Matthias Hatt, Martin Rominger und Nina Härtle

Als Marco Odermatt am zweiten Februar-Wochenende im bulgarischen Bansko seinen sechsten Weltcup-Riesenslalom in diesem Winter und saisonübergreifend seinen neunten in Folge gewann, waren an seinen beiden Unterarmschützern sowie seinen Skistöcken deutlich die vier Buchstaben des weltweit führenden Herstellers von Stock-Handschuh-Systemen aus Kirchheim/Teck zu lesen – LEKI. Der souveräne Gesamtweltcup-Führende aus der Schweiz, 2022 in Peking Riesenslalom-Olympiasieger und 2023 in Courchevel (Frankreich) Weltmeister in dieser Disziplin und in der Abfahrt, ist einer von 1.000 Athleten und Athletinnen, die LEKI mit Produkten ausstattet. Weitere namhafte LEKI-Testimonials sind zum Beispiel – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Alpinski-Asse Mikaela Shiffrin USA), Lara Gut-Behrami (Schweiz), die Schwedin Sara Hector, Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen), der Franzose Alexis Pinturault oder der Österreicher Manuel Feller, außerdem Johannes Klaebo (Langlauf), die schwedischen Schwestern Hanna und Elvira Öberg (Biathlon) oder die deutschen Langläuferinnen Katharina Hennig und Victoria Carl. Der einprägsame Firmenname LEKI ist eine Kombination aus Lenhart, dem Namen des Gründers, und dem Firmensitz Kirchheim.

Die Geschichte von LEKI begann 1946 nach dem zweiten Weltkrieg mit der Flucht des gelernten Flugzeugbauers Karl Lenhart aus dem tschechischen Böhmen. Dabei landete er in einer Flüchtlingsunterkunft in einem Segelflugzeughangar in Dettingen bei Kirchheim. 1948 gründeten er und seine Frau Gertrud mit nur wenig Startkapital eine Holzdrechslerei für holzgeschnitzte Firmenschilder. Der leidenschaftliche Skifahrer Karl Lenhart ärgerte sich bei seinen Touren auf der Schwäbischen Alb und in den Tiroler Alpen immer wieder, wenn er einen Teller seiner Bambus-Skistöcke verlor, weil der trockene Lederriemen riss. Dank seines Erfindergeistes und seiner Tüftelei erfand er deshalb das erste Spitzen- und Tellersystem aus Kunststoff. Als perfektes Material für Stöcke verwendete er Aluminium, das stabil, aber dennoch leicht und haltbar zugleich war und ist. Die Idee, den Teller auf ein Gewinde zu schrauben, ist bis heute in Gebrauch – „LEKI Fix“ war geboren. In den Sechziger Jahren begann LEKI dann, Griffe und Schlaufen für Skistöcke zu verkaufen und wurde so quasi zur „Ersatzteilfirma“. Parallel entwickelte und verbesserte Karl Lenhart verschiedene Technologien weiter, wobei ihm oft seine Erfahrung im Flugzeugbau zugutekam. 1963 produzierte und verkaufte Karl Lenhart die ersten Alu-Stöcke, später auch Stöcke aus Carbon. Heute wiegt der leichteste Stock nur noch 120 Gramm!

Von 1970 bis 1984 führten Karl Lenharts Kinder Siegrid, Rainer und Klaus das Unternehmen gleichberechtigt, ehe 1984 Klaus Lenhart alleiniger Geschäftsführer wurde. Er war in vielerlei Hinsicht wie sein Vater – ein mutiger Visionär mit leidenschaftlichem Antrieb. Als echt „schwäbischer Tüftler“ erfand und entwickelte er zahlreiche Neuheiten, und die meisten der im Laufe der 75-jährigen Firmengeschichte entwickelten und angemeldeten Patente gründeten auf seinen Ideen. Mittlerweile produziert und verkauft LEKI neben Skistöcken für Ski Alpin, Freeride, Langlauf, Ski Touring, Trekking, Mountaineering, Trail Running, Cross Trail und Nordic Walking auch noch Handschuhe. 1974 entstand bei einem Treffen zwischen Klaus Lenhart und Reinhold Messner die Idee eines verstellbaren Trekkingstocks – der erste Makalu. Vier Jahre später, 1978, bestiegen Messner und sein Partner Peter Habeler als erste Mensch den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest (8.848 m), ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff – aber mit LEKI Stöcken!

1998 brachte LEKI eine weitere spektakuläre Neuheit auf den Markt: das Trigger System, eine direkte Verbindung zwischen Stock und Hand. Ähnlich wie bei einer Skibindung, gibt es seitdem einen Auslösemechanismus, und weil die Anfragen bei verschiedenen Handschuh-Herstellern keine für LEKI befriedigenden Ergebnisse brachten, entschied Klaus Lenhart: „Dann müssen wir halt selbst Handschuhe herstellen!“ 2006 entwickelten die Kirchheimer für die Biathleten das „Shark System“, ein Griffsystem mit schlanken, haifischartigen Konturen. Es ist inzwischen ein wahrer „Allrounder“ in der Welt des Ausdauersports und findet nicht nur beim Biathlon und Langlauf, sondern auch im Trail Running, Speed Hiking und Nordic Walking Verwendung.

Nachdem Verwaltung und Werkstatt von LEKI in Kirchheim – hier wurden und werden auch Reparaturen und Belastungstests vorgenommen – für die Produktion zu klein geworden war, entschied sich Klaus Lenhart 2000, am Ort seiner Vorfahren, im tschechischen Tachov, eine Produktionshalle mit einer Gesamtfläche von 46.000 Quadratmetern zu bauen.

Am 30. April 2012 kam Klaus Lenhart bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, und plötzlich war die Zukunft von LEKI in Gefahr. Doch seine Witwe Waltraud Lenhart, die sich bis dahin um die Finanzen der Firma gekümmert hatte, übernahm die Verantwortung, zeigte es allen Zweiflern, und LEKI erlebte unter ihrer Führung die wahrscheinlich intensivste Wachstumsphase der Firmengeschichte. Mit der Entscheidung, die langjährigen Mitarbeiter Martin Rominger und Matthias Hatt 2019 zu Geschäftsführern zu bestellen, sorgte sie dafür, dass LEKI nicht mehr von einer einzigen Person abhängig war und damit unabhängig und belastbar bleiben konnte. Eine Vision, die sich am 21. April 2021 traurigerweise bestätigte, denn als Waltraud Lenhart völlig unerwartet nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb, hinterließ sie ein handlungsfähiges Unternehmen, das erfolgreich und kerngesund war und eine glänzende Zukunft besaß. In dritter Generation stehen heute die beiden Kinder Friederike und Markus als Gesellschafter hinter der Firma.

„LEKI hat aktuell in Kirchheim 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in Tschechien sind es 280“, erklärt Nina Härtle. Die 29-Jährige hat in Würzburg Kommunikation studiert und ist seit vier Jahren verantwortlich für Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Neben der Produktion und Reparaturen ihrer Produkte lägen LEKI Händlerschulungen sehr am Herzen, „auch versorgen wir viele Verbände, Lehrteams und Kooperationspartner mit Teststöcken und legen viel Wert auf deren Rückmeldungen“. Im Winter sind zudem die LEKI-Racing Manager bei fast allen Weltcup-Rennen, „um vor Ort den Kontakt zu den Sportlerinnen und Sportlern zu halten und kleinere Probleme sofort beheben zu können“. Und nicht weit von der Firmen-Zentrale, nur zwei Ecken weiter, steht das „LEKI-Sportvereinszentrum des VfL Kirchheim“ – als bodenständiges Unternehmen unterstützt der Sportartikel-Produzent auch den größten Sportverein am Ort.

Mehr Infos: https://www.leki.com