Roland Krimmer: Der Fair-Play-Botschafter der DOG

Schon seit frühester Kindheit fasziniert mich die Olympische Bewegung, was nicht nur in den jahrelangen Bemühungen meiner Heimatregion – der SportRegion Stuttgart – um die Olympischen Spiele begründet liegt, die bekanntlich in der Bewerbung um die Sommerspiele 2012 gipfelte. Vielmehr ist mein Heimatbundesland Baden-Württemberg seit jeher eng mit der olympischen Idee im Allgemeinen sowie mit den olympischen Entwicklungen der europäischen Kleinstaaten im Besonderen verknüpft. Darüber hinaus liegt die Landeshauptstadt Stuttgart gerade einmal rund 70 Kilometer Luftlinie von der weltbekannten Stadt Baden-Baden entfernt, in der neben der 61. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 1963 auch dessen 11. Olympischer Kongress 1981 stattfand. In Anerkennung ihrer Verdienste um die Olympische Bewegung wurde der Stadt Baden-Baden 1997 zudem durch das Internationale Olympische Komitee der Titel „Olympische Stadt“ verliehen.

Bei einigen früheren Sitzungen des Europäischen Olympischen Komitees schlugen die Vertreter der Kleinstaaten die Organisation von multidisziplinären Spielen vor, die anschließend als „Games of the Small States of Europe“ (GSSE) bezeichnet wurden. Diese Idee wurde schließlich 1981 auf oben erwähntem Olympischen Kongress in Baden-Baden verwirklicht, bei dem sich die Olympischen Komitees der damaligen acht Kleinstaaten zum ersten Mal trafen, um Eindrücke auszutauschen und Wege zu finden, um Spiele zu organisieren, die speziell auf die Größe ihrer Staaten zugeschnitten waren. Als Kleinstaaten, die an diesen Spielen teilnehmen sollten, wurden jene definiert, die weniger als eine Million Einwohner und ein eigenes Nationales Olympisches Komitee (NOK) haben sowie Mitglied des IOC sind. Das waren 1981 Andorra, Island, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco, San Marino und Zypern. Auf der Sitzung des Exekutivkomitees am 1. Juni 2009 wurde Montenegro als neunter Staat in den Kreis der Kleinstaatenspiele aufgenommen. Bis auf Montenegro haben alle acht anderen Staaten die Spiele bereits zwei Mal organisiert, mit der Ausgabe 2017 beim Premierenausrichter San Marino begann der dritte Turnus. Die Kleinstaatenspiele finden alle zwei Jahre Ende Mai/Anfang Juni statt.

Meine ersten bewussten Olympiaerinnerungen verbinde ich persönlich – im Alter von knapp fünf Jahren – mit den Schwimmwettbewerben von Los Angeles 1984, die ich damals mit meinen Großeltern, Eltern und meiner kleinen Schwester am heimischen TV-Gerät verfolgte. Seither lässt mich das „olympische Fieber“ nicht mehr los, man kann sagen, das Olympische Feuer brennt seitdem in mir. Und schlussendlich wurde während eben dieser Spiele in Los Angeles die Entscheidung hinsichtlich der Durchführung der „Spiele der kleinen Staaten von Europa“ beschlossen und die Statuten sowie technischen Vorschriften erstellt.

Des Weiteren spielt Stuttgart für die Kleinstaaten Europas eine entscheidende Rolle im Bereich des Sports. Während des Kongresses des Internationalen Leichtathletikverbandes im Jahr 1993 anlässlich der 4. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaft beschlossen die Mitglieder der Kleinstaaten, die „Athletic Association of Small States of Europe“ (AASSE) zu gründen. Das bedeutet, dass meine Heimat Baden-Württemberg quasi der Geburtsort der GSSE und des AASSE ist und somit eine bedeutende sportliche Stellung für die Kleinstaaten einnimmt. Erwähnenswert ist ebenso, dass das Internationale Olympische Komitee sowohl Stuttgart als auch Baden-Baden 1986 respektive 1996 mit dem von Pierre de Coubertin 1906 ins Leben gerufenen „Olympic Cup“ ausgezeichnet hat.

Mit großer Freude denke ich dabei an „meinen Moment“ als Volunteer anlässlich der Games of the Small States of Europe 2011 sowie des European Youth Olympic Festivals 2015 im Fürstentum Liechtenstein zurück. Im Zuge der ersten Praxisphase, im Rahmen meines Bachelorstudiums Betriebswirtschaft/Spezialisierung Sportmanagement, durfte ich damals anlässlich der „LieGames“ als Volunteer im Bereich „Schießen“ in Balzers und Vaduz mitwirken. Wegen meines einhergehenden Praxisberichts „Identifikation relevanter Funktionen im Personalwesen des Liechtensteinischen Olympischen Sportverbandes unter besonderer Begutachtung der Funktionen des Chef de Mission bei Olympischen Sportgroßveranstaltungen“ begleitete ich den damaligen Chef de Mission zwei Tage lang und konnte dabei das gesamte Fürstentum intensiv kennenlernen. Ich war sowohl vom Land und dessen Kultur, als auch von seinen Einwohnern und deren großen Herzen für den Sport respektive ihrem Enthusiasmus absolut begeistert und beeindruckt.

Ein persönliches Highlight war dabei mit Sicherheit das persönliche Kennenlernen des IOC-Mitglieds Prinzessin Norberta Elisabeth Maria Assunta Josefine Georgine von und zu Liechtenstein, Gräfin zu Rietberg, Marquesa de Mariño. Im folgenden Wintersemester schrieb ich eine akademische Arbeit über die „Effekte von Sport-Großveranstaltungen und ihrer Auswirkung am Beispiel der LieGames 2011“. Ein Wiedersehen mit der Prinzessin, zusammen mit ihrer Tochter María Teresa Sartorius y de Liechtenstein, fand aus Anlass der Olympischen Sommerspiele 2012 in London bei einem Besuch der Liechtensteiner Olympiamannschaft im Olympischen Dorf statt. Im Jahr 2013 reiste ich dann als Sport-Fan zu den Kleinstaatenspielen nach Luxemburg, um das Team Liechtenstein vor Ort zu unterstützen.

Wie bereits erwähnt, brennt das „olympische Feuer“ seit meiner Kindheit in mir. Weiter angefacht wurde es 2007, als ich während einer Griechenlandstudienreise Athen, die Olympiastadt von 1896 und 2004 mit seinem altehrwürdigen Panathinaikos-Stadion, sowie die Stadt Olympia – Ort der antiken Spiele – zum ersten Mal besuchen durfte. Ein weiteres Olympia-Highlight war mein Besuch der Olympischen Sommerspiele von Peking 2008 während meines Engagements als offizieller „Fair-Play-Botschafter“ der Deutschen Olympischen Gesellschaft, bei dem ich unter anderem IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger und den damaligen Deutschen Botschafter in China, Michael Schaefer, kennenlernen durfte.

Die Spiele einmal hautnah mitzuerleben, war sowohl ein elementares als auch ein sehr emotionales Erlebnis für mich. Hier reifte auch der tiefe innere Wunsch, ein Studium im Bereich des Sportmanagements zu absolvieren. 2013 und 2017 durfte ich, zusammen mit Kommilitonen meiner damaligen Hochschulen, am 8. respektive 10. Sportwissenschaftlichen Olympiaseminar der Deutschen Olympischen Akademie – an der Internationalen Olympischen Akademie in Olympia – teilnehmen. Während der unterschiedlichsten Ringvorlesungen und Seminare konnte ich dabei an einem facettenreichen und interdisziplinären Diskurs über historische und aktuelle Fragen der Olympischen Bewegung mitwirken, und dabei zahlreiche neue Erfahrungen und Aspekte gewinnen. Mein bisher größter persönlicher Olympia-Höhepunkt war zweifellos mein Einsatz als Olympischer Fackelträger in Axams, anlässlich der 1. Olympischen Jugend-Winter-Spiele in Innsbruck 2012, wo 1964 und 1976 das Olympische Dorf stand. Ich durfte dabei die Olympische Fackel 150 Meter weit tragen – für mich „ein Lauf für die Ewigkeit“ und nicht nur eine große Ehre für meine Familie und mich, sondern auch für den Olympischen Förderverein Stuttgart, wie der damalige Vorsitzende des Fördervereins, Michael Uhden, betonte.

Nach meinem erfolgreich absolvierten Bachelorstudium an der SRH Fernhochschule Riedlingen 2014 – und einem arrivierten Praktikum an der „Führungs-Akademie des Deutschen Olympischen Sportbundes“ (DOSB) 2015 – schloss ich 2017 mein Masterstudium „Sportmanagement“ an der SRH Hochschule Heidelberg mit der Thesis „International zielorientierte Sportpolitik: Ansatzmöglichkeiten und Handlungsempfehlungen für die Olympische Bewegung“ erfolgreich ab. Mit meiner Abschlussarbeit nahm ich am prestigeträchtigen „Pierre de Coubertin Prix“ des International Pierre de Coubertin Committees teil. Im Rahmen dieser Masterthesis durfte ich 2019 am „26th International Seminar on Olympic Studies for Postgraduate Students“ in Olympia teilnehmen und meine Arbeit einem internationalen Auditorium vorstellen. Im Nachgang an dieses Seminar wurde ich durch das „Hans van Haute Scholarship Committee“ mit einem Stipendium ausgezeichnet und durfte im Zuge dessen meine Masterthesis auch der „International Olympic Academy Participants Association“, ebenfalls in Olympia, vorstellen. Hierbei konnte ich meine Erfahrungen im internationalen Arbeitsfeld des Sports sowie der Olympischen Bildung umfassend erweitern.

Im März 2019 wurde mir eine besondere Ehre zuteil, als mich die Württembergische Sportjugend (wsj) im Haus des Sports „SpOrt Stuttgart“ in Stuttgart-Bad Cannstatt im Rahmen ihres Ehrenamtswettbewerbs zum „Vorbild des Jahres“ ernannte und damit mein langjähriges und vielseitiges Engagement im Rahmen der Olympischen Erziehung/Bildung und in „Anerkennung meiner vorbildlichen Jugendarbeit“ – so der Text der Urkunde – würdigte. Im dazugehörigen Imagefilm heißt es dazu: „Im Sinne des olympischen Gedankens steht bei ihm nicht nur der Sport selbst an erster Stelle, sondern vielmehr auch die Vermittlung von Werten sowie die Völkerverständigung. Seit 24 Jahren setzt er sich für die Verbreitung dieser Idee, für die Förderung der Erziehung und Jugendhilfe und für die Begegnung zwischen Deutschen und Ausländern über alle Maßen ein. Roland ist es sehr wichtig, dass die gezielte Betreuung junger Menschen dazu beiträgt, die Jugendlichen hinsichtlich ihrer Entwicklung in den Bereichen eigenverantwortliches Handeln, gesellschaftliche Mitverantwortung, Sozialkompetenz, interkulturelles Lernen und Integrationsfähigkeit zu fördern und zu bestärken“.


Roland Krimmer, 1979 in Schorndorf geboren und in seiner Heimatgemeinde Rudersberg aufgewachsen, absolvierte nach seiner Mittleren Reife eine duale Berufsausbildung zum Industrieelektroniker. Nach der Fachhochschulreife und seiner Bundeswehrzeit bei der Luftwaffe in Mengen und Karlsruhe schlug er den akademischen Bildungsweg ein und studierte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Aalen Elektronik und Informationstechnik. Nach dem Abschluss 2008 zum Diplom-Ingenieur (FH) schloss er ein BWL-Fernstudium an der SRH Fernhochschule Riedlingen mit der Spezialisierung Sportmanagement an, ein Studium, dass er einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi mit dem „Bachelorgrad“ abschloss. Anschließend folgte 2017 ein Mastergrad in Sportmanagement an der SRH Hochschule Heidelberg. Zwei Jahre später graduierte er darüber hinaus mit einem Diplom in „Olympic Diplomacy and Peace“ an der International Olympic Academy in Olympia. Heute studiert er als einziger deutscher Student in seinem Jahrgang an der weltweit geachteten Deutschen Sporthochschule in Köln im internationalen Masterstudiengang „Olympic Studies“. Sportlich begann Roland Krimmer klassisch beim Kinderturnen, danach war er bis zu einer schweren Knieverletzung Ringer. Später wechselte er als Sportschütze zum KTSV Hößlinswart (Gemeinde Berglen), wo er zunächst als Luftgewehr- und Luftpistolenschütze selbst erfolgreich war und danach als Trainer unter anderem sechs junge Schützen in die Nationalmannschaft brachte. Mannigfaltige ehrenamtliche Tätigkeiten innerhalb der Gesellschaft (Gemeinderat), an Hochschulen (Senator) und im Sport (Mitglied im Bundesjugendausschuss der Deutschen Olympischen Gesellschaft) in verschiedensten Bereichen und auf unterschiedlichsten Ebenen lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Bühne runden sein außergewöhnliches Engagement ab.

[Fotos: privat (3) / Jens Körner / Württembergische Sportjugend / SRH Hochschule Heidelberg]