BIG IN JAPAN | Teil 7
  04.08.2021


Mit großen Augen, Kamera, Notizbuch und Stift sowie seinen unübersehbaren 2,08 Meter Körpergröße ist der Stuttgarter Sportjournalist Tom Bloch vor Ort in Tokio bei den Olympischen Spielen und berichtet exklusiv für uns in seiner Serie BIG IN JAPAN.

Applaus, Applaus!

Die höfliche Art, in Japan sein Gegenüber zu begrüßen oder zu verabschieden, ist die Verbeugung. Rücken gerade, Hände flach auf den Seiten des Oberschenkels, aus der Hüfte heraus, und vor allem dazu innehalten und stehen. Und erst die Begrüßungsworte oder die Verabschiedung sprechen, und dann verbeugen. Je höherrangig derjenige ist, vor dem man sich verbeugt, desto tiefer oder länger wird verbeugt. Für die Mathematiker unter uns: 15°, 30° und 45° sind die entsprechenden Winkel. Letzt genannte Verbeugung, „saikeirei“ genannt, ist die höflichste und respektvollste Art.

So weit, so gut.

Es gibt derzeit aber noch die olympische Verbeugung, und zwar wenn ein Journalist ins Pressezentrum oder bei einer Veranstaltung eingelassen werden will. Hier ist extremes Multitasking gefragt: Sonnenbrille und Maske ab und in die Kamera blicken, und gleichzeitig mit der anderen Hand die Akkreditierung auf den Scanner halten, im richtigen Winkel, bis die Leuchte grün brennt und einen positiven Ton ausstößt. Erschwert wird diese Situation dadurch, dass man eigentlich gar keine Hand frei hat, weil mit der einen der Fotoequipment-Trolley gezogen und mit der anderen die Laptop-Tasche geschleppt wird. Erschwert wird diese Situation zudem dadurch, dass sowohl die Gesichtskamera als auch der Scanner auf etwa 1,20 Meter Höhe montiert sind. Ich muss mich eigentlich nicht nur verbeugen, sondern am besten gleich hinknien.

Normalerweise ertönt bei mir zunächst erst einmal ein unangenehmer Ton. So, wie wenn jemand in einer Quiz-Show im TV die falsche Antwort gibt. Rot. Achtung! Nicht qualifiziert, eingelassen zu werden. Und auch weiter entfernt stehende Security-Mitarbeiter drehen den Kopf. Beim nächsten vergeblichen Versuch schauen dann auch schon die Soldaten des Bodyscanners nervös nach vorne zur Kontrollstelle. In der Regel benötige ich vier bis fünf Versuche. Einmal, nach vielen vergeblichen Versuchen und steigender Nervosität im Raum, hat es dann endlich Grün geleuchtet, ich habe mich wieder aufgerichtet, und sämtliche anwesenden Volunteers, Security-Mitarbeiter und Soldaten haben mir Beifall gespendet.

Eigentlich sind Zuschauer bei Olympia ausgeschlossen. Aber man muss halt in der richtigen Disziplin an den Start gehen.

BIG IN JAPAN | Teil 7