Mit viel PS rund ums Schloss Solitude

Rund 60 Jahre lang schickten die Motorrad- und Autohersteller einst ihre schnellsten Fahrzeuge zum Solitude-Rennen nach Stuttgart. Der Grundstein für die Rennen wurde im Jahr 1903 mit der Gründung der Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung gelegt (Umwandlung in den ADAC im Jahr 1911). Im selben Jahr noch wurde das erste Bergsprint-Rennen für Motorräder vom Stuttgarter Westbahnhof bis zum Schloss Solitude ausgetragen. Bis ins Jahr 1921 war das Bergrennen lediglich für Motorräder zugelassen; 1922 durften erstmals dann auch Sport- und Rennwagen an den Start gehen. Drei Jahre später wurde aus dem Bergsprintrennen ein Rundkurs mit etwa 22 km Rundenlänge – „Rund um die Solitude“ hieß das Rennen fortan. Die Umstellung der Strecke auf einen Rundkurs erhöhte die Attraktivität: Deutsche Spitzenfahrer wie Ernst Henne, Karl Gall oder Paul Köppen bekamen nun plötzlich Konkurrenz von internationalen Fahrern wie etwa Joe Craig oder Tazio Nuvolari. Das Rennen etablierte sich schnell zu einem der besten Rennen Europas. Die Zuschauerzahlen erhöhten sich stetig, wodurch das Ganze eine Art Volksfestcharakter bekam. Nach 1927 fuhren auf der Strecke aus Sicherheitsgründen zunächst erst einmal wieder nur noch Motorräder. Im Jahr 1935 wurde die Strecke erneut abgeändert und führte von da an auf einem 11 km langen Rundkurs durch das Mahdental (auf dieser Strecke wurde auch in der Nachkriegszeit gefahren und sie wurde letztlich zum klassischen Solitude-Ring). Die anspruchsvolle Strecke hatte 26 Links- und 19 Rechtskurven sowie eine 2,3 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsgerade, auf der Geschwindigkeiten bis zu 290 km/h erreicht wurden.

Kriegsbedingt pausierten die Rennen auf der Solitude. Ab 1949 wurde dann wieder gefahren. Auch Automobile waren nun wieder zugelassen. In den 50er-Jahren besuchten nahezu eine halbe Million Menschen jährlich die Renntage. Ab 1952 wurde der Große (Motorrad-)Preis von Deutschland auf der Solitude ausgetragen. In den 60er-Jahren wurde die Popularität noch gesteigert durch die Austragung der Motorrad-Weltmeisterschaftsläufe in allen Klassen und durch einen Formel-1-Grand-Prix. Das Solitude-Rennen war nun fester Bestandteil des internationalen Rennkalenders. Im Jahr 1965 wurde das Solitude-Rennen zum letzten Mal ausgetragen. Die Strecke galt auf Grund ihrer scharfen Kurven und der unmittelbaren Nähe zu den Zuschauern als zu gefährlich; Sicherheitszonen waren kaum vorhanden und machten das Rennfahren zu riskant.

Seit dem Jahr 2008 wird die Strecke alle zwei Jahre beim SOLITUDE REVIVAL wieder von Rennwagen befahren. Röhrender Motorsound aus dem letzten Jahrhundert und klassisch elegante Autos – die legendäre Solitude-Rennstrecke erwacht somit im Zwei-Jahres-Rhythmus wieder zum Leben. In diesem Jahr findet das SOLITUDE REVIVAL am 16. und 17. Juli statt.

Mehr Infos: https://youtu.be/eiVgAlPtfNkund https://youtu.be/iVKNSGxDxzc und https://youtu.be/nTVc8hJUXsQ und https://www.solitude-revival.org/

 

[Fotos: Pressefoto Baumann & IMAGO / Arnulf Hettrich]