Stuttgarterinnen bei der „27.Gracia-Orlová-Rundfahrt“ im Pech
  30.04.2013


Es war ein harter Kampf der Stuttgarter „Grazien“. Doch die Radsportlerinnen aus der Landeshauptstadt hatten bei der „27.Gracia-Orlová-Rundfahrt“ in Tschechien am Ende ziemlich viel Pech.

TEAM STUTTGARTWar es etwa schon ein schlechtes Omen? Als die Fahrerinnen und Betreuer des „Team Stuttgart“ am Dienstag (23. April 2013) nach zehnstündiger Fahrt in Tschechien ankamen, musste Teamchef Olaf Janson feststellen, dass der Organisator zu wenig Zimmer gebucht hatte. Die Zimmersuche ging mit der Streckenbesichtigung zum Prolog Hand in Hand, war aber erfolgreich. Die Fahrerinnen Annabell Öschger, Pia Weber, Heike Noever, Gunda Häußler, Nadja Schreder und Gastfahrerin Martina Ritter aus Österreich nahmen es locker und bestritten den 2,2 Kilometer langen Prolog zur 27.Gracia-Orlová-Rundfahrt“ (Kategorie 2.2) hochmotiviert. Beendet hat das „Team Stuttgart“ den Auftakt zur UCI- Etappenfahrt mit einer Top-Ten-Platzierung durch Martina Ritter, die auf den siebten Platz fuhr. Noever erreichte Platz 81, Häußler 106, Weber 113, Öschger 121 und Schreder 125 bei insgesamt 149 Starterinnen aus 26 Teams. Es siegte die anschließende Dauer-Trägerin des Führungstrikots und spätere Gesamtsiegerin Ellen van Dijk, deren „Specialized-lululemon-Team“ die Rundfahrt dominierte.

Davon unbeeindruckt zeigten sich die Stuttgarterinnen zum Start der zweiten Etappe über 105 Kilometer, wurden jedoch schon zu einem frühen Zeitpunkt des Rennens in Stürze verwickelt, die zwar glimpflich ausgingen, aber den Anschluss ans Feld kostete. Am Ende waren mit Martina Ritter und Annabell Öschger nur noch zwei Fahrerinnen des Teams im großen Hauptfeld, das sich auf die Entscheidung am Schlussanstieg nach Stramberk vorbereitete. In der Senke - an der imaginären „Flamme Rouge“ - rund einen Kilometer vor dem Ziel, kam es zu einem Massensturz, von dem die Hälfte des Feldes betroffen war. „Leider war auch Martina Ritter darin verwickelt, die mit gebrochenen Rahmen und starken Prellungen das Ziel erreichte. Zum Glück erhielten alle Fahrerinnen die gleiche Zeit“, beschrieb Teamchef Janson den hektischen Rennausgang, dem anderntags zwei Halbetappen folgen sollten. „Als erstes ein Zeitfahren über 13 Kilometer, später noch ein Rennen über 56 Kilometer mit Bergankunft. Hoffen das Martina die Nacht gut übersteht und im Zeitfahren nochmal angreifen kann. Allen Gestürzten gute Besserung, besonders denen, die im Krankenhaus versorgt werden müssen!“, tippte Janson schnell noch den Lagebericht in sein Smartphone.

„Zeitfahren überstanden! Besonders erfreulich, Martina Ritter konnte trotz starker Einschränkung an den Start gehen. Sie belegte einen beachtenswerten 11. Platz“, atmete Teamchef Janson auf. Auch die übrigen Stuttgarterinnen konnten mit ihren Ergebnissen über die 13 Kilometer Einzelzeitfahren zufrieden sein. Allein Nadja Schreder fiel bei ihrem ersten Zeitfahren aus dem Zeitrahmen und blieb über dem Zeitlimit. „Ohne Zeitfahrrad und gegen eine Ellen van Dijk standen die Chancen nicht gut“, erklärte der Teamchef. Auf der anschließenden Halbetappe über 58 Kilometer begleiteten sommerliche Temperaturen von bis zu 30 Grad die Sportlerinnen und trotzdem holte sie der Winter ein: Im Zielgebiet Visalaje lag noch Schnee. Die windige Etappe wurde sturzfrei beendet. „Neben Martina Ritter, die immer noch durch die Sturzverletzung stark eingeschränkt ist, erreichten auch unsere beiden Youngster Annabell Öschger und Pia Weber die fünf Kilometer lange Schlusssteigung im Feld. Eine tolle Leistung“, freute sich die Teamleitung.

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Vom 24. bis 28. April nahm das "Team Stuttgart"an der "27.Gracia-Orlová-Rundfahrt" teil.

Wegen zu viel Schnee wurde für die folgende Königsetappe die erste Bergwertung auf dem Pustevny gestrichen. Auf der vierten, temporeichen und selektiven Etappe über 118 Kilometer blieben erneut Stürze nicht aus, die zum Teil auch die Stuttgarter Fahrerinnen behinderten. Ein sehr starkes Rennen unter Schmerzen absolvierte die lädierte Martina Ritter. Erst an der dritten Bergwertung musste sie reißen lassen, war aber anschließend unter den aktivsten Fahrerinnen in der Verfolgergruppe zu finden. Auch Annabell Öschger und Pia Weber fuhren ein beherztes Rennen. Dennoch fiel Pia Weber aus der Karenzzeit. Am Abend wurde zudem entschieden, dass Gastfahrerin Ritter am Sonntag nicht mehr zur letzten Etappe an den Start gehen wird. „Gesundheit geht vor“, bekräftigte Janson die Entscheidung. Nach einem gründlichen Check im Krankenhaus daheim gab die Österreicherin schließlich einen Tag später Entwarnung: Nichts gebrochen, nur Prellungen

Somit war mit Annabell Öschger auf der fünften und letzten Etappe, einer Rundstrecke mit Start und Ziel in Orlová über 100,2 Kilometer, nur noch eine Team-Stuttgart-Fahrerin im Rennen. Das durch Sturzverletzungen und nicht erreichten Zeitlimits stark dezimierte Feld musste im Finale auch gegen Kälte und Regen kämpfen. Die großen Teams machten erwartungsgemäß mächtig Druck und hielten auf der zum Teil engen und glatten Strecke das Tempo hoch. Annabell Öschger verpasste im weiteren Rennverlauf den Anschluss, konnte aber das Rennen in der ersten Gruppe hinter dem Hauptfeld beenden. „Das war dann für die Mannschaft doch noch ein versöhnlicher Abschluss“, war Teamchef Janson zufrieden, war es doch für die meisten Team-Stuttgart-Fahrerinnen die erste Frauenrundfahrt. Weitere werden folgen.

[Text:Hugger]