Die SG Sonnenhof Großaspach und ihr Wasen-Trikot
Selbst das Fachmagzin „kicker“ griff damals, im Herbst 2017 das Thema auf und brachte eine ausführliche Vorschau über das Heimspiel der SG Sonnenhof Großaspach gegen Fortuna Düsseldorf. Doch warum diese bundesweite Aufmerksamkeit, und wie kam sie damals zustande? Die SG Sonnenhof Großaspach war am neunten Spieltag der 3. Liga als Tabellen-Fünfter beim viertplatzierten SV Wehen Wiesbaden mit 0:5 Toren böse unter die Räder gekommen. Eine Woche später, am 30. September 2017, stand in der 2011 erbauten, 10.001 Zuschauer fassenden mechatronik Arena (seit 2020 bis heute: WIRmachenDRUCK Arena) das Heimspiel gegen das Topteam Fortuna Köln an.
Die Verantwortlichen des selbsternannten und seit November 2016 offiziell vom Deutschen Patent- und Markenamt beurkundeten, zertifizierten und verifizierten „Dorfklub“ hatten sich für dieses Spiel bereits im Vorfeld etwas Besonderes einfallen lassen. Die SG-Kicker traten gegen Fortuna in einem Sondertrikot an. Anlässlich des 172. Cannstatter Volksfests (allgemein nur „Cannstatter Wasen“ genannt), das seit wenigen Tagen im nahe gelegenen Stuttgart stattfand, spielten sie im exklusiven, schwarz-roten „Wasen-Trikot“ in Lederhosen-Design – das Oberteil kariert als „Hemd“ mit aufgedruckten braunen Hosenträgern und Dinkelacker-Logo.
Die Familienbrauerei Dinkelacker, seit 1994 Hauptsponsor des Vereins und mit ihrem Festzelt etablierter Bestandteil des nach München zweitgrößten deutschen Volksfestes, dokumentierte mit diesem Sondertrikot von Ausrüster Hummel nachdrücklich ihre langjährige Partnerschaft. Mit der Gemeinde Aspach ist die Brauerei ebenfalls traditionell eng verbunden: Seit über 50 Jahren besteht zwischen ihr und der Familie Ferber (Erlebnishotel Sonnenhof) eine intensive Partnerschaft, die für beide Seiten eine überaus große Bedeutung hat, denn sie basiert seit jeher auf einem äußerst freundschaftlichen und partnerschaftlichen Miteinander.
Der Fußballverein SG Sonnenhof Großaspach – einem Ortsteil der Gemeinde Aspach – war am 25. August 1994 durch die Fusion der Spvgg Großaspach und dem FC Sonnenhof Kleinaspach entstanden. Die Wurzeln der beiden Vereine reichen bis ins Jahr 1920 zurück. Aspach wiederum wurde im Zuge der Gemeindereform 1972 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Allmersbach am Weinberg, Großaspach, Kleinaspach und Rietenau neu gebildet und zählt heute etwas mehr als 8.000 Einwohner.
Nach dem Aufstieg der Kicker aus dem Rems-Murr-Kreis in die Regionalliga entsprach das Stadion nicht den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und so wurde deren Heimstätte, der Sportpark Fautenhau, ab Sommer 2009 umgebaut und regionalligatauglich gemacht. Während der Umbauarbeiten trug die SG Sonnenhof Großaspach ihre Spiele im Frankenstadion Heilbronn aus.
Finanziert wurden die Baukosten – rund 13,6 Millionen Euro – durch eine private Investorengruppe mit insgesamt 14 Investoren, zu der auch die Schlagersängerin Andrea Berg und die ehemaligen VfB-Profis Aljaksandr Hleb und Mario Gomez gehörten. Es entstand ein Stadion mit einer außergewöhnlichen Architektur und einer umweltbewussten Nutzung, die über 400.000 Sport- und Musikfans jährlich begeistert. So war es, zum Beispiel, Veranstaltungsort des Kult-Open Airs „Heimspiel“ von Andrea Berg, bei weiteren Freiluftveranstaltungen traten unter anderem David Garrett, Peter Maffay, Vanessa Mai, Unheilig, PUR oder die Höhner auf. Gegen den FC Bayern München organisierte die SG Sonnenhof ein Freundschaftsspiel, in der dritten Quali-Runde der UEFA Europa League trat dort der VfB Stuttgart 2013 gegen den PFK Botew Plowdiw (Bulgarien) an, und bei der UEFA U-19-Europameisterschaft 2016 fanden hier zwei Vorrundenspiel statt (Portugal – Österreich 1:1 und Deutschland – Portugal 3:4).
Gegen Fortuna Köln forderte nun SGS-Trainer Sascha Hildmann Ende September 2017 von seiner Mannschaft „Kompaktheit als Team, Disziplin im Positionsspiel, viel Leidenschaft und Arbeit gegen den Ball“. Und der „kicker“ hatte darauf prognostiziert: „Dann stehen die Chancen gut, einen Heimsieg anschließend auf dem Wasen feiern zu können. Umziehen müssten sich die Spieler nach Abpfiff dann theoretisch gar nicht mehr.“
Doch das Sondertrikot brachte Großaspach kein Glück: Zwar gingen die Gastgeber früh durch Timo Röttger in Führung, aber die Domstädter glichen noch vor der Pause aus. Ein Eigentor eines SG-Verteidigers, der eine Ecke der Gäste unglücklich ins eigene Tor abfälschte (54.), leitete schließlich die 1:3-Heimniederlage ein. Fortuna Köln rückte durch diesen Auswärtssieg in der Tabelle auf den dritten Platz vor (hinter dem SC Paderborn 07 und dem 1. FC Magdeburg), die SG Sonnenhof rutschte auf den achten Rang ab. Am Saisonende 2017/2018 war Köln Achter, Großaspach auf Platz 14 von 20 Mannschaften.
In der Saison 2019/2020 stieg die SG Sonnenhof Großaspach als Vorletzter der 3. Liga in die Regionalliga Südwest und zwei Jahre später (2021/2022) in die Oberliga Baden-Württemberg ab. Als überlegener Tabellenführer (mit 95 Punkten 19 Zähler mehr als der Zweite TSG Balingen) der 18 Vereine starken höchsten Liga des „Ländles“ erfolgte 2024/2025 der Wiederaufstieg in die Regionalliga Südwest, wo die SG auf Teams wie die Stuttgarter Kickers und die SGV Freiberg trifft. Höhepunkt der Spielzeit war aber gleich zu Saisonbeginn das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Bayer 04 Leverkusen, welches mit einer 0:4-Niederlage der Heimmannschaft endete.
Mehr Infos: https://youtu.be/16U6TmsuX2U?si=2ekMoh1EwI1G-YyP
