MIKRO AN! | Sebastian Menzel
  20.07.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der zehnten Folge geht es um Sebastian Menzel.


„Thomas Gottschalk und Marcus Haider sind meine Vorbilder“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon und was war der erste Einsatz?

Während meines Studiums in Ludwigsburg wohnte ich mit einem Footballspieler in einer WG, der für die Ludwigsburg Bulldogs spielte. Eines Abends kam er aus dem Training nach Hause und sagte mir, dass der designierte Stadionsprecher überraschend aus gesundheitlichen Gründen auf unbestimmte Zeit ausfallen werde. Da ich bereits seit einem Highschool-Aufenthalt in den USA großer Footballfan war und wohl die passende „Gosch“ habe, hat er mich gefragt, ob ich das nicht übernehmen könne. Mein erster Einsatz war daher ein Football-Spiel der Ludwigsburg Bulldogs und es war ein schöner, sonniger Tag mit einigen hundert Zuschauern und guter Stimmung im Ludwig-Jahn-Stadion. An mehr kann ich mich leider nicht mehr erinnern, wahrscheinlich vor lauter Aufregung. Es kann aber nicht so schlecht gewesen sein, denn seit 2008 durfte ich seither immer wiederkommen und den Job machen.

Was war bislang der Höhepunkt?

Das ist schwer zu sagen, denn immer wenn ich denke „boah, besser kann’s eigentlich nicht werden“, kommt ein paar Wochen oder Monate später eine Anfrage, bei der ich dann sagen muss „ok, krass, es kann doch noch besser werden“. Der Einstieg als Arena-Sprecher bei den MHP RIESEN Ludwigsburg gehört neben vielen anderen Höhepunkten aber ganz sicher mit dazu.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Ich bin sehr froh, dass es bisher noch keine Situation gab, die so negativ war, dass diese für immer im Kopf geblieben ist. Grundsätzlich gehören schwere Verletzungen auf dem Feld, Abstiege oder negativ eskalierende Fans zu den Dingen, die leider passieren, die aber niemand braucht.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

Vor einigen Monate durfte ich zum ersten Mal einen Eishockey-Livestream als Kommentator „alleine“ machen. In der Anmoderation am Rand der Eisfläche fiel mir dann plötzlich der Name des Gästeteams nicht mehr ein. Da war nur noch Leere in meinem Kopf, dabei hatte ich mir genau diese ersten fünf Eröffnungssätze in den Tagen zuvor immer wieder im Kopf eingeprägt. Zu Hilfe kam mir nach einer gefühlten Ewigkeit der Spieler, der mir als Experte zur Seite stand, grinste breit und sagte dann ganz trocken „Regensburg, die Eisbären aus Regensburg“.

Welches ist der beste Song?

Für (fast) alle Ludwigsburger Teams ist das natürlich „Black & Yellow“ von Wiz Khalifa wegen der Farben der Stadt, aber auch „Insomnia“ von Faithless ist ein Song, der eigentlich immer geht, um die Fans mitzureißen.

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Nicht im Sinne eines abergläubischen Rituals, das ich vor jedem Spiel mache. Eine gute und intensive Vorbereitung vor den einzelnen Spielen ist wichtig, das könnte man vielleicht als Ritual bezeichnen ebenso wie, dass ich das meiste immer noch per Hand aufschreibe, während viele KollegInnen inzwischen oft schon mit digitalen Hilfsmitteln arbeiten.

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Es gibt zwei Vorbilder: der Thomas Gottschalk meiner Kindheit, denn ich habe immer davon geträumt irgendwann einmal „Wetten, dass…?“ zu übernehmen, und Marcus Haider, die Stimme der Towerstars Ravensburg, die in der DEL 2 spielen. Marcus Haider ist ja inzwischen auch hier in der Region für FRISCH AUF! Göppingen als Hallensprecher zu hören. Beim Warmup & Einlauf der Towerstars in Ravensburg, den ich viele Jahre als Fan im Fanblock miterlebt habe, bekomme ich auch heute noch Gänsehaut und Tränen in den Augen und da hat Marcus großen Anteil daran.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Sportlich gesehen fällt mir da nichts ein, außer vielleicht „Sportarten“ bei denen bewusst in Kauf genommen wird, dass Menschen oder Tiere verletzt werden. Als Moderator würde ich einen großen Bogen um Veranstaltungen machen, bei denen Hass, Zwietracht oder Falschinformationen gesät werden.

Wie hält man die Stimme fit?

Ich gurgel mit Rizinus-Öl und lutsche vor jedem Spiel einen Eiswürfel. [Menzel lacht] Spaß beiseite, ich habe keine Ahnung. Bisher hat das alles immer ganz gut geklappt, auch wenn nach so manchem Spiel ein paar Tage Ruhepause gut getan haben.

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …

… dann bekäme ich den Wildcard-Platz im Qualifikations-Programm Moderation an der Hochschule der Medien, dürfte ich einmal die Olympischen Spiele mit den Worten „I declare the Olympic Games for open“ eröffnen oder meine Stimme großen internationalen Sportevents wie Euro- oder Weltmeisterschaften leihen. Und käme der Superbowl tatsächlich einmal nach Deutschland, ja dann ...


Sebastian Menzel ist Arena-Sprecher beim Basketball-Bundesligisten MHP RIESEN Ludwigsburg sowie Stadionsprecher beim ELF-Team Stuttgart Surge. Immer wieder sitzt Menzel auch beim American-Football-Team der Ludwigsburg Bulldogs am Mikrofon.

 

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