ZEITREISE | Von den Leibesübungen zur Kunstform
  21.03.2022


SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. In der zwölften Folge geht es um die Geschichte des Turnsports.

Schwäbischer Turnerbund als Pionier in Deutschland

Was haben die eigenständigen Sportarten Gerätturnen, Gymnastik, Schwimmen und Faustball gemeinsam? Gemeinsam ist ihnen, dass diese Bewegungsarten vor rund 100 Jahren allesamt noch keine eigenen Sportarten waren. Denn der Begriff Sport kam erst Ende des 19. Jahrhunderts aus England nach Deutschland. Damit verbunden war auch ein neues Verständnis: Bis dahin war der Begriff Turnen in Deutschland eine Sammelbezeichnung für verschiedene Arten der körperlichen Ertüchtigung. Mit dem Begriff „Turnen“ war damals nicht nur (wie heutzutage) das Boden- und Gerätturnen gemeint, sondern auch zahlreiche andere Bewegungsarten. Dadurch lässt sich historisch begründen, dass bis heute Sportarten wie Faustball, Prellball und Ringtennis unter dem Dach des Deutschen Turner-Bundes sowie des  Schwäbischen Turnerbundes angesiedelt sind.

„Turnvater Jahn“, der mit bürgerlichem Namen Friedrich Ludwig Jahn (1778 bis 1852) heißt, gilt als der Begründer des organisierten Turnens in Deutschland. Jahn führte Geräte wie Reck, Barren und Pferd ein und machte das Turnen im frühen 19. Jahrhundert populär. Turnen diente dabei aber nicht etwa zum Spaß und Geselligkeit. Sondern der Leibesübung /-erziehung: Die junge Generation der Männer sollte durch die Leibesübungen Disziplin lernen und kampfbereit gemacht werden. Im Jahr 1842 wurde Turnen als obligatorisches Schulfach eingeführt. Der erste Deutsche Turnerbund wurde am 3. April 1848 in Hanau gegründet. In Anwesenheit von Friedrich Ludwig Jahn wurde der Zweck des Bundes wie folgt aufgeschrieben: „Für die Einheit des deutschen Volkes tätig zu sein, den Brudersinn und die körperliche und geistige Kraft des Volkes zu heben". Der erste Vorsitzende des Deutschen Turnerbundes war der Esslinger Theodor Georgii, dieser trieb auch die Turnbewegung im Süden voran und gründete nur einen Monat später im Mai 1848 den Schwäbischen Turnerbund. Der Schwäbische Turnerbund ist damit der älteste durchgängig existierende Sportverband in Deutschland.

Durch die grundlegend unterschiedlichen Ursprünge der Leibeserziehung/Turnen und des englischen Sportes standen diese von Beginn an in Deutschland in direkter Konkurrenz zueinander. Der veränderte Gebrauch des Begriffs Turnen kam erst nach einem Abbau der Differenzen und vieler Konflikte. Durch die Einführung von Reglementierungen und Modifikationen diente Turnen im Laufe der Zeit nicht mehr nur der Disziplinierung und nationalen Ertüchtigung.

Eine der größten Veränderungen der Turngeschichte machten sich nach dem Zweiten Weltkrieg bemerkbar. War Turnen ursprünglich erfunden worden zur Leibesertüchtigung und Disziplinierung ausschließlich der Männer, wendete sich im Laufe der Zeit die Geschlechterverteilung. Seit den 1970er und 1980er Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen in den Turnvereinen kontinuierlich gestiegen. Derzeit sind rund 2/3 der Mitglieder Frauen und Mädchen.

Mehr Infos: https://youtu.be/0KSCKzfxMmc und https://youtu.be/zlFVvdyqVr4 und https://youtu.be/xYJuIL4MYL0

 

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