Sportberichterstattung – Oscarwürdige Doku

„Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht [...] aus, wie könnten sie auch! Eine Fußballweltmeisterschaft ist alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend – jetzt Deutschland am linken Flügel […] aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor! […] Halten Sie mich für verrückt, […] ich glaube, auch Fußballlaien sollten ein Herz haben, sollten sich […] mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten.“

Das ist ein Auszug aus dem Radiokommentar von Herbert Zimmermann anlässlich des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Zimmermanns Worte hörten die Menschen damals aus ihren Radios. Der Kommentator beschrieb für die Menschen das, was auf dem Fußballplatz beim WM-Finale in Bern passierte. Das Endspiel zwischen Deutschland und Ungarn wurde zwar auch im Fernsehen übertragen, aber zu jener Zeit gab es erst etwa 20.000 Fernsehgeräte in Deutschland. Mehr als ein halbes Jahrhundert später saßen im Jahr 2014 in Deutschland dann schon rund 34,65 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher, als das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien gezeigt wurde. In der Folge wurde den Interessierten mit dem Film „Die Mannschaft“ weitere Einblicke geboten, die weit über die reinen 90 Minuten der Spiele hinausreichten. Der Zuschauer erlebt dabei Höhen und Tiefen und hat fast schon das Gefühl, selbst zu einem Teil des Teams zu werden.

Man sieht die Entwicklung: Während 1954 das Radio eine wichtige Rolle spielte, hatte man 60 Jahre später weit mehr Möglichkeiten, Informationen rund um die Welttitelkämpfe zu bekommen. Und das bleibt nicht ohne Wirkung: Denn Bilder erzählen eindrucksvolle Geschichten und lassen die Zuschauer vollkommen in eine andere Welt eintauchen. In Sport-Dokumentationen erleben Zuschauer Situationen und Leistungen, welche zu erbringen sie selbst niemals in der Lage wären. Und sie lernen auf dieses Weise ungewöhnliche und exotische Orte kennen.

Besonders beeindruckend sind Dokumentationen im Natursportbereich. 2019 wurde der Kletterfilm FREE SOLO sogar als bester Dokumentarfilm mit dem Oscar prämiert. Egal, ob Klettern, Skifahren, oder Fallschirmsprung – die Kamera ist immer dabei und dokumentiert das, was passiert. Und auch wenn die Ergebnisse nicht immer zu einem Kinofilm führen, so können sie doch auf verschiedenen Wegen ihren Weg zum Publikum finden. Denn die Zahl der Abspielplattformen ist groß: Da gibt es das YouTube-Video genauso wie der TikTok-Beitrag oder die Instagram-Story. Für viel Sportlerinnen und Sportler haben die Sozialen Medien eine große Bedeutung. Mit den Followern wird dabei das Sportliche genauso geteilt wie der nichtsportliche Alltag. Manch betreiben auch einen eigenen YouTube-Kanal. Dadurch bieten sich ganz neue Möglichkeiten der Vermarktung. Insbesondere auch Personen aus Randsportarten haben so die Möglichkeit, sich zu präsentieren und für Sponsoren attraktiv zu werden. Man darf gespannt sein, wo die Entwicklung noch hinführt.

Mehr Infos: https://youtu.be/nSJYXd7fEBg und https://youtu.be/6sS0eLQweSc und https://youtu.be/G3I684BzNRM

 

[Fotos: IMAGO / Everett Collection & IMAGO / Apress & Pressefoto Baumann]