ZEITREISE | Elf magische Meter
28.11.2022
SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. Da bei der Fußball-WM in Katar demnächst die Spiele des Achtelfinales anstehen, geht es in der 48. Folge um das Elfmeterschießen.
Von einem Torhüter wurde in Irland der Strafstoß erfunden
Wenn in der regulären Spielzeit und in der Verlängerung kein Gewinner feststeht, bringt bei einem Fußballspiel das Elfmeterschießen die Entscheidung über Sieg und Niederlage. Aber auch während der Partie können Strafstöße über Sieg und Niederlage entscheiden. Die Geschichte des Elfmeters beginnt im Jahr 1891 in Irland und bringt in der Folge viele glückliche, kuriose und knappe Entscheidungen mit sich. William McCrum spielte als Torhüter in der irischen Fußball-Liga. Er gilt als der Erfinder des Strafstoßes. Der Strafstoß war als Ausgleich gedacht, wenn eine klare Torchance vermieden wurde. Alsbald wurde der Elfmeter dann auch in anderen Ländern eingeführt – in Deutschland im Jahr 1893. Mehrere Jahre lang wurde nicht von einem speziellen Punkt geschossen, sondern von der sogenannten „Sühnelinie“ welche in 12 Yard (entspricht fast 11 Meter) Entfernung parallel zur Torlinie verlief. Mit der Einführung des Strafraums (16-Meter-Raum) im Jahr 1902 wurde auf den Punkt umgestellt.
Nach der Einführung des Strafstoßes dauerte es einige Jahre, bis ein Team in einem WM-Finale ein Strafstoß zugesprochen wurde. Erstmalig geschah diese im WM-Finale 1974. In der ersten Minute nach dem Anpfiff foulte Uli Hoeneß einen Niederländer im Strafraum, bis dahin hatte noch kein deutscher Spieler einen Ballkontakt gehabt. Den Elfmeter verwandelten die Niederländer, mit zwei eigenen Toren, darunter ein von Paul Breitner verwandelter Strafstoß, konnte die deutsche Mannschaft das Spiel im Anschluss aber noch drehen und gewann den WM-Titel im eigenen Land. 1990 entschied gar ein einziger Strafstoß ein Endspiel: Andreas Behme erzielte das 1:0-Siegtor für Deutschland gegen Argentinien. Vier Jahre später musste gar das Elfmeterschießen herhalten, um ein WM-Finale zu entscheiden: Brasilien schlug in Pasadena (Karlifornien) Italien mit 3:2.
Die Verwendung des Strafstoßes als Mittel, um Spiele nach der regulären Spielzeit zu entscheiden, wurde erstmals in der Saison 1970/1971 verwendet. Das Elfmeterschießen nach seinen heutigen Regeln geht auf den deutschen Schiedsrichter Karl Wald zurück. Er legte auf einem Verbandstag in Bayern 1970 einen Entwurf des heute gültigen Regelwerks zum Elfmeterschießen vor. Bis dahin wurde per Los entschieden, wer der Gewinner einer Partie war, wenn es nach der Spielzeit keinen Gewinner gab. Bei einem Strafstoß ist die Chance recht hoch, dass der Ball im Tor landet. In 75 bis 80 Prozent der Fälle trifft der Schütze, bei Weltmeisterschaften liegt diese Quote noch etwas höher. Nach dem Schuss benötigt der Ball etwa 0,4 Sekunden bis zur Torlinie. Da diese Zeit sehr kurz ist, springen die Torhüterinnen und Torhüter in den meisten Fällen in eine Ecke, bevor der Ball den Fuß der Schützin oder des Schützen verlassen hat. Manchmal gelingt es den Torstehern die Ecke, in der der Ball geschossen wird, vorher zu erahnen, teilweise sind aber auch die Lieblingsecken der Schützeninnen und Schützen bekannt. Um im Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien die Chancen auf einen Sieg zu erhöhen, bekam der deutsche Torwart Jens Lehmann einen Zettel, auf dem die Lieblingsecken der argentinischen Schützen standen. Lehman hielt zwei Elfmeter, wodurch Deutschland das Spiel gewann.
Mehr Infos: https://youtu.be/dK4-sI_ViHw und https://youtu.be/4SmeVFc434c und https://youtu.be/cI-KsX3gsNc