MIKRO AN! | Dennis Hamann
  14.03.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der vierten Folge geht es um Dennis Hamann.


„Einmal Olympia mitzuerleben ist einer meiner Lebensträume“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon?

Durch die Arbeit beim Radio bestand schon immer ein Hang dazu, ins Mikrofon zu sprechen. Als vor sieben Jahren der Hallensprecher der MHP RIESEN berufsbedingt wegzog, suchte der Verein einen neuen Hallensprecher. Und da war ich zur Stelle.

Was war der erste Einsatz?

Der allererste Einsatz war noch in Würzburg beim Drittliga-Handball der Rimparer Wölfe. Dort allerdings bei weitem nicht so professionell. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Was war bislang der Höhepunkt?

Schwierig, da ein Spiel rauszupicken. Egal, ob vertretungsweise bei den Bietigheimer Handballern, bei den MHP RIESEN oder bei den Ludwigsburger Hockey-Teams: Alle Spiele sind besonders, bei denen man weiß, dass man die Stimmung gut und erfolgreich angeheizt hat. Wenn dabei dann noch ein Sieg der „eigenen“ Mannschaft rausspringt, ist es jedes Mal einfach pure Freude.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Tatsächlich bin ich von großen negativen Dingen verschont geblieben. Bei den Harlem Globetrotters war es jedoch einmal kurzzeitig ein wenig chaotisch. Ich durfte dabei das Halbzeitprogramm gestalten. Dazu wollte ich ein Wurf-Spiel mit zehn Kindern machen, die ich explizit auswählte. Plötzlich standen aber mehr als 40 Kinder vor mir, weil Eltern ihre Kinder auch einfach mal aufs Feld geschickt haben. Somit war kein geordnetes Spiel mehr in der Kürze der Zeit möglich und die Kinder haben sich bei der Verteilung der kleinen Gewinne schier darum gestritten. Das war extrem schade.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

Bei den MHP RIESEN hat es einmal mitten im Spiel 20 Minuten ein massives Elektronikproblem inklusive Spielunterbrechung gegeben. Da kam nur die Frage auf: „Wie kann ich die Leute jetzt unterhalten. Was fällt mir noch ein…“ Das war sehr fordern, hat aber auch enorm viel Spaß gemacht. Mit zufälligen Interviews von Zuschauern und ein paar kleinen Gewinnspielen haben Maskottchen Lurchi und ich die Zeit dann gut überbrückt. Aber es war verrückt, wie der Fokus plötzlich ganz bei einem als Hallensprecher liegt, weil sonst nichts passiert. Das ist eigentlich nie der Fall. Die Menschen kommen nicht, um den Hallensprecher zu sehen oder zu hören. Er rundet die Veranstaltung im besten Fall ab. Deswegen schlug das Herz da gleich mal ein paar Takte schneller. Umso glücklicher war ich, als alles wieder lief und ich vom Court gehen konnte. Ansonsten war es auch ein Erlebnis, vor 4.500 Leuten mit den Cheerleadern der MHP RIESEN zu „All the single ladies“ von Beyoncé in einer Auszeit zu tanzen und alle Handys auf einen gerichtet zu sehen. Das wird mir sicher auch noch lange in Erinnerung bleiben.

Welches ist der beste Song?

Natürlich immer nur „Hit Music Only“! von meinem Arbeitgeber Radio Energy. Spaß beiseite. Seven Nations Army war schon vor dem Einzug in den internationalen Fußball ein super Lied für den Sport. Genauso aber „Black and Yellow“ – das sind ja die Vereinsfarben der MHP RIESEN und passt perfekt zum Club. Ansonsten alles, was die Zuschauer dazu einlädt, den Takt mit aufzunehmen ...

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Tatsächlich ja und bei jedem Sport sind es andere. Bei den MHP RIESEN waren es immer die gleichen Schuhe und ein „Sieger-Spezi“ vor dem Spiel. Beim Handball war es das Gespräch mit dem Videoleinwand-Kollegen. Und beim Hockey ist es der Döner nach dem Spiel ...

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Jens Zimmermann ist meiner Meinung nach der mit Abstand beste Kollege, den ich kenne: Er hat das gleiche Verständnis der Rolle eines Sprechers, ist hochprofessionell, Fachmann in den verschiedensten Sportarten, kann die Stimmung nach Belieben steuern und hat alles erreicht, wovon man als Sprecher vielleicht mal träumt. Trotzdem ist er ein zugänglicher, freundlicher und bodenständiger Mensch, der mit Rat und Tat zur Seite steht.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Vielleicht beim Synchronschwimmen – aber auch da nur, weil ich mich da (noch) überhaupt nicht auskenne! :-)

Wie hält man die Stimme fit?

Durch die tägliche Arbeit ist es gar nicht so schwer, da ist schon viel Technik vorhanden. Ansonsten viel trinken und selbst wenn es lauter wird, versuchen auf die Technik zu achten, dann wird das schon.

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …

… würde das IOC anrufen und fragen, ob ich nicht bei den Olympischen Spielen dabei sein möchte. Egal, ob als Sprecher oder auch einfach nur so. Sportlich hat es dazu nie gereicht, aber einmal Olympische Spiele vor Ort mitzuerleben ist einer meiner Lebensträume.


Dennis Hamann ist Programm-Manager bei Radio Energy. In seiner Freizeit sitzt er beim Hockey-Bundesligisten HC Ludwigsburg sowie gelegentlich auch beim Basketball-Bundesligisten MHP RIESEN Ludwigsburg und den Bundesliga-Handballern der SG BBM Bietigheim am Mirkrofon. 

 

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