BIG IN JAPAN | Teil 5
  30.07.2021


Mit großen Augen, Kamera, Notizbuch und Stift sowie seinen unübersehbaren 2,08 Meter Körpergröße ist der Stuttgarter Sportjournalist Tom Bloch vor Ort in Tokio bei den Olympischen Spielen und berichtet exklusiv für uns in seiner Serie BIG IN JAPAN.

Arsch

Jeder kennt’s. Beim Versand von einer Email kommt manchmal eine automatisch generierte Antwort. Entweder gibt es den Empfänger nicht mehr. Oder des Empfängers Postfach ist gerade am Überlaufen…

Ein völlig neue Variante habe ich jetzt in Tokio kennengelernt, beim Versand einer Pressemitteilung für das Beachvolleyballteam Borger/Sude. Da landete wenige Minuten später folgende Rückmeldung im Posteingang:

Diagnostic-Code: smtp; 550-5.7.1 This email was rejected because it violates our security policy.550-5.7.1   Found prohibited words in the mail: Arsch

Return-path: <info@tombloch.de>

Weil der Gegner, Zitat Karla Borger, „mehr Arsch in der Hose hatte“, hätten sie ihr Spiel verloren. Und deswegen ging die Email nicht raus. Eine Schimpfwort-Verstopfung sozusagen.

Was uns zu dem beliebten Thema „Toiletten in Japan“ bringt. Was wird nicht alles darüber erzählt und geschrieben. Und ich kann jetzt zusammenfassend statuieren: Es stimmt. Alles. Schon am Flughafen Haneda nach der Landung fielen die vielen Bedienknöpfe neben der Schüssel auf. Auch in meinem Hotelzimmer gibt es am WC die Schalter und Drehknöpfe für die Unterbodenreinigung rechts von der Keramik wie in einem Cockpit angeordnet. Druck, Temperatur und Trefferwinkel des Wasserstrahls sind regelbar.

Aber die Krönung einer High-Tech-Toilette erlebte ich als Zufallsfund in der Ariake Arena im zweiten Stock, Sektion F. Die extra für Volleyball und Rollstuhl-Basketball errichtete Halle hat 12.000 Sitzplätze – also im Zuschauerbereich. Dementsprechend sind die Umläufe mit einer großen Anzahl Toiletten ausgestattet.

In diesem besonderen, mit einer großen Schiebetür seitlich zu betretenden, stillen Örtchen, ist es gar nicht still. Wenn man die Tür schließt und sich auf die aufgewärmte (!) Brille setzt, ertönt Musik – rauschende und zirpend-zwitschernde Töne sollen etwaige peinliche Geräusche übertönen. Auch ein Lüfter läuft direkt unter der Brille und saugt unangenehme Gerüche ab.

Und dann sitzt man so und sinniert. Ob diese Brille zum Beispiel immer heizt. Immer geheizt hat, nach dem die Spiele ein Jahr verschoben worden sind. Und man sitzt und sitzt – uns plötzlich ist die Musik aus. Aber nur für zwei, drei Sekunden, dann geht es wieder los. Den Sound gibt es als Endlosschleife, für lange Sitzungen. Dabei gibt es Toiletten zum Sitzen in Japan erst seit nach dem zweiten Weltkrieg. Davor waren landesweit Hocktoiletten verbreitet. Doch die Entwicklung erfolgte rasend. Und schon seit den 1980er Jahren sind japanische Firmen führend in der Herstellung technisch fortgeschrittener Toilettensysteme.

Für einen sauberen … Hintern. (Das andere Wort will ich jetzt nicht verwenden, sonst kommt der Text wieder zurück.)

BIG IN JAPAN | Teil 5