Ralf Burkhart und sein Trikotmuseum

Maradona, Messi, Franz Beckenbauer, David Beckham, Buffy Ettmayer, die Förster-Brüder Bernd und Karl-Heinz, Ruud Gullit, Jürgen Klinsmann, Werner Kohlmeyer, Lothar Matthäus, Hansi Müller, Pelé, Uwe Seeler, Erwin Waldner, Fritz Walter: Was verbindet diese Weltstars mit Ralf Burkhart? Der 49-jährige Polizist aus dem Nürtinger Teilort Neckarhausen hat von allen mindestens ein von diesen Protagonisten getragenes Originaltrikot – und von noch viel mehr.

Der Grundstock seiner einzigartigen Trikotsammlung – „Manche meinen, ich hätte einen Spleen, denn mittlerweile besitze ich mehr als 2.500 Trikots!“ – wurde gelegt, als Burkhart zehn Jahre alt war: In Geislingen/Steige geboren, wuchs der kleine Ralf mit seiner Familie in Gingen/Fils auf und guckte jeden Samstag mit seinem Vater die Sportschau, und seine Begeisterung für die Trikots des VfB Stuttgart wuchs schnell an. Mit einem Trikot des ehemaligen VfB-Spielers und späteren Bundestrainers Jürgen Klinsmann begann dann die „ernsthafte“ Sammelleidenschaft: „Der gehörte zur Clique des Bruders eines damaligen Freundes, zu der auch Karl und Ralf Allgöwer zählten, da wurde oft zusammen gegrillt oder Federball gespielt.“

Ohne Scheu fragte der kleine Ralf also den großen „Klinsi“, ob er „ein Spielertrikot von sich für mich“ habe, erzählt der Polizist im Revier Nürtingen heute schmunzelnd. Er hatte, ein weißes, „und dann war ich sofort angefixt“. Das zweite Leibchen – rot – sei von Karl Allgöwer, dem „Wasen-Karle“, gewesen, Ralf Allgöwer schließlich schenkte ihm ein VfB-Shirt mit langen Armen, „und durch eine Kooperation meines damaligen Handballvereins FRISCH AUF! Göppingen mit dem VfB wurden es in den folgenden Jahren immer mehr“. Zweimal pro Woche fuhr der junge Handballer nach Stuttgart, kiebitzte beim VfB-Training und knüpfte Kontakte, um Trikots zu tauschen oder über andere Kanäle (Zeugwart Jochen Seitz oder Parkplatzwächter Otto Münzinger) an weitere Trikots zu kommen. „Der rote Brustring“, sagt Ralf Burkhart, „war für mich schon als kleiner Junge was Besonderes.“

Da die Sammlung immer umfangreicher wurde, beschloss seine Frau Yvonne, im 2006 bezogenen Neubau der Familie in Neckarhausen einen Raum für das „Museum“ einzuplanen. „Meinen begehbaren Kleiderschrank“, so Burkhart grinsend, aber nicht ohne Stolz, „haben seitdem schon mehr als 130 Promi-Spieler besichtigt!“

Bei den Exponaten sind sehr viele Unikate dabei und alle haben eine eigene, ganz besondere Geschichte. „Hier ist ein Trikot von einem Länderspiel 1932 zwischen Schottland und England“, präsentiert er sein ältestes Trikot, und verweist auf ein anderes, ein deutsches WM-Trikot mit eingesticktem „Italia 1990“. Besonders stolz ist der Neckarhäuser auf ein Trikot von VfB-Ikone Robert Schlienz von 1948, als dieser noch beide Arme hatte. Kurz danach verlor der Rechtsaußen bei einem Autounfall den linken Unterarm.

„Für mich persönlich ist dieses gelb-schwarze VfB-Trikot von 1963 am wertvollsten“, holt Burkhart ein weiteres Trikot vom Bügel. Damit die erste Saison der Bundesliga auch in der VfB-Heimat stattfinden konnte, hatte der DFB ein Stadion mit Flutlicht verlangt. Kurz vor der ersten Partie erfüllte die Stadt Stuttgart nach großen Anstrengungen die Forderung. Als Dank lief das VfB-Team am nächsten Tag in den Stadtfarben auf, die Trikots waren in aller Eile und auf den letzten Drücker fertig geworden. „Das Trikot lag viele Jahre im Keller von Jochen Seitz und ist als einziges von diesem besonderen und einmaligen Einsatz übriggeblieben.“

Auch das Trikot von David Beckham, das Ralf Burkhart plötzlich aus dem Regal holt, hat seine eigene Geschichte. „Das hat Becks in seinem letzten Champions-League-Spiel für Manchester United gegen Real Madrid getragen, da hat er zwei Treffer erzielt, aber ManU ist dennoch ausgeschieden“, weiß Burkhart. Weil er mit Trainer Alex Ferguson Stress hatte, wechselte David Robert Joseph Beckham nach der Saison 2002/2003 – zu Real Madrid. Am 13. Juni 2003 wurde er von Königin Elisabeth II. für seine Verdienste um den englischen Fußball mit dem „Order of the British Empire” ausgezeichnet.

Zahlreiche weitere Exponate hat Ralf Burkhart in den vergangenen fast vierzig Jahren ergattert und angesammelt. Zum Beispiel von einem historischen Match eine originale Eintrittskarte: Am 10. Oktober 1948 fand im Neckarstadion das erste Länderspiel nach dem Krieg statt, bekanntlich gegen die Schweiz. Weil aber offizielle Begegnungen mit deutschen Mannschaften von den Alliierten (noch) nicht erlaubt waren, firmierte die Partie als ein Aufeinandertreffen der Stadtauswahlteams von Stuttgart (mit VfB- und Kickers-Spielern) und Zürich. Oder ein Telegramm von 28. Dezember 1963 von VfB-Trainer Kurt Baluses an Erwin Waldner: „Erwarte Sie morgen, 29. Dezember, um 11 Uhr zum Auflockerungstraining!“ Burkhart Kommentar: „Das war wohl damals so üblich – so wie heute eine WhatsApp-Mitteilung!“ Von Erwin Waldner, ebenfalls ein Neckarhäuser Junge, der später auf dem „Burrenhof“ am Albtrauf an der Neuffener Steige, ein Restaurant betrieben hat, stammt eine Postkarte vom Länderspiel Deutschland gegen Russland am 16. Juli 1956, auf der er seinen Verein grüßte und auf der auch seine Nationalmannschaftskameraden unterschrieben haben.

Doch nicht nur Trikots aus dem Fußball hängen in Burkharts kleinem Museum, Basketball-Shirts sind ebenfalls vorhanden. Das wichtigste sicherlich von Weltstar Dirk Nowitzki. Auch Handballtrikots sind vorhanden, zum Beispiel von Magnus Wislander, dem schwedischen „Welthandballer des Jahrhunderts“, zweimaligen Welt- und viermaligen Europameister, sieben Mal Deutschen Meister mit dem THW Kiel und fünf Mal Schwedischen Meister.

„Seine Sammlung ist unglaublich, man merkt sofort, mit welcher Hingabe er das macht“, sagte Ex-VfB-Aufsichtsratsmitglied Hansi Müller nach seinem Besuch in Neckarhausen. Wie er waren Gerhard Mayer-Vorfelder, Ex-Präsident des VfB Stuttgart und des Deutschen Fußball Bundes (DFB), und Spieler wie Rolf Geiger und Karl Allgöwer schon bei ihm.

Und was gibt es über Ralf Burkhart zu sagen? Nun, der Polizist war lange Jahre Profi-Handballer bei den Bundesligisten Frisch Auf Göppingen (1993-2001) und TV Großwallstadt (2001-2002), beim TV Kornwestheim (Zweite Liga, bis 2005), der TSG Oßweil (Zweite Liga), dem VfL Pfullingen (Oberliga) und zuletzt bei den Wernauer Sportfreunden. Seine Ehefrau Yvonne ist ebenfalls bei der Polizei, das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn. Levin Burkhart (Ruderclub Nürtingen) wurde 2023 in Paris Vizeweltmeister im gesteuerten Junioren-Vierer.

Mehr Infos: https://www.youtube.com/watch?v=Y5RMd-a5McM