Das größte Schach-Duell aller Zeiten

Vor 50 Jahren kam es in Reykjavik (Island) zu einem Schach-WM-Duell voller Kuriositäten. Mitten im Kalten Krieg spielte der aus der Sowjetunion stammende Spasski gegen den US-Amerikaner Fischer um den WM-Titel. Boris Spasski war dabei der amtierende Weltmeister, Bobby Fischer der Herausforderer. Dieser Weltmeisterschaftskampf war nicht nur das Aufeinandertreffen zweier Schachgenies, sondern wurde auch zum Wettkampf der Systeme und zum Match des Jahrhunderts stilisiert. Trotz dieser brisanten Lage oder gerade deswegen wäre das Spiel beinahe nicht zu Stande gekommen. Fischer weigerte sich lange Zeit aus verschiedenen Gründen anzureisen. Erst nach einem Telefonat mit dem Sicherheitsberater des US-Präsidenten flog Fischer dann doch nach Island.

Der WM-Kampf zog sich über knapp zwei Monate. Am Ende setzte sich Bobby Fischer durch, der somit neuer Weltmeister wurde. Nach dem Ende der letzten Partie polarisierte das Duell noch lange. Der WM-Titel brachte Fischer viel Ruhm, dieser konnte aber damit nicht umgehen und tauchte ab. Fischer trat nie zu einer Titelverteidigung an. Spasski verlor durch seine Niederlage an Ansehen, da ihm aufgrund der politischen Lage in der Zeit des Kalten Krieg vorgeworfen wurde, er hätte gewinnen müssen.

Während der insgesamt 21 WM-Partien machten sie sich beide Spieler immer wieder gegenseitig Vorwürfe. Dabei ging es um Betrugsvorwürfe und um die Bedingungen, die vorherrschten. Bereits in der ersten Partie beschwerte sich Fischer über die Fernsehkameras im Raum. Diese waren seiner Meinung nach zu laut, und er gab an, sie würden seine Konzentration stören. Aus Protest trat Fischer daher auch nicht zur zweiten Partie an. Spasski, der den ersten Vergleich für sich entschieden hatte, ging somit mit 2:0 in Führung. Die dritte Partie wurde in einen Nebenraum verlegt. Daraufhin beschwerte sich Spasski über den Straßenlärm. Auch danach ebbten die Vorwürfe nicht ab. Inhaltlich ging es dabei um die vermutete Störung der Gehirnwellen durch verbotene Technik, um zu helles Licht und um das Schachbrett, an dem gespielt wurde. Bis zur sechsten Partie saß Fischer auf einem Lederdrehstuhl, während Spasski auf einem einfachen gepolsterten Holzstuhl Platz nehmen musste. Erst ab der siebten Partie standen beiden Akteuren dann identische Lederdrehstühle zur Verfügung.

Die Vorwürfe, mit unlauteren Mitteln zu spielen, gibt es nachwievor im Schach. Insbesondere bei der Online-Variante werden immer wieder Betrugsvorwürfe laut, aber auch im Duell von Angesicht zu Angesicht laufen immer wieder Untersuchungen des Schach-Weltverbandes und die Sicherheitsvorkehrungen bei Turnieren werden strenger. Die Ausmaße des WM-Turniers 1972 sind dabei aber beispiellos. Beide Akteure versuchten damals immer wieder, mit Psycho-Spielchen Vorteile zu erzielen. Wie viel dabei kalkuliertes Spiel war und was sich aus der Natur der jeweiligen Person ergab, lässt sich dabei nur schwer einschätzen. Fischer galt schon immer als genauso exzentrisch wie genial. So machte er es sich auch zur Angewohnheit, zu jeder Partie zu spät zu kommen. Dennoch setzte er sich am Ende mit 12,5: 8,5 Punkten durch.

Mehr Infos: https://youtu.be/zHCrC5n2jm4 und https://youtu.be/NcA_WKHNsos und https://youtu.be/L8MlGHJKAuM

 

[Fotos: IMAGO / ZUMA & IMAGO / Kohlmeyer]