TOM UND BENNI IN PARIS | Folge 6
  29.07.2024


Bei den Olympischen Spielen in Paris hat die SportRegion Stuttgart gleich zwei Sportjournalisten vor Ort – Tom Bloch und Benjamin Lau berichten in der Kolumne TOM UND BENNI IN PARIS exklusiv aus der französischen Hauptstadt. Für den Sportfotografen Benni Lau sind es die ersten Olympischen Spiele, Kollege Tom Bloch war bereits in Rio de Janeiro und in Tokio am Start. Täglich erzählen die beiden über ihre Erlebnisse in der Weltstadt an der Seine im Ausnahmezustand.

Folge 6: Return To Sender

Das frühe Ausscheiden unseres deutschen Tischtennisteams im Mixed-Doppel verschafft mir unerwarteterweise etwas mehr Zeit an diesem Tag. Diese nutze ich am Vormittag spontan für eine Olympia-Fotochallenge. Mit einem befreundeten Fotografen habe ich mich verabredet, um mit der Metro einige der speziell für Olympia „beringten“ Sehenswürdigkeiten zu besuchen und zu fotografieren – natürlich auch das Olympische Feuer. Dieses brennt freischwebend unter einem Ballon im Jardin des Tuileries zwischen dem Place de la Concorde und dem Louvre.

Dabei möchte ich noch zwei Dinge erledigen. Diese sind von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Die einfache Sache: eine Postkarte, die an meine Familie nach Deutschland gehen soll, einwerfen. Die schwierigere Aufgabe: Ich benötige Feinmechanik-Werkzeug, da sich eine Schraube an meinem 300-mm-Teleobjektiv gelockert hat. Mal sehen, ob das klappt!

Als wir uns am Vormittag direkt neben dem Olympiakomplex Arena-Süd vor dem Hotel meines Bekannten treffen, scheinen mehrere Morgen-Sessions im Volleyball, Handball und Tischtennis gleichzeitig zu Ende gegangen zu sein. Denn Menschenmassen strömen zur Metro, und wir beschließen kurzerhand, unser erstes Foto-Ziel, den Eiffelturm, auf Schusters Rappen anzusteuern. Keine fünf Minuten unterwegs mogelt sich tatsächlich ein Schaufenster mit den Großbuchstaben QUINCAILLERIE zwischen die unzähligen Cafés und Boulangerien. Die Auslagen lassen keinen Zweifel aufkommen – dies ist ein Werkzeugladen! Mit dem passenden Minischraubendrehermäppchen verlasse ich zwei Minuten später das Geschäft. Perfekt! Aufgabe eins erledigt – und zwar schneller als erwartet.

Weiter geht es zum Arc de Triomphe. Um diesen kreist der berühmte mehrspurige Kreisverkehr, der schon vielen Touristen zum Verhängnis geworden ist. Und auch die Volunteers aus aller Welt, welche für Fahrdienste eingesetzt werden, dürfen hier ihre Meisterprüfung ablegen. Mir wird es schon vom Zusehen schwindelig. Was für ein Gewusel!

Unser nächstes Ziel, der Ballon mit dem Olympischen Feuer, ist von hier aus schon deutlich zu sehen. Die kilometerlange Pariser Prachtstraße, Avenue des Champs Élysées, führt geradewegs in Richtung Louvre, vor dessen Toren der Ballon schwebt. Allerdings müssen wir noch durch einige Sicherheitskontrollen durch, bevor wir endlich an unserem wichtigsten Foto-Ziel angekommen sind.

Leider versperrt uns ein Zaun den direkten Weg zum Ballon. So schauen wir mit hunderten anderen Schaulustigen aus gut 200 Metern Entfernung auf die Flamme, die der US-Rapper Snoop Dogg erst kürzlich hierhergetragen hat. Trotzdem bin ich zutiefst beeindruckt, denn der Ballon erinnert an den ersten bemannten Flug der Menschheitsgeschichte, der 1783 hier stattgefunden haben soll. Dann steigt der Ballon hell erleuchtet 60 Meter hoch in den Nachthimmel von Paris.

Zurück im Hotel blicke ich auf meine Uhr und stelle fest, dass ich über 23.000 Schritte zurückgelegt habe. Sauber. Kurz noch alles verstauen und dann geht’s zur Tischtennis-Halle. Aus meinem Rucksack fische ich neue Verpflegung, mein neu erworbenes Werkzeug und eine Postkarte. Stimmt, da war ja noch was! Die zweite Aufgabe!

Die Post an die Daheimgebliebenen bin ich leider immer noch nicht losgeworden. Weder im Hotel, wo sie, warum auch immer, keine Postkarten annehmen, noch draußen auf der Straße. Denn die gelben, französischen Briefkästen, die nicht viel anders aussehen als unsere in Deutschland, sind zwar vorhanden, aber unbrauchbar gemacht worden. Ein Brett verriegelt stets die Öffnung zum Einwerfen. Ein Schild informiert in französischer und englischer Sprache, dass der Briefkasten aus Sicherheitsgründen gesperrt sei. Überrascht bin ich darüber nicht. Denn egal ob Einheimische, Touristen oder Olympia-Teilnehmer – mittlerweile haben sich schon alle an die vielen Absperrungen, Einschränkungen udn Sicherheitsmaßnahmen gewöhnt. Dann geht die Suche eben weiter ...

Benni Lau

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