Ganztagsschule: Verbindlicher Rahmen wird benötigt
  30.09.2012


Die gebundenen Ganztagsschulen werden die Jugendarbeit außerschulischer Bildungsträger erheblich erschweren. Der Württembergische Landessportbund (WLSB), der Badische Sportbund Nord (BSN), die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Landesmusikrat haben deshalb mit ihrer Fachtagung „Sportvereine und außerschulische Bildungsträger an der Ganztagsschule“ am 28. September 2012 in Stuttgart auch den gesellschaftlichen Schulterschluss demonstriert.

WLSBDie gebundenen Ganztagsschulen werden die Jugendarbeit außerschulischer Bildungsträger erheblich erschweren. Das befürchten Sport, Kirchen und Musik, wenn die Landesregierung den Ausbau mit den gegenwärtigen Rahmenbedingungen weiterführt, ohne sich mit den außerschulischen Bildungsträgern zu verständigen. Der Württembergische Landessportbund (WLSB), der Badische Sportbund Nord (BSN), die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Landesmusikrat haben deshalb mit ihrer Fachtagung „Sportvereine und außerschulische Bildungsträger an der Ganztagsschule“ am 28. September 2012 in Stuttgart auch den gesellschaftlichen Schulterschluss demonstriert. Über 300 Teilnehmer haben bei der Veranstaltung über die Entwicklung in der Ganztagsschule diskutiert. Zudem wurden zahlreiche Praxisbeispiele und Formen der Zu-sammenarbeit mit den Schulen vorgestellt. Die Belange der außerschulischen Bildungsträger müssen beim Ausbau der gebundenen Ganztagsschulen im Land deutlich stärker als bislang berücksichtigt werden. Diese Forderung von Sport, Kirchen und Musik an die grün-rote Regierung zielt sowohl auf die Zusammenarbeit mit den Ganztagseinrichtungen als auch auf die Freizeit von Kindern und Jugendlichen nach Schulschluss. „Auch wir sehen die gesellschaftliche und bildungspolitische Notwendigkeit von Ganztagsschulen und bieten der Landesregierung deshalb weiterhin unsere Unterstützung an. Mit den derzeitigen Rahmenbedingungen sind wir aber nicht zufrieden. Zudem muss genü-gend Raum bleiben für die wichtige Arbeit von Sport, Kirchen und Musik nach Schulschluss“, sagt WLSB-Präsident Klaus Tappeser im Namen der vier Veranstalter. Das Kultusministerium, so Tappeser weiter, dürfe sich nicht länger hinter dem Argument verstecken, alles könne am besten vor Ort zwischen Schule, Kommune und außerschulischen Partnern abgestimmt werden. Sport, Kirche und Musik erneuerten anlässlich der Fachtagung im SpOrt Stuttgart ihre Forderungen an die Landesregierung, die bereits im Februar 2011 in eine ge-meinsame Erklärung gefasst wurden. Zu den zentralen Punkten zählen die Vorgabe, dass die Ganztagsschule spätestens um 16 Uhr endet und dann auch alle Hausaufgaben erledigt sind sowie die Einrichtung von hauptamtlichen Stellen, wie vom Badischen Sportbund Nord und dessen Präsidenten Heinz Janalik schon lange gefordert, die die Angebote der außerschulischen Bildungsträger im Ganztag mit den Schulen koordinieren und eine landesweit einheitliche und ausreichende Finanzierung der Angebote. Zudem müsse eine Partnerschaft auf Augenhöhe erreicht werden, in der der Beitrag von Sport, Kirchen und Musik im Ganztag von den Schulen und Schulträgern als gleichberechtigt angesehen werde. „Leider hat sich trotz des Regierungswechsels auch in den vergangenen eineinhalb Jahren in diesen Punkten wenig getan. Gleichzeitig forciert das Kultusministerium den Ausbau der Ganztagsschulen“, kritisiert WLSB-Präsident Klaus Tappeser. Wie wichtig die Einbindung außerschulischer Bildungsträger wie Sport, Kirche und Musik für die Bildung von Schülern ist, unterstrichen auch die Vertreter der beiden großen Kirchen. „Je mehr Schulen sich zu einem Lebensraum entwickeln, umso wichtiger wird es sein, solche Partnerschaft zu pflegen, zu gestalten, zu entwickeln und auszubauen“, erklärte Ute Augustyniak-Dürr, Ordinariatsrätin der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Ähnlich äußerte sich Oberkirchenrat Werner Baur von der Evangelischen Landeskirche: „Was wir brauchen, sind Freiräume, die Bewegungsspielräume lassen. Wir brauchen ein gemeinsames Bildungskonzept der Bildungspartner“. Dr. Klaus Weigele, Präsidiumsmitglied des Landesmusikrats Baden-Württemberg, verwies zudem auf die Wichtigkeit der musikalisch-kulturellen Bildung. Denn Schule ist nur ein, wenn auch ein wichtiger Baustein in der Bildung junger Men-schen. 70 Prozent des Wissens und der Kompetenzen werden in „informellen“ Lernprozessen, also außerhalb von Bildungseinrichtungen, erworben.

Mehr Infos: www.wlsb.de