ZEITREISE | Das größte Schach-Duell aller Zeiten
  04.12.2022


SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. Die 49. Folge befasst sich mit dem Kampf um den Schach-WM-Titel im Jahr 1972; damals traf in Island der Titelverteidiger Boris Spasski auf den Herausforder Bobby Fischer. Der WM-Kampf gilt als das größte Schach-Duell aller Zeiten.

21 Partien voller Kuriositäten 

Vor 50 Jahren kam es in Reykjavik (Island) zu einem Schach-Duell voller Kuriositäten. Mitten im Kalten Krieg spielte der aus der Sowjetunion stammende Spasski gegen den US-Amerikaner Fischer um den WM-Titel. Boris Spasski trat dabei als amtierender Weltmeister an, Bobby Fischer als Herausforderer. Dieser Weltmeisterschafts-Kampf war nicht nur das Aufeinandertreffen zweier Schachgenies, sondern wurde auch zum Wettkampf der Systeme und zum Match des Jahrhunderts stilisiert. Gerade wegen dieser brisanten politischen Lage wäre das Spiel beinahe nicht zu Stande gekommen. Fischer weigerte sich lange Zeit aus verschiedenen Gründen anzureisen. Erst nach einem Telefonat mit dem Sicherheitsberater des US-Präsidenten flog Fischer dann doch nach Island.

Der WM-Kampf zog sich über knapp zwei Monate hin. Am Ende setzte sich Bobby Fischer durch und wurde somit neuer Weltmeister. Nach dem Ende der letzten Partie polarisierte das Duell noch lange. Der WM-Titel brachte Fischer viel Ruhm, dieser konnte aber damit nicht umgehen und tauchte ab. Fischer trat nie zu einer Titelverteidigung an. Spasski verlor durch seine Niederlage an Ansehen, da von ihm angesichts des Kalten Krieges ein Sieg erwartet wurde.

Während der insgesamt 21 WM-Partien machten sie sich beide Spieler immer wieder gegenseitig Vorwürfe. Dabei ging es um Betrugsvorwürfe und um die Bedingungen, die vorherrschten. Bereits in der ersten Partie beschwerte sich Fischer über die Fernsehkameras im Raum. Diese waren seiner Meinung nach zu laut, und er gab an, sie würden seine Konzentration stören. Aus Protest trat Fischer daher auch nicht zur zweiten Partie an. Spasski, der den ersten Vergleich für sich entschieden hatte, ging somit mit 2:0 in Führung. Die dritte Partie wurde in einen Nebenraum verlegt. Daraufhin beschwerte sich Spasski über den Straßenlärm. Auch danach ebbten die Vorwürfe nicht ab. Inhaltlich ging es dabei um die vermutete Störung der Gehirnwellen durch verbotene Technik, um zu helles Licht und um das Schachbrett, an dem gespielt wurde. Bis zur sechsten Partie saß Fischer auf einem Lederdrehstuhl, während Spasski auf einem einfachen gepolsterten Holzstuhl Platz nehmen musste. Erst ab der siebten Partie standen beiden Akteuren dann identische Lederdrehstühle zur Verfügung.

Die Vorwürfe, mit unlauteren Mitteln zu spielen, gibt es nach wie vor im Schach. Insbesondere bei der Online-Variante werden immer wieder Betrugsvorwürfe laut, aber auch im Duell von Angesicht zu Angesicht laufen diverse Untersuchungen des Schach-Weltverbandes und die Sicherheitsvorkehrungen bei Turnieren werden strenger. Die Ausmaße des WM-Turniers 1972 sind dabei aber beispiellos. Beide Akteure versuchten damals immer wieder, mit Psycho-Spielchen Vorteile zu erzielen. Wie viel dabei kalkuliertes Spiel war und was sich aus der Natur der jeweiligen Person ergab, lässt sich dabei nur schwer einschätzen. Fischer galt schon immer als genauso exzentrisch wie genial. So machte er es sich auch zur Angewohnheit, zu jeder Partie zu spät zu kommen. Dennoch setzte er sich am Ende mit 12,5: 8,5 Punkten durch.

Mehr Infos: https://youtu.be/zHCrC5n2jm4 und https://youtu.be/NcA_WKHNsos und https://youtu.be/L8MlGHJKAuM

 

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