Paralympics | Alle Erwartungen übertroffen
  14.03.2022


Die Erwartungen im Vorfeld waren sehr niedrig, die Vorzeichen schwierig: Corona-Pandemie, strenge Hygienemaßnahmen, Winterspiele an einem Ort, wo 2008 noch die Sommerspiele stattfanden und in einem Land mit schwieriger Menschenrechtslage – und dazu startete Russland einen Tag vor der Abreise des Team Deutschland Paralympics die Invasion in der Ukraine. Es lagen große Schatten über den Paralympischen Winterspielen und die weltpolitische Lage machte auch vor dem großen sportlichen Highlight für Menschen mit Behinderung nicht halt. Dennoch rückte nach einer emotionalen und berührenden Eröffnungsfeier mehr und mehr der Sport in den Fokus. In den 78 Medaillenentscheidungen gelangen der deutschen Mannschaft einige Überraschungen und Sensationen: In der Endabrechnung gab es 19 Mal Edelmetall beim neunfachen Debütantenball. Denn von den 17 deutschen Athletinnen und Athleten feierten über die Hälfte ihre Paralympics-Premiere. Zählt man die fünf Guides hinzu, sind es von 22 sogar 14 Debütantinnen und Debütanten.

Im Medaillenspiegel belegte das Team Deutschland Paralympics mit vier Mal Gold, acht Mal Silber und sieben Mal Bronze den siebten Platz – und hat damit Rang eins im ewigen Medaillenspiegel vor Norwegen verteidigt. Blickt man auf die Anzahl, sammelte Deutschland sogar die fünftmeisten Edelmetalle aller teilnehmenden Nationen, hinzu kamen 19 Platzierungen auf den Rängen vier bis acht – eine hervorragende Bilanz angesichts einer kleinen Mannschaft, die sich mitten im Umbruch befindet. Zudem waren mit Anna Schaffelhuber (Karriereende), Andrea Eskau und Clara Klug (beide verletzt) drei Athletinnen nicht vor Ort, die bei den Winterspielen in PyeongChang vor vier Jahren für mehr als die Hälfte aller deutschen Medaillen sorgten. Damals holte die deutsche Mannschaft exakt die gleiche Anzahl an Edelmetall wie in Südkorea 2018. Auch wenn russische und belarussische Athlet*innen infolge des Ausschlusses kurz vor Beginn der Paralympics nicht am Start waren, hat das Team Deutschland Paralympics die sportlichen Erwartungen deutlich übertroffen. Acht deutsche Sportlerinnen und Sportler schafften den Sprung aufs Podium.

Mit Beginn der Spiele kamen weitere Gesichter hinzu. Allen voran ein Debütanten-Trio im Para Biathlon und Para Langlauf: Die beiden Duos mit Sehbehinderung, Leonie Walter und Pirmin Strecker (1x Gold und 3x Bronze) sowie Linn Kazmaier und Florian Baumann (1x Gold, 3x Silber, 1x Bronze), begeisterten ebenso wie Marco Maier, der sich im Para Biathlon-Sprint und im Para Langlauf-Sprint in die Weltspitze katapultierte und bewies, dass sein Weltcup-Sieg bei der Generalprobe vor den Paralympics kein positiver Ausrutscher war. Für Leonie Walter, die im Weltcup im Dezember 2021 einmal auf Rang drei landete, ging es auf der Strecke in Zhangjiakou sogar ganz nach oben aufs Podest: Im Para Biathlon über die mittlere Distanz blieb Walter bei 20 Schüssen fehlerfrei und rettete mit letzter Kraft 3,7 Sekunden Vorsprung vor der ukrainischen Favoritin Oksana Shyshkova ins Ziel. Auch für Linn Kazmaier, mit 15 Jahren das Küken im Team Deutschland Paralympics, waren es unvergessliche Spiele. Unbekümmert und mit starken Leistungen erklommen Kazmaier und Baumann sensationelle fünf Mal das Podest – mit der Krönung am vorletzten Wettkampftag: Im Para Langlauf über 10 Kilometer lief das Duo allen davon und feierte einen Gold-Triumph.

Dass mit Anja Wicker, Martin Fleig, der seine grandiose Karriere mit Abschluss dieser Paralympics beendet hat, und Andrea Rothfuss auch noch die „alten Hasen“ Edelmetall mit in die Heimat nehmen können, rundet die erfolgreichen Spiele aus sportlicher Sicht ab. Dazu freute sich Anna-Maria Rieder bei ihrer zweiten Teilnahme über ihre erste Paralympics-Medaille. Die 22-Jährige gewann zum Abschluss Bronze im Slalom. Auch die deutschen Para Snowboarder machten Werbung für ihre Sportart – und Christian Schmiedt schrammte zweimal als Elfter knapp an einer Top-10-Platzierung vorbei. Erst zum zweiten Mal war Deutschland in der Sportart vertreten, die 2014 paralympische Premiere feierte. Diesmal war ein Debütanten-Trio am Start. Nachfolgend aufgelistet sind die Ergebnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die entweder aus dem Gebiet des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes stammen und/oder vom Olympiastützpunkt Stuttgart betreut werden.

Andrea Rothfuss
Ski alpin Abfahrt = 4. Platz
Ski alpin Super G = 9. Platz
Ski alpin Riesenslalom = 3.  Platz

Anja Wicker
Biathlon 10 km = 3. Platz
Biathlon 6 km = 5. Platz
Biathlon 12,5 km = 4. Platz
Langlauf Sprint = 11. Platz
Langlauf Mixed 4 x 2,5 km = 5. Platz

Matthias Keller
Snowboard Banked Slalom SB-LL 2 = 21. Platz
Snowboard Cross SB-LL 2 = 19. Platz

Christian Schmiedt
Snowboard Banked Slalom SB-LL 1 = 11. Platz
Snowboard Cross SB-LL 1 = 11. Platz

Linn Kazmaier
Biathlon 6 km : 2. Platz
Biathlon 12 km : 2. Platz
Langlauf 10 km: 1. Platz
Langlauf 15 km 2. Platz
Langauf 1,5 km: 3. Platz
Langlauf Offene Staffel 4 x 2,5 km = 5. Platz

Mehr Infos: https://www.dbs-npc.de/paralympics-aktuelles.html

Quelle: Deutscher Behindertensportverband & WBRS & OSP Stuttgart

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