Rainer Scharr
Früher hießen sie noch „Neckarstadion“, „Hockeygelände an der Hohen Eiche“ oder „Turnvater-Jahn-Sporthalle“. Diese Namensgebung für Sportstätten in Deutschland und in der Welt ist mittlerweile längst Geschichte. Die meisten Hallen und Stadien, in denen Profimannschaften ihr Zuhause haben, besitzen längst Namensrechte, die von der zuständigen Stadt oder vom Verein über viele Jahre an zahlungskräftige Sponsoren verkauft oder verpachtet sind.
So gibt es im Großraum Stuttgart nicht nur die MHP-Arena, in der der VfB Stuttgart zu Bundesligaheimspielen im Fußball bittet, sondern auch die „EgeTrans Arena“ (Eishockey), das „GAZI-Stadion auf der Waldau“ (Fußball, American Football) und den „BREUNINGER Hockeypark“, in dem die Frauen- und Männer des HTC Stuttgarter Kickers unterwegs sind. Seit nunmehr 13 Jahren gibt es im Cannstatter NeckarPark die schmucke, knapp 2.500 Zuschauer fassende „SCHARRena“. Im Schatten von Fußballstadion, Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Porsche-Arena und Mercedes-Benz-Museum ist der dreimalige Deutsche Meister (2019, 2022 und 2023) im Frauenvolleyball, Allianz MTV Stuttgart, zu Hause.
„Wir sind sehr stolz auf dieses Schmuckstück des regionalen Sports“, sagt Rainer Scharr, dessen Familien- und Firmenname die Eingangstore der Ballsporthalle von Beginn an ziert. Zunächst von 2011 bis 2021, mittlerweile bis 2031 verlängert, hat sich das Energieunternehmen aus dem Stadtbezirk Vaihingen die Namensrechte gesichert. Es ist kein Zufall, dass die Firma von den Fildern, die rund 900 Mitarbeiter zählt, das Sportgeschehen in der Landeshauptstadt auf diese Weise und durch zahlreiche weitere Engagements unterstützt. „Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit, dass wir Vereinen und Projekten im Sport vor unserer Haustüre als Partner zur Seite stehen, genau wie wir das auch auf anderen Feldern des Zusammenlebens machen“, sagt Rainer Scharr, dessen Betrieb an 24 Orten in ganz Deutschland rund 250.000 Kunden mit Energie und Dienstleistungen versorgt. So ist das 1883 als Kohlehandel gegründete Unternehmen seit mittlerweile zehn Jahren einer der Sponsoren der JAZZOPEN in Stuttgart, einer Veranstaltung, bei der schon Weltstars wie Christina Aguilera, Lenny Kravitz und Carlos Santana aufgetreten sind. Daneben fördert und organisiert die Friedrich Scharr KG und die nahestehende Otto F. Scharr-Stiftung gleich mehrere Wettbewerbe und Initiativen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Kultur.
Was das vielfältige sportliche Engagement des geschäftsführenden Gesellschafters Rainer Scharr und seiner Firma angeht, liegt der Ursprung in den Partnerschaften mit den in unmittelbarer Nähe zum Firmensitz liegenden Sportvereinen SV Vaihingen, KV 95 Stuttgart und TSV Rohr. Beim Kraftsportverein 95 war der aktuelle Firmenchef einst selbst als Tennisspieler aktiv. Daneben versuchte er sich auch im Fußball und beim Judo, wo aber weder das Talent, noch die zeitlichen Kapazitäten ausreichten, um eine erfolgversprechende Karriere zu starten. Deutlich besser als bei den genannten Aktivitäten sind die Fähigkeiten des 57-Jährigen beim Skifahren („meine Anfänge lagen auf dem legendären Piz Mus in Musberg“) und beim Golfsport. Golf hat Rainer Scharr während eines mehrmonatigen beruflichen Aufenthalts als junger Mann in Houston (USA) für sich entdeckt. In der texanischen Metropole besuchte er nicht nur als Fan Heimspiele der Oilers (American Football) und der Astros (Baseball) in den nordamerikanischen Profiligen. In der Freizeit zog es ihn auch regelmäßig auf die „Driving Range“, um am Abschlag im Golf zu arbeiten. Mittlerweile liegt das Handicap des Stuttgarter Unternehmers bei beachtlichen 25.
Die Zusammenarbeit der Familie und der Firma mit dem SV Vaihingen hat sich zum einen dadurch intensiviert, dass der Club vom Schwarzbach sein Vereinsgelände seit vielen Jahrzehnten dem Betriebssport der Scharr KG (Fußball, Tischtennis, Laufsport) zur Verfügung stellt. Aber auch dadurch, dass der jüngste Sohn (22) der drei Kinder von Rainer Scharr in der Jugend ein talentierter Kicker im Nachwuchs des SVV war. Seit 2012 findet der U-11-SCHARR-Nations-Cup für Jugendmannschaften statt, in dessen Siegerliste sich schon Vereine wie Borussia Dortmund, Rapid Wien und Roter Stern Belgrad eingetragen haben.
Das Interesse an den Stuttgarter Erstliga-Volleyballerinnen, für den das schwäbische Unternehmen die Namensrechte an der Heimspielstätte gesichert hat, erstreckt sich weit über den Part als Partner im wirtschaftlichen Bereich hinaus. „Ich bin ein Fan der Bundesligamannschaft von Allianz MTV Stuttgart und freue mich, dass es auch noch andere treue Sponsoren wie die Allianz, Kärcher oder die Sparda-Bank und viele mehr gibt, die den Frauenvolleyball in Stuttgart unterstützen“, sagt Rainer Scharr. Er selbst besucht die meisten Heimspiele in der Bundesliga, ist aber auch gelegentlich im reisefreudigen Fan-Tross nach Potsdam oder zum Pokalfinale nach Mannheim mit dabei, das das MTV-Team schon viermal gewonnen hat. Auf der persönlichen To-Do-Liste des Firmenchefs für die kommenden Jahre steht noch der Besuch eines internationalen Auswärtsspiels in der europäischen Champions League.
Ursprünglich als kleiner lokaler Sponsor der Smart Allianz Stuttgart in der zweiten Bundesliga gestartet, steigerten sich das finanzielle Engagement und das Interesse von Rainer Scharr an der Sportart im Laufe der Jahre. Der Einstieg 2007 als Sponsor und später auch als Anteilseigner an der „Stuttgart Indoors GmbH“, entstanden aus lockeren Fachgesprächen mit der damaligen Stuttgarter Sportbürgermeisterin, Dr. Susanne Eisenmann, die als Impulsgeberin fungierte. 2010 kam dann die Möglichkeit der Übernahme des Namensrechts für die SCHARRena hinzu. „Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich in die Kaderplanung der Managerin Kim Renkema oder in die Verantwortung der sportlichen Leitung einzumischen, aber ich habe ein großes Interesse an allen Dingen auf und abseits des Spielfelds“, sagt Rainer Scharr. Erleichtert werden ihm die Einblicke ins Geschehen nicht zuletzt dadurch, dass in der Friedrich Scharr KG in Vaihingen ein Arbeitszimmer für Aurel Irion, den Geschäftsführer von Allianz MTV zur Verfügung gestellt wurde, von wo aus er den finanziellen und organisatorischen Bereich steuert.
„Ich war auch immer gerne nebenan beim VfB, speziell zu der Zeit, als wir dort mit im Sponsorenpool waren. Mittlerweile bin ich aber ein riesengroßer Frauenvolleyball-Fan, weil das Beobachten der Spielzüge einfach faszinierend ist“, sagt Rainer Scharr. Wie lange die Unternehmensgruppe, die neben Energieträgern und Schmierstoffen auch Haustechnik, Wasser- und Abwassertechnik, Gebäudeautomation und Schaltanlagenbau im Portfolio hat, den Profi-Volleyball, das Tennis-Weltranglistenturnier der Frauen in Vaihingen und auch die Handballer des Männer-Erstligisten TVB Stuttgart noch finanziell unterstützen wird, lässt Rainer Scharr offen. „Uns geht es nicht um Titel oder Erfolge, sondern darum, die Region und den Sport in der Region langfristig zu stärken“, sagt Rainer Scharr.
Dass einige der Rivalen des Stuttgarter Teams in der Volleyball-Bundesliga finanziell angeschlagen sind und der höchsten Spielklasse in Deutschland dadurch weitere Aussteiger drohen, bereitet ihm Sorgen. Allerdings gehen die Sympathien zur Konkurrenz nicht so weit, als dass der Sponsor und Edelfan die im Frühjahr zu vergebende Meisterschale auch den Teams aus Schwerin, Dresden oder Potsdam gönnen würde. Die soll dann doch zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte an den Neckar wandern.
Mehr Infos: https://scharr.de/