SPORTPSYCHOLOGIE | Mirko Irion
  25.06.2023


Im Sport setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass psycholgischen Aspekten eine wichtige Bedeutung zukommen sollte. Daher wirft die SportRegion im Jahr 2023 ein Schlaglicht auf dieses Gebiet. In der Rubrik SPORTPSYCHOLOGIE kommen Sportpsychologinnen und Sportpsycholgen zu Wort, die sich jeweils mit einem Teilaspekt auseinandersetzen. In der 9. Folge ist Mirko Irion dran.


Thema: Umgang mit Druck im Breitensport – was wir von Profis lernen können

Sport ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Er gibt uns die Möglichkeit, uns körperlich zu betätigen und unseren Geist zu entspannen. Doch was geschieht, wenn der Sport, den wir betreiben, zu einem Quell von (Leistungs-)Druck und Stress wird? Wie können wir damit umgehen und vermeiden, dass unser Sport zum Problem wird?

Der Breitensport hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Immer mehr Menschen betreiben Sport, sei es als Hobby oder als Ausgleich zum Berufsleben. Doch der Anstieg der Beliebtheit des Breitensports geht oft mit einem erhöhten Leistungsdruck einher. Dieser Druck kann auf verschiedene Arten entstehen: durch Erwartungen von außen, durch Wettbewerb, durch den Wunsch nach Leistungssteigerung oder durch das Ziel, sich immer wieder selbst zu übertreffen.

Das wiederum kann viele negative Auswirkungen auf den Körper und den Geist haben. Zum Beispiel kann es zu einer erhöhten körperlichen und mentalen Anspannung und Nervosität führen, die wiederum die sportliche Leistung beeinträchtigen können. Auch kann es zu einem geringeren Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl führen, wenn die eigenen Erwartungen - oder die der Umgebung - nicht erfüllt werden. Dann nehmen Leistungsfähigkeit, die Motivation wie auch die Stressresistenz (Resilienz) ab, während das Verletzungsrisiko steigt. In extremen Fällen kann dieser Prozess sogar zu Burnout und Depressionen führen.

Druck kann also auch im Breitensport ein ernsthaftes Problem darstellen. Aus diesem Grund ist es angebracht, den Umgang mit Druck zu regulieren und ihn als eigenständige Disziplin zu betrachten. Im Profisport praktizieren wir das seit vielen Jahren und im Breitensport ist es höchste Zeit, diesem Aspekt größeren Fokus zu verleihen. Deshalb hier einige Impulse, was Betroffene tun können, um zu großen (Leistungs-)Druck zu reduzieren.

Setzen Sie sich realistische Ziele

Es ist wichtig, dass Sie sich Ziele setzen, die für Sie erreichbar sind und die Ihren aktuellen Fähigkeiten entsprechen. Zu hohe Ziele führen zu Enttäuschung und Frustration, wenn sie nicht erreicht werden. Setzen Sie sich deshalb realistische Ziele, die Sie motivieren, auf die Sie hinarbeiten und die Sie auch erreichen können. Die positive Erfahrung nährt den Selbstwert und reduziert den Druck für künftige Ziele.

Sprechen Sie positiv mit sich selbst

Eine positive innere Einstellung hilft Ihnen, den Druck zu reduzieren. Sprechen Sie positiv mit sich selbst und ermutigen Sie sich. Sagen Sie sich, dass Sie gut genug sind und, dass Sie Ihre Ziele erreichen können. Positive Selbstgespräche können zu einem gesunden Selbstbewusstsein beitragen.

Konzentrieren Sie sich auf den Prozess

Anstatt sich ausschließlich auf das Endziel zu konzentrieren, ist es hilfreich, den Fokus bereits auf den Prozess zu legen. Indem Sie dem Weg zum Ziel Fokus schenken, statt ausschließlich der Zielerreichung, reduzieren Sie den Druck und werden offen für den Prozess, das Training und dessen Entwicklung.

Visualisierung

Die Visualisierung ist eine Technik, bei der Sie sich im Geiste eine bestimmte Handlung oder Situation vorstellen. Stellen Sie sich beispielsweise vor einem Wettkampf das Ausführen bestimmter Bewegungen vor oder wie Sie sich auf dem Siegertreppchen fühlen. Die Visualisierung kann helfen, das Selbstvertrauen zu stärken und den Fokus zu verbessern.

Nutzen Sie Entspannungstechniken

Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können Ihnen dabei helfen, mit  Druck besser umzugehen bzw. ihn abzubauen. Diese Techniken können dazu beitragen, dass Sie sich entspannter und ruhiger fühlen und den Stress reduzieren. Probieren Sie verschiedene Techniken aus und finden Sie diejenige, die für Sie am besten funktioniert.

Finden Sie Unterstützung

Darüber hinaus ist es hilfreich, sich Unterstützung bei Freunden, Familie oder Ihrem Trainer zu suchen. Wenn Sie sich unsicher fühlen oder unter Druck stehen, können sie Ihnen helfen, den Druck zu reduzieren und Sie ermutigen. Zudem können Sie von ihren Erfahrungen und Ratschlägen profitieren.

Machen Sie Pausen

Nehmen Sie sich Zeit, um sich zu erholen und auszuruhen. Pausen sind wichtig, um den Körper und den Geist zu regenerieren. Gehen Sie spazieren, lesen Sie ein Buch oder treffen Sie Freunde - alles Aktivitäten, die dazu beitragen können, dass Sie sich entspannter, frischer und leichter fühlen.

Akzeptieren Sie Ihre Fehler

Niemand ist perfekt und Fehler gehören zum Lernprozess dazu. Akzeptieren Sie Ihre Fehler und lernen Sie aus ihnen. Das fördert den Selbstwert und reduziert ihren Druck. Wenn Sie aus Ihren Fehlern lernen, können Sie Ihre Fähigkeiten verbessern und sich weiterentwickeln. Kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen!

Gehen Sie spielerisch daran, die beschriebenen Ansätze für sich kennenzulernen und praktizieren Sie diese auf die Art, wie es Ihnen gut tut. Auf Ihre individuelle Art und Weise und wie es Ihnen Freude bereitet, denn letztlich geht es im Breitensport darum, seine individuelle Lebensqualität zu verbessern. Unnötig hoher (Leistungs-)Druck hat ist hier fehl am Platz.


Mirko Irion ist sport- und wirtschaftspsychologischer Berater und Coach – vor allen Dingen aber arbeitet der studierte Entrepreneur leidenschaftlich gerne mit Menschen und Organisationen, um sicherzustellen, dass diese ihre persönlichen wie auch beruflichen Ziele erreichen. Die Leidenschaft für die Psychologie und das Wesen des Menschen, sowie eine kompromisslose, lösungsorientierte Lebensgestaltung begleitet Mirko Irion seit 30 Jahren.

Mehr Infos: http://mirko-irion.de/

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