Sport PR trifft den Sport im "SpOrt Stuttgart"
  15.11.2012


Am Dienstag (13. November 2012) fand im Haus des Sports „SpOrt Stuttgart“ in Stuttgart-Bad Cannstatt der 3. Sport-Dialog der Fachgruppe Sport des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher (BdP) statt. Ausgerechnet der frühere Fußball-Europameister Fredi Bobic brach dabei eine Lanze für eine stärkere mediale Präsenz kleinerer Sportarten. „Mich interessieren auch andere Sportarten und ich finde es schade, dass diese in der Sportberichterstattung kaum Berücksichtigung finden“, sagte der Sportdirektor des VfB Stuttgart. SWR-Sportchef Harald Dietz hielt entgegen, dass im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung beim SWR beispielsweise die Berichterstattung über Fußball lediglich 30 Prozent ausmache. Um mehr Beachtung zu finden, müssten die Sportverbände bessere „Geschichten erzählen“ und „kreative Formate“ entwickeln – eine Anregung, die „Hausherr“ Ulli Derad, Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV), im Haus des Sports „SpOrt Stuttgart“ gerne annahm und weiterentwickeln möchte. Zahlreiche Pressesprecher der Sport-Fachverbände und von Unternehmen aus Baden-Württemberg waren zur Podiumsdiskussion „Sport PR trifft den Sport“ gekommen. Die BdP-Fachgruppe Sport hatte in Partnerschaft mit dem LSV, dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS), dem Verein Sportpresse Württemberg (VSW) sowie der BdP-Landesgruppe Baden-Württemberg eingeladen, das Podium war prominent besetzt. Neben Bobic, Dietz und Derad diskutierten Markus Günthardt, Turnierleiter des Porsche Tennis Grand Prix und Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer ferber-Marketing über die Besonderheiten der Pressearbeit im Sport – moderiert von Berthold Mertes, Kommunikationsleiter der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA).

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Es diskutierten (von links): Fredi Bobic, Oliver Mintzlaff, Markus Günthardt, Moderator Berthold Mertes, Harald Dietz und Ulli Derad.

Viel war vom medialen Overkill die Rede. Weil jeder sendet, speichert und „publisht“, reicht gelegentlich ein Klick, um E-Mails, Bilder oder Videos in falsche Kanäle zu lenken. Immer mehr Daten lassen sich kopieren, verknüpfen und verbreiten – und eines Tages benutzen, um Imageschäden zu verursachen, im Extremfall sogar Schicksale zu besiegeln. Die Instrumente, Smartphones und Multimedia-Plattformen, liegen in den Händen aller. Im Sport mit seinem Massen-Interesse ist die Gefahr deshalb besonders groß. „Blitzschnell ist im digitalen Zeitalter Transparenz herstellbar“, erklärte NADA-Sprecher Mertes: „Genauso rasch verbreiten sich aber auch Gerüchte oder Halbwahrheiten, die das Image eines Menschen nachhaltig beschädigen können.“ Umso wichtiger erschien allen Podiumsteilnehmern der sensible Umgang mit den neuen Technologien. Fredi Bobic berichtete davon, dass der VfB seine Jungprofis längst gezielt im Handling mit Facebook, Twitter & Co. schule und auf die Risiken hinweise. Der Ex-Nationalspieler war derselben Meinung wie Oliver Mintzlaff, der Mario Gomez und weitere Profis ähnlichen Kalibers berät, dass die Risiken oft falsch eingeschätzt würden. Als Beispiel wurde die Maulwurf-Affäre während der Fußball-EM genannt, als vor dem deutschen Spiel gegen Griechenland vorzeitig der Einsatz von Andre Schürrle und Marco Reus getwittert wurde – und damit einen tagelangen Medien-Hype auslöste. Der Grad, wieviel Sportler von sich preisgeben, sei vom Einzelnen abhängig, meinte Mintzlaff. Er unterstrich, dass ein Manager im Sinne eines prominenten Sportlers zwar stark filtern, aber genauso darauf achten müsse, dass sein Klient authentisch bleibe. Bobic vertrat die Auffassung, dass ein Profiverein die Pflicht habe, seine Sportler zu schützen.

Die Diskutanten sprachen nicht zuletzt auch über die Chancen der neuen Medien. Ulli Derad begrüßte die Möglichkeit, auch Sportverbände, die in den klassischen Medien nur am Rande Beobachtung finden, besser zu positionieren. Markus Günthardt erläuterte, dass die neuen Medien für den Porsche Tennis Grand Prix sehr wichtig seien, weil sie auch in den weniger intensiven Phasen neben der Turnierwoche die Möglichkeiten eröffneten, in Erscheinung zu treten. In diesem Zusammenhang sprach er auch über neue Formate wie z. B. selbst produzierte Kurzberichte, die es zu entwickeln gelte, um in der veränderten Medienlandschaft Beachtung zu finden. Stuttgart mit dem Schwerpunkt auf dem organisierten Profi-Sport war nach Frankfurt am Main und Hannover die dritte Station der im Mai 2011 aufgenommenen Veranstaltungsserie „Sport-Dialog“. In der DFB-Zentrale hatte der Journalismus im Mittelpunkt gestanden, in LSB Hannover das Sport-Marketing.

Quelle: Anke von Haaren/LSV