wettspielordnung und Strukturreform
  19.03.2012


Eine große Anzahl an Themen mit Diskussionsbedarf und regem Meinungsaustausch gab es bei der Mitgliederversammlung des Württembergischen Tennis-Bundes (WTB) am Samstag (17. März 2012) im Hotel am Schlossgarten in Nürtingen. Der Block Ehrungen, der ansonsten fast den größten Teil bei den Versammlungen des mit rund 180.000 Mitgliedern zählenden, zweitgrößten deutschen Tennislandesverbandes einnimmt, geriet dabei beinahe etwas in den Hintergrund.

WTBEine große Anzahl an Themen mit Diskussionsbedarf und regem Meinungsaustausch gab es bei der Mitgliederversammlung des Württembergischen Tennis-Bundes (WTB) am Samstag (17. März 2012) im Hotel am Schlossgarten in Nürtingen. Der Block Ehrungen, der ansonsten fast den größten Teil bei den Versammlungen des mit rund 180.000 Mitgliedern zählenden, zweitgrößten deutschen Tennislandesverbandes einnimmt, geriet dabei beinahe etwas in den Hintergrund. Dennoch legte Präsident Ulrich Lange großen Wert auf diesen Part der insgesamt 15 Punkte umfassenden Tagesordnung. „Ich sehe es als unabdingbar an, den Funktionären des Verbandes und auch den Mitstreitern in den Vereinen in diesem Rahmen für ihre unschätzbare geleistete ehrenamtliche Arbeit zu danken“, so der 69 Jahre alte Reutlinger, der seit 2001 im Amt ist. Verbandsjugendwart Siegfried Guttenson nutzte die Gelegenheit, um insgesamt 17 Vereine für „Gute Jugendarbeit im Verein 2011“ auszuzeichnen. Großen Applaus erhielten die Sieger in den Kategorien bis 180 Mitglieder die TA Sportfreunde Schwendi, bis 350 Mitglieder der TC Dettingen/Horb, und über 350 Mitglieder die TA SV Böblingen. Des Weiteren gab es die Auszeichnungen des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit. Dabei erzielte der TEV RW Fellbach den ersten Preis für das beste Jubiläumsmagazin und der TC Schorndorf gewann in der Rubrik „Bestes Vereinsmagazin“. Zudem wurde noch der WTB-Trainer des Jahres gekürt. Die Wahl fiel auf Marek Kimla vom TC Markwasen Reutlingen. Zur Belohnung für die Besten aus den Ressorts Jugend, Öffentlichkeitsarbeit und Lehrwesen gab es attraktive Preise: Tickets für die Fed Cup-Partie Deutschland gegen Australien im April in Stuttgart, den sich daran anschließenden Porsche Tennis Grand Prix und den MercedesCup im Juli auf dem Weissenhof.

Bevor es allerdings zu den Ehrungen kam, war für die Vertreter aus insgesamt 101 Vereinen ein großes Sitzungspensum zu bewältigen. Nach einem Grußwort des neuen DTB-Sportwartes Carl-Uwe Steeb, der unter anderem über die neuen Strukturen im Dachverband, die derzeit hervorragende Situation im Leistungssport, vor allem im Damenbereich, die Nachwuchsarbeit und die neu gewonnenen Partner im Dachverband berichtete, begann die eigentliche Versammlung. Auf detaillierte Jahresberichte wurde verzichtet, da diese bereits im Vorfeld veröffentlicht wurden und im Internet sowie im offiziellen Verbandsorgan nachzulesen sind. Präsident Lange blickte in seiner Grundsatzrede dennoch kurz auf das insgesamt erfolgreiche Jahr 2011 mit einem ausgeglichenen Haushalt zurück. Ein Meilenstein war dabei der Bau des vierten Hallenplatzes im Bezirksstützpunkt in Biberach, der innerhalb von vier Monaten fast zu 100 Prozent im Budget abgeschlossen werden konnte. Zudem erwähnte er die anstehende Fed Cup-Partie in der Porsche-Arena in Stuttgart und warb um Unterstützung für die Veranstaltung am 21. und 22. April. Für alle Fans gibt es daher auch wieder ein attraktives Angebot, speziell für die Mitglieder in den württembergischen Tennisvereinen.
Auch die Erfolge bei den Aktiven und der Jugend mit Titeln bei den Deutschen Jugendmeisterschaften sowie die erfolgreich durchgeführten Deutschen Meisterschaften in Biberach belegen die gute Arbeit des Verbandes. Ein Wehrmutstropfen ist weiterhin der Mitgliederrückgang, der in 2011 unter zwei Prozent lag. Bundesweit steht der WTB, dank der Aktivitäten vor allem im Bereich Breitensport, zwar gut da, ist aber für Lange noch immer zu viel. Für die Zukunft hat sich der WTB daher auf die Fahnen geschrieben, den Nachwuchs und den Leistungssport weiter zu fördern. „Wir brauchen wieder Vorbilder, um die Jugend für das Tennis zu begeistern“, so der Verbandspräsident. Dabei steht auch weiterhin im Fokus, Lösungen für die Bewältigung der Probleme, die sich aus der Ganztagesschule und G8 ergeben, zu finden. Als sehr positiv bezeichnete er auch die Wahl des neuen Präsidiums im Dachverband. „Mit dem komplett neuen Team um Präsident Dr. Karl-Georg Altenburg und Charly Steeb als Sportwart kann Tennisdeutschland mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken“, sagte Lange, der die Arbeit im DTB zu 100 Prozent unterstützt.

Leider gab es auch etwas Unerfreuliches zu berichten. Nach einer ersten Einführung durch Präsident Ulrich Lange präsentierte Verbandsschatzmeister Uwe Gärtner, der wie das gesamte Präsidium einstimmig entlastet wurde, dass eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge absolut unumgänglich ist. Trotz eiserner Ausgabendisziplin und Ausschöpfung aller Einsparungspotentiale in den letzten Jahren, gibt es für Gärtner keine andere Lösungsmöglichkeit. „Was den WTB letztlich aus der Bahn geworfen hat, ist der Verlust von Sponsorengeldern in Höhe von 200.000 Euro von 2011 auf 2012. Dieser Betrag kann, um die Wahrung der satzungsgemäßen Aufgaben sicher zu stellen, in Zukunft nicht mehr abgefangen werden“, erklärte Gärtner. Von daher entschieden sich das Präsidium und der Verbandsrat eine Beitragserhöhung satzungsgemäß für 2013 vorzuschlagen. Demnach soll der Beitrag für ein erwachsenes Mitglied von 2,90 Euro auf 3,80 Euro und der für ein jugendliches Mitglied von 1,30 Euro auf 1,75 Euro steigen. Hinzu kommt noch die Erhöhung des DTB-Beitrages von 10 Cent für alle Mitglieder, die der WTB laut seiner Satzung direkt an seine Mitgliedsvereine weitergibt. Nach einer kurzen Diskussion stimmten die Delegierten mit 91 Ja-Stimmen, bei drei Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen, dem Antrag zu.

LANGESTEB

WTB-Präsident Ulrich Lange (links) und DTB-Sportwart Carl-Uwe Steeb.

Wie bereits von Ulrich Lange in seiner Grundsatzrede angekündigt, stellte Werner Novotny, WTB-Referent für das Lehrwesen, die Machbarkeitsstudie der WTB-Strukturreform vor. Diese Reform sieht vor, den Verband von acht auf vier Bezirke zu verkleinern und stellt einen der Schwerpunkt der Arbeit im anstehenden Jahr dar. „Es sind Ideen, um den Verband zu modernisieren, durch Verschlankung der Gremien effizienter zu arbeiten und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen“, so Lange, „aber mein Seelenheil hängt nicht an dieser Reform!“ Die Vorstellung dieser Machbarkeitsstudie erfolgte bereits auf jeder Bezirksversammlung, sodass alle Anwesenden schon bestens informiert waren und sich daher Fragen in Grenzen hielten. Ob eine Strukturreform kommt, wird sich erst im Herbst dieses Jahres zeigen. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sollen die Vereine darüber entscheiden. In einem knapp 90-minütigen Sitzungsmarathon wurde danach über die Neufassungen der Wettspielordnung und Turnierordnung diskutiert und abgestimmt. Moderiert von Verbandssportwart Rolf Schmid musste, der WTB-Satzung entsprechend, jeder einzelne Paragraph besprochen und abgestimmt werden. „Die neu formulierte und strukturierte Fassung soll vor allem die Lesbarkeit, auch für Nicht-Fachleute, verbessern“, erklärte Rolf Schmid. Von daher handelte es sich in erster Linie um redaktionelle Änderungen, Klarstellungen von Sachverhalten und Anpassungen an das LK-System. Etwas längere Diskussionen gab es bei der Neuregelung in § 33c Ziffer 2. Dieser besagt, dass „Ein Spieler, der im Einzel aufgestellt wurde und dieses nicht aufgenommen oder abgebrochen hat, darf an diesem Spieltag im Doppel nicht mehr aufgestellt werden.“ Mit einer einfachen Mehrheit wurde dieser Neuregelung zugestimmt. Des Weiteren wurde ein Eilantrag an die Versammlung gestellt, ob die Regelung aus § 20 Ziffer 1. „Jedes gewonnene Wettspiel eines Verbandsspiels (Einzel und Doppel) zählt einen Punkt.“ nicht auch schon für 2012 gelten soll. Die Annahme des Eilantrages bekam jedoch keine Zustimmung. Somit ist die komplett neu formulierte Fassung der Wettspielordnung ab dem Spieljahr 2013, welches am 1. Oktober 2012 beginnt, gültig. Nach über viereinhalb Stunden beendete WTB-Präsident Ulrich Lange die Mitgliederversammlung in Nürtingen, verbunden mit dem Dank an die lebhaften Diskussionen und das Vertrauen der anwesenden Mitglieder für das Präsidium.

Mehr Infos: www.wtb-tennis.de

[Text/Foto: Alexander Adam]