Paule
Mit Verlusten weiß man bei der Firma Paule umzugehen. Der spektakuläre Diebstahl eines Autokrans des alteingesessenen Stuttgarter Schwertransport-Unternehmens machte 2018 bundesweit Schlagzeilen. Selbst das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete. An einem Tag im März schlugen die Diebe auf dem Firmengelände an der Augsburger Straße zu. In Antwerpen ging der gestohlene Kran im Frachtschiff Grande Scandinavia auf große Reise und landete schließlich in Ägypten. Paule-Chef Rainer Schmid jagte seinem Baustellenfahrzeug wie ein Geheimagent hinterher und musste dann doch kapitulieren. „In Ägypten türmten sich die bürokratischen Hürden“, berichtete er damals den Stuttgarter Nachrichten. Der umlackierte Kran war im Land der Pyramiden einfach weiterverkauft worden. „Wissen Sie“, bekam Schmid von einem Ermittler zu hören, „es ist noch nie gelungen, ein Fahrzeug aus Nordafrika zurückzuholen“.
So weit, so schlecht. Abhandengekommen ist Paule aber nicht nur großes Gerät, sondern auch ein Maskottchen namens Paule. Genauer gesagt: dessen Erfinder. Der hatte sich 2013 wie aus dem Nichts mit einem Video bei den Stuttgart Reds beworben und kundgetan, dass er für die Baseballer aus Bad Cannstatt gerne als Maskottchen auftreten würde. Abteilungsleiter Christoph Manske freute sich zunächst mordsmäßig über den „positiv verrückten“ Bewerber. Doch leider, so erinnert sich Manske, „hatten wir kein Budget, um ein Kostüm anzuschaffen“. Die Idee aber ließ ihn nicht mehr los. Bei der Firma Paule aus dem benachbarten Obertürkheim fand er schließlich Hilfe und somit einen Sponsor. Der Name für das Maskottchen lag natürlich auf der Hand – der Paule war geboren.
Aber wie das Leben so spielt: Der ehrenamtliche Paule hat die Reds längst wieder verlassen. „Die Verlockung war für ihn zu groß, den Job mit einer Vergütung als Breuni-Bär und VfB-Fritzle zu machen“, trauert Manske seinem Maskottchen-Mann nach. Auch bei Breuninger und dem VfB Stuttgart hatte er sich mit einem Video – jetzt im roten Gewand als Reds-Pferdle – beworben und wurde auch dort sofort genommen. Nun stecken im Paule-Kostüm immer wieder unterschiedliche Helfer und Freunde der Stuttgart Reds. Allerdings nach der Pandemie „nur noch in Teilzeit“, wie Manske einräumt, „wenn wir gerade jemanden haben, der in die Figur schlüpft“.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat der Stuttgarter Paule so oder so nicht. Die Konkurrenz ist namhaft und groß. Zum einen auf der Ostalb, wo ein Bär als Maskottchen „Paule Steiff“ den 1. FC Heidenheim bis in die Bundesliga getrieben hat. Eine Raubkatze pusht auch die Sportler des TSV Bayer 04 Leverkusen, denen „Tiger Paule“ schnelle Beine macht. Und dann gibt es da noch den DFB-Paule. Der hat allerdings keine Ähnlichkeit mit dem markanten Bart und Wuschelkopf von Paul Breitner, der Deutschland 1974 mit seinem Elfmetertor den Weg zum WM-Titel ebnete.
Der DFB-Paule ist vielmehr ein zarter Jungadler, der schon seit 2006 das offizielle Maskottchen des Deutschen Fußballbundes ist. Er hat sogar im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund einen festen Platz gefunden. Dem Paule der Reds wird’s egal sein. Immerhin repräsentiert er als Pferd das Wappentier der Landeshauptstadt. Und er weiß: Mit seinem Namen mischt er in der Riege der ganz Großen mit.
Mehr Infos: https://www.stuttgart-reds.de/