ZEITREISE | Biathlon – Vom Militärsport zum TV-Hit
  17.01.2022


SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. In der dritten Folge geht es um Biathlon und darum, wie sich die Sportart von einem reinen Männersport hin zu einer extrem beliebten Wintersportart entwickelt hat, die auch von Frauen ausgeübt wird. In den Wintermonaten können die Wettkämpfe der Weltelite nahezu an jedem Wochenende auf den Fernsehbildschirmen im heimischen Wohnzimmer verfolgt werden. 

Biathlon – Militärsport und Männersache

Biathlon ist eine Kombination aus Langlauf und Schießen. Eine Art „Langlauf“ diente bereits etwa 3.000 v. Chr. als Hilfe beim Jagen. Zeichnungen in Felshöhlen belegen, dass zu dieser Zeit bereits Holzlatten benutzt wurden, um beim Jagen in verschneiten Gebieten besser voranzukommen. Durch die Teildisziplin Schießen war Biathlon lange eine Sportart, die im militärischen Bereich angesiedelt und damit lange ausschließlich eine Männerdomäne war. Insbesondere in Norwegen wurden dabei zunächst Wettkämpfe ausgetragen. Mit der Entwicklung der maschinellen Ski-Fertigung und Nutzung von Kleinkalibergewehren entwickelte sich der Sport an sich weiter und wandelte sich im Laufe der Zeit vom reinen Militärsport zum zivilen Sport. Eins änderte sich jedoch lange nicht: Biathlon blieb weiterhin eine reine Männersache.

Wie „Flintenweiber“ den Biathlonsport revolutionierten

Revolutioniert wurde der Sport im Jahr 1986: Drei Schülerinnen und ihre Lehrerin aus Willingen nahmen damals das „Abenteuer Frauenbiathlon“ in Angriff und ebneten damit vielen anderen Frauen den Weg. Renate Schinze ermöglichte ihren Schülerinnen Martina Göbel (geb. Stede), Petra Behle (geb. Schaaf) und Inga Kesper den Einstig in den Biathlon-Sport. Schinze organisierte beim damaligem Schieß-Bundestrainer der Herren in Ruhpolding einen Lehrgang; neben den Willinger Frauen war auch die aus Bayern stammende Uschi Disl mit dabei. Schinze fungierte dabei nicht nur als Lehrerin, sondern auch als Trainerin, Technikerin und Waffenmeisterin. Sie übernahm in der Folge alle anfallenden Aufgaben, die nötig waren, um die Willinger Trainingsgruppe in die Weltspitze zu bringen. Doch die Biathlon-Welt schien damals noch nicht bereit zu sein für Frauen: Renate Schinze kämpfte als erste Bundestrainerin jedenfalls gegen zahlreich Widerstände. Wettkämpfe wurden damals nach den Herren-Rennen ausgetragen. Das zuvor volle Stadion hatte sich geleert, bis die Frauen an den Start gingen. Die anfangs despektierlich als „Flintenweiber“ bezeichneten Biathletinnen schafften es zum ersten Mal bei der Weltmeisterschaft 1989 in Österreich auf die Fernsehbildschirme. Die WM wurde für Männer und Frauen erstmalig am gleichen Ort ausgetragen, wodurch auch die Wettkämpfe der Frauen übertragen wurden. Petra Behle (geb. Schaaf) sicherte sich den Weltmeistertitel Für Petra Behle (geb. Schaaf) war es bereits der zweite WM-Titel, vom ersten (1988 in Chamonix) hatte fast niemand Notiz genommen, da die Wettkämpfe nicht im Fernsehen übertragen wurden. Im Teamwettbewerb folgte die WM-Bronzemedaille für Deutschlands Frauen.

Olympia-Premiere 1992 in Albertville

Von nun an stieg die Popularität des Frauen-Biathlons. Ab jetzt standen nicht mehr nur die Herren im Fokus. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Albertville durften Frauen im Biathlon erstmals an den Start gehen. Die Staffel mit Uschi Disl, Petra Behle (geb. Schaaf) und Antje Misersky gewann in Frankreich Silber. Mit der Präsenz bei Olympia nahm die breite Öffentlichkeit Notiz vom Frauen-Biathlon. Es folgten viele weitere Olympia-, WM- und Weltcup-Wettkämpfe. Biathlon ist inzwischen der beliebteste Fernseh-Wintersport überhaupt. Wer sich heutzutage für Wintersport interessiert und seinen Fernseher einschaltet, der kann sowohl Frauen- als auch Männer-Biathlon sehen.  All dies ist das Ergebnis einer kleinen Gruppe von Frauen, die durch ihr Engagement und ihre Leistungen von „Flintenweibern“ zu angesehenen Athletinnen wurden.

Mehr Infos: https://youtu.be/LzoGUfHbotc und https://youtu.be/FWmXRbnFV2Q

 

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