ZEITREISE | Skispringen – Wie ein V vieles verändert hat
  24.01.2022


SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. In der vierten Folge geht es um Skispringen und wie Jan Boklöv aus Schweden die Sportart einst revolutionierte. 

Skispringen – Alles nahm in Norwegen seinen Anfang

Das Skispringen hat seine Wiege in Norwegen, wo zunächst über Schneeberge, verschneite Holzstapel und Hausdächer gesprungen wurde. Die Erzählungen über die ersten kleinen Sprünge stammen vom Ende des 18. Jahrhunderts. Rund 100 Jahre später wurde der erste größere Skisprungwettkampf in Oslo ausgetragen (1879), dieser wurde in der Folge zu einem jährlichen Ereignis. Das Skispringen wanderte dann von Norwegen aus in die Welt und fand viele Anhänger. Bei den ersten Olympischen Winterspielen (1924 in Chamonix) gehörte Skispringen bereits zum Programm, damals durften allerdings nur Männer antreten. Es sollte noch 90 Jahre dauern, bis 2014 auch Frauen um Olympia-Medaillen sprangen: Carina Vogt vom SC Degenfeld gewann bei der Frauen-Premiere in Sotchi Gold. 

Skispringen war nicht nur etwas für besonders Mutige, sondern auch schon immer ein Sport für die Tüftler, die das Ziel verfolgten, weiter zu springen als alle anderen. Wie muss eine Schanze gebaut sein? Welche Form ist für den Ski ideal? Wo sollte die Bindung am besten auf dem Ski platziert werden? Welche Körperhaltung ist beim Springen besonders aerodynamisch und gipfelt in der größten Weite? Welches Material und welcher Schnitt sind für die Sprunganzüge am besten geeignet? Dies sind einige der Fragen, die die Skisprungwelt bis heute bewegen und die die Grundlage für das Reglement bilden.

Was zunächst mit zwei parallel in der Luft befindlichen Ski und rudernden Armen begann, sind heute zum V geöffnete Ski und ein ruhiger Oberkörper, bei dem sich im besten Fall nicht einmal der kleine Finger bewegt. Die Hauptfrage dabei lautet nach wie vor: Wie muss der Körper sich in der Luft verhalten, damit die Sprünge möglichst weit gehen? In der Schweiz versuchte man bereits in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, die Sprungtechnik im Windkanal zu perfektionieren. Verändert wurde über viele Jahre immer wieder die Armhaltung – von den „rudernden Armen“ über die Streckung der Arme nach vorne (in Verlängerung des Kopfes) bis zum Anlegen der Arme an den Körper.

Was aber jahrelang nie wirklich in Frage gestellt wurde, war die parallele Führung der Ski. Das änderte sich erst, als der Schwede Jan Boklöv bei einem eigentlich verunglückten Sprung seine Ski auseinandernahm und so doch noch sicher landen konnte. Boklöv bemerkte die Vorteile, die diese neue Technik hatte und konzentrierte sich fortan auf die heute als V-Stil bekannte Sprungtechnik. Der anfangs noch von der internationalen Elite belächelte und von den Punktrichtern mit Abzügen belegte Sprungstil setzte sich ab dem Ende der 80er-Jahre bei den meisten Springern durch. Im Vergleich zum Parallelstil bietet der V-Stil knapp 30 Prozent mehr Auftrieb in der Luft. Durch die Revolution des Sprungstils mussten auch die Schanzen angepasst werden: Aufgrund des höheren Luftwiderstandes und durch den größeren Auftrieb wurde nämlich die Flugkurve flacher. Die Springer erzielten größere Weiten und flogen dabei in einer geringeren Höhe. Den Weltrekord hält derzeit Stefan Kraft aus Österreich, der im Jahr 2017 im norwegischen Vikersund insgesamt 253,5 Meter weit flog.

Ohne die Anpassung der Aufsprunghänge würde ein weitaus größerer Druck auf den Körpern bei der Landung lasten, was auch ein höheres Verletzungsrisiko zur Folge hätte. Bis heute nutzen die meisten Skispringer und Skispringerinnen den V-Stil, nur einige wenige setzen auf den weiterentwickelten H-Stil. Ob dieser sich letztlich durchsetzen wird, muss die Zukunft zeigen.

Mehr Infos: https://www.sportschau.de/wintersport/skispringen/video-menschen-schanzen-momente---die-doku-ueber-die-geschichte-des-skispringens-100.html

 

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