Studie | Haupt- und Realschüler profitieren besonders von Sport
  03.11.2015


Laut einer Studie der Universität Hohenheim profitieren Haupt- und Realschüler besonders von Sport. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die positiven Effekte von Sport vor allem dadurch entstehen, dass Kinder und Jugendliche durch ihre sportliche Aktivität die Gelegenheit bekommen von einem stimulierenden sozialen Umfeld zu profitieren.

Viele Jugendliche treiben in ihrer Freizeit Sport, spielen ein Musikinstrument oder sind ehrenamtlich aktiv. Oft sind diese Jugendlichen später auch beruflich erfolgreicher als Menschen, die in ihrer Jugend nur wenigen oder keinen strukturierten Freizeitaktivitäten nachgegangen sind. Ist es tatsächlich so, dass bestimmte Freizeitaktivitäten zum Kompetenzerwerb beitragen? Lernen Jugendliche sozusagen im Spiel Kompetenzen, die im Erwerbsleben nützlich sind? Oder gehen Jugendliche, die sowieso in der Schule erfolgreich sind und aus sozial besser gestellten Familien stammen, einfach häufiger strukturierten Freizeitaktivitäten nach?

Frühere wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Teilnahme an strukturierten Freizeitaktivitäten wie Sport, Musik oder ein ehrenamtliches Engagement in der Jugend einhergehen mit einem höheren Bildungsabschluss und größerem beruflichen Erfolg im späteren Leben. Allerdings ist bislang weitgehend unklar, ob die Freizeitaktivitäten tatsächlich die Ursache für den späteren Erfolg sind. Meist stammen die Jugendlichen, die mehr strukturierten Freizeitaktivitäten nachgehen, aus sozial besser gestellten Familien. Es kann also sein, dass Jugendliche, die ohnehin schon gut in der Schule sind und von ihren Eltern gut unterstützt werden, einfach häufiger bestimmte Freizeitaktivitäten ausüben. Dann wären die beobachteten positiven Effekte nicht auf die strukturierten Freizeitaktivitäten zurückzuführen, sondern auf die schulischen Leistungen und das Elternhaus.

Die Hohenheimer Ökonometrie-Professorin Aderonke Osikominu und ihr Mitarbeiter Benjamin Fuchs haben untersucht, ob regelmäßiger Sport in der Jugend tatsächlich zum Erwerb von Kompetenzen beiträgt. Für ihre Studie verwenden Fuchs und Osikominu Daten aus einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von rund 3000 Jugendlichen in Deutschland. Die Daten enthalten ausführliche Informationen sowohl über die Jugendlichen selbst als auch über deren Eltern und Geschwister. So können die Forscher nicht nur die Freizeitaktivitäten der Jugendlichen, ihre Kompetenzen und schulische Laufbahn sehr genau nachverfolgen, sondern auch das familiäre und soziale Umfeld. Das ist wichtig, um den direkten Effekt von Sport berechnen zu können, der sich ergibt, wenn die bisherige schulische Laufbahn, Teilnahme an anderen strukturierten Aktivitäten und das familiäre und soziale Umfeld konstant gehalten werden.

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass drei Viertel der Jugendlichen, die ein Gymnasium besuchen, mindestens einmal in der Woche Sport treiben. Bei den Jugendlichen auf einer Haupt- oder Realschule sind es 50%. Das Vorbild der Eltern spielt eine wichtige Rolle für die Entscheidung der Jugendlichen Sport zu treiben. Dabei üben die Jugendlichen eine gewählte Sportart meist über mehrere Jahre, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter, aus. Klarer Favorit bei den Jungen ist Fußball, gefolgt von anderen Team- und Ballsportarten. Bei Mädchen gibt es keine klare Lieblingssportart. Fast alle Jugendlichen üben Sport im Verein oder in einer Gruppe mit anderen aus. Sport ist also ganz klar eine soziale Aktivität.

Regelmäßiger Sport in der Freizeit wirkt sich bei den Jugendlichen positiv auf den Erwerb von sozialen und Persönlichkeitskompetenzen aus. So sind Jugendliche, die regelmäßig Sport treiben, gewissenhafter und zielstrebiger und schätzen ihre berufliche Zukunft positiver ein. Dies schlägt sich dann auch entsprechend positiv in der weiteren schulischen und beruflichen Laufbahn wieder. Die positiven Effekte sind besonders groß bei Jugendlichen, die die Haupt- oder Realschule besuchen. Für diese Jugendlichen stellt Sport oft die einzige strukturierte Freizeitaktivität dar. Außerdem stammen sie oft aus sozial schwächeren Elternhäusern. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die positiven Effekte von Sport vor allem dadurch entstehen, dass Kinder und Jugendliche durch ihre sportliche Aktivität die Gelegenheit bekommen von einem stimulierenden sozialen Umfeld zu profitieren.

Quelle: Universität Hohenheim