Alexander Adam: 13 Einsätze im Davis Cup und im Fed Cup
Sportlich interessiert war ich schon in frühester Jugend, und ich habe auch vieles ausprobiert, weil ich damals ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte. Um „abzuspecken“ und meinen Körper zu „modellieren“, fuhr ich Fahrrad und Ski oder ging zum Schwimmen. Sichtbaren Erfolg brachte mir aber eigentlich erst das Handballspielen, das ich als relativer „Späteinsteiger“ im Alter von 13 Jahren für mich entdeckte: Mein erster Spielerpass wurde mir 1986 ausgestellt. Ich spielte für Heslach, Schmiden, Betzingen und schließlich für den TSV Neuhausen/Filder, mit dem ich bis in die 3. Liga aufstieg. Heute noch bin ich dem Handball durch meine Trainertätigkeit bei der Jugendhandball-Akademie Neuhausen/Ostfildern (JANO) für die Leistungsmannschaft der U 19, mit der wir die A-Jugend Bundesliga anpeilen, eng verbunden. Auch meine beiden Töchter spielen Handball beim TSV Neuhausen.
Nach dem Abitur 1992 am Fanny-Leicht-Gymnasium in Stuttgart-Vaihingen leistete ich bei der Jugendfarm Birkach meinen Zivildienst ab und begann danach ein Sportstudium in Tübingen, das ich im März 1999 als Diplomsportpädagoge abschloss. Bereits seit 1994 arbeitete ich nebenher als Coach in einem Fitnessstudio in Möhringen. Beruflich ging es nach dem Ende des Studiums beim damaligen Regionalsender B-TV, wo ich mit den Sportreportern Teo Jägersberg und Chris Born zusammenarbeitete, zunächst als Praktikant, später dann als freier Mitarbeiter. Parallel dazu war ich in Neuhausen als Handballer aktiv. Als klassischer Autodidakt brachte ich mir weitere Kenntnisse des Journalismus selbst bei, produzierte Hallenhefte und war Redaktionsmitglied bei verschiedenen Druckerzeugnissen. 2001 bewarb ich mich beim Württembergischen Tennis-Bund (WTB) auf eine Stellenausschreibung für Öffentlichkeitsarbeit und Medien, wurde angenommen und hatte künftig mein Büro auf der WTB-Geschäftsstelle im Bundesstützpunkt in Stuttgart-Stammheim. 2007 sammelte ich viel Erfahrung mit internationalen Medien als Presse-Volunteer bei der Vorrundengruppe Stuttgart der Handball-WM, was mir unheimlich viel Spaß machte.
Im selben Jahr stand ich erstmals mit Mikrophon als Hallensprecher und Moderator auf dem Platz, denn der WTB war im Dezember Ausrichter der Deutschen Hallenmeisterschaften in Biberach. Das war eine spannende Aufgabe, und so ergab es sich, dass ich 2010 bei einer Besprechung zwischen Edwin Weindorfer, dem Organisator des Davis-Cup-Relegationsspieles zwischen Deutschland und Südafrika auf dem Stuttgarter Weissenhof, und WTB-Präsident Ulrich Lange von Letzterem als Moderator vorgeschlagen wurde. Der WTB wollte die Veranstaltung unterstützen – und „lieferte“ mich nach den wohl positiven Erfahrungen bei bei Deutschen Tennis-Meisterschaften und anderen Veranstaltungen des WTB quasi mit dem Mikro in der Hand! Das deutsche Team gewann gegen Südafrika souverän mit 5:0 und blieb damit in der World Group, und ich stand als „Master of Ceremony“ auf dem Center Court des TC Weissenhof und unterstützte außerdem die Pressekonferenzen. Die Begegnung war übrigens der erste Auftritt des Biberachers Andreas Beck für Deutschland im Davis Cup.
Insgesamt stand ich sechs Mal im Davis Cup als Moderator auf dem Platz, sieben Mal im früheren Fed Cup der Frauen, der seit 17. September 2020 Billie Jean King Cup heißt. Bei diesen „Länderspielen“ herrschte immer eine ganz besondere Atmosphäre, und es war für mich immer ein Highlight und ein echter „Gänsehautmoment“, bei der offiziellen Eröffnungszeremonie alleine auf dem Court zu stehen, die Nationalhymnen anzusagen und die Spieler auf den Platz zu holen. Außerdem musste ich bei der Begrüßung nicht nur die Spielerinnen oder Spieler vorstellen, sondern auch die Ballkinder, Linienrichter, Schiedsrichter und Kapitäne. Das Vorlesen des Verhaltenskodexes für die Zuschauer gehörte ebenfalls zu den Aufgaben des Moderators.
Zur Vorbereitung auf diese Begegnungen befasste ich mich, sobald die offizielle Nominierung der Teamkapitäne feststand, als erstes mit der gegnerischen Mannschaft und ließ mir von einem Muttersprachler erklären, wie man die Namen der Akteure richtig ausspricht. Anschließend verschaffte ich mir einen Überblick, das heißt, ich checkte die Rankings, sah nach, welche Erfolge die Profis in der laufenden Saison schon hatten und welche besonderen sportlichen Erlebnisse sie in ihrer Karriere feiern konnten. Die Ergebnisse der Deutschen verfolgte ich durch meine Arbeit beim WTB natürlich tagtäglich recht intensiv, aber ich versuchte stets auch, einige Anekdoten oder besondere Fakten herauszufinden, die ich den Zuschauern bei der Vorstellung vor den Matches erzählen konnte. Während der Matches musste ich als Sprecher und Moderator ständig im „Standby-Modus“ anwesend sein, um blitzschnell reagieren zu können, sollte auf dem Platz etwas passieren. Verletzte sich beispielsweise eine Spielerin oder ein Spieler, musste ich eingreifen und ein paar Worte an die Zuschauer richten.
Besonders in Erinnerung geblieben und das absolute Highlight in meiner Sprecherkarriere war, als ich Angelique Kerber im Februar 2016 beim Fed Cup in Leipzig ankündigen durfte. Nach ihrem Grand-Slam-Erfolg bei den Australian Open war ich der Erste, der sie dem deutschen Publikum vorstellen durfte – das war Gänsehaut pur! Ich weiß noch, wie SAT.1-Moderator Matthias Killing vor der Eröffnungszeremonie zu mir kam und meinte: „Alex, genieß es einfach, das wird ein geiles Erlebnis.“ Und das war es dann auch!
Weniger angenehm und eine richtiggehend negative Situation war das etwas unschöne Ende der Davis-Cup-Begegnung 2014 gegen die hochfavorisierten Spanier in der Fraport Arena Frankfurt. In der ersten Runde der Weltgruppe führte Deutschland am Samstag bereits mit 3:0 und stand damit erstmals seit drei Jahren wieder im Viertelfinale. Am Freitag hatten Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer ihre Einzelpartien gewonnen, den dritten und entscheidenden Punkt holten Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber im Doppel. Am Sonntag war die Halle wieder ausverkauft, und die Fans wollten eine Tennisparty feiern, doch Haas, Kohlschreiber und Mayer sagten für das Einzel verletzungsbedingt ab, und so fand lediglich ein bedeutungsloses Match statt, das Daniel Brands souverän in zwei Sätzen gewann. Als Team-Kapitän Carsten Arriens, der offizielle Arzt und ich dem entrüsteten Publikum die Situation erklärten, gab es ein lautes Pfeifkonzert und zahlreiche Buh-Rufe – das war eine schwierige Situation, aber damit musste man halt auch klarkommen und daraus lernen.
Im Jahr 2012 war ich beim MercedesCup mit Teo Jägersberg (SWR) für die Interviews auf dem Platz und im Rahmenprogramm zuständig, 2016 kamen die Aufgaben des Sprechers und Interviewers beim Neckar-Cup Challenger in Heilbronn und die Sprechertätigkeit beim Porsche Tennis Grand Prix hinzu. Dort war ich vorwiegend auf Court 1 in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle im Einsatz sowie beim Livestream der Auslosung. Eine tolle Geschichte und ein nachhaltiges Erlebnis bedeutete beim Porsche Grand Prix ein Interview mit der Schweizerin Martina Hingis, die Ende der Neunzigerjahre 209 Wochen lang auf der Weltrangliste auf Platz eins stand und 2013 nach zwei Rücktritten einen dritten Anlauf auf der Tour startete – allerdings nur noch im Doppel, so auch in Stuttgart.
Am 1. Januar dieses Jahres vollzog ich einen großen beruflichen Schnitt und wechselte nach 19 Jahren beim WTB als Key Account Manager Sales & Kooperationen zum Schwäbischen Turnerbund. Der STB ist der größte Sportfachverband in Baden-Württemberg und breit aufgestellt, veranstaltet internationale Wettkämpfe, führt seit über 30 Jahren die im Ländle bekannte und beliebte TurnGala durch, initiiert viele spannende Projekte, ist innovativ, denkt zukunftsorientiert und bietet mir viele neue Möglichkeiten. Diese neue berufliche Herausforderung macht mir sehr viel Spaß und war der richtige Schritt für meine Zukunft!
Alexander Adam war 19 Jahre beim Württembergischen Tennis-Bund (WTB) als Leiter Marketing & PR tätig. Seit dem 1. Januar 2021 ist der Diplompädagoge bei der Marketing und Event GmbH des Schwäbischen Turnerbundes (STB) für den Bereich „Sales & Kooperationen“ zuständig. Der 48-Jährige ist in der Waldklinik Degerloch geboren und wohnt seit über 20 Jahren mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Neuhausen/Filder.
[Fotos: Pressefoto Baumann & privat]