MIKRO AN! | Frank Schuhmacher
  05.04.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der fünften Folge geht es um Frank Schumacher.


„Der Pokalsieg in Mannheim 2017 bleibt in Erinnerung“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon und was war der erste Einsatz?

Von 1992 bis 2003 war ich bei unterschiedlichen Radiostationen als Moderator und hauptsächlich Live-Reporter tätig. Zuletzt bei Radio Regenbogen. Über diese Kontakte kam ich 2001 erstmals zum Volleyball, als ich ein Länderspiel der deutschen Juniorinnen-Nationalmannschaft gegen Frankreich als Moderator begleitet durfte. Aus diesem Engagement ergaben sich sporadisch Einsätze in der Volleyball-Bundesliga und unter anderem auch für sechs Jahre als Stadionsprecher beim SV Sandhausen. Vier Jahre lang war ich bis 2012 beim SV Sinsheim in der Volleyball-Bundesliga als Hallensprecher tätig. Im Dezember 2010 erhielt ich vom damaligen Volleyball-Bundesligaclub Smart Allianz Stuttgart die Anfrage, ob ich Nachbarschaftshilfe als Moderator und DJ leisten könnte. Beim Viertelfinale im DVV-Pokal gegen den VC Wiesbaden war ich dann erstmals für mein jetziges Team aktiv. Nach drei weiteren Spielen u.a. dem legendären Halbfinale im DVV-Pokal am 30. Dezember 2010 gegen den Dresdner SC (3:2-Erfolg nach 0:2-Satzrückstand), dauerte es noch knapp ein Jahr, bis ich endgültig als Hallensprecher und DJ in Stuttgart begonnen habe.

Was war bislang der Höhepunkt?

Es gab sicherlich sehr viele Höhepunkte. Das angesprochene Halbfinale 2010 gegen Dresden, das dann letztendlich zum ersten Titelgewinn in der damals noch jungen Vereinsgeschichte führte, was sicherlich eines der Highlights. Wenn ich mich allerdings festlegen müsste, würde ich den ersten Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2019 nehmen, der nach den vielen Vizemeisterschaften einfach eine besondere Genugtuung darstellte.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Das war das erste Spiel im Play-Off-Halbfinale 2017 in der SCHARRena. Die Verabschiedung unserer aktuellen Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema vom Leistungssport stand an. Wir hatten einiges geplant, nur nicht, dass Dresdner Fans währenddessen den vorangegangen Sieg lautstark feierten. Die Genugtuung kam dann aber später doch noch. Die beiden nächsten Spiele  in Dresden und zu Hause wurde nämlich gewonnen und wir schafften den Einzug ins Play-Off-Finale.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

Was mir lange in Erinnerung bleiben wird, ist der Pokalsieg in Mannheim 2017, bei dem ich allerdings nicht aktiv als Sprecher beteiligt war. Das Finale in der SAP Arena hat meinen vorhandenen Aberglauben etwas bestärkt. In den ersten beiden Sätzen, in denen wir gegen den Schweriner SC komplett unterlegen waren, verfolgt ich das Spiel von der Tribüne. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich etwas ändern müsse. Kurz entschlossen holte ich mir ein Bier und stellte mich an den Ausgang hinter die Moderatoren-Position, die Karsten Holland, der Hallensprecher der Berlin Recycling Volleys, inne hatte. Nach Gewinn des dritten Satzes wiederholte ich das Procedere und holte mir wieder ein Getränk. Das machte ich dann auch nach dem vierten Satz und am Ende hatte die Mannschaft tatsächlich das Spiel gedreht und den dritten Pokalerfolg eingefahren.

Welches ist der beste Song?

Ein Song, der sich seit vielen Jahren in der SCHARRena hält, ist Per Spoor (Kedeng Kedeng) von Guus Meeuwis. Ein holländisches Lied, zu dem die Zuschauer in der SCHARRena inklusive der Spielerinnen, wenn sie nicht gerade auf dem Feld stehen, eine Dampflokomotive imitieren.

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Mir wurde schon mal ein hoher Grad an Autorität nachgesagt, als ich beim Spielstand von 23:21 für unsere Mannschaft das komplett euphorisiert Publikum darum bat, sich wieder hinzusetzen. Das Ganze habe ich dann mit dem Hinweis versehen, dass wir doch bitte erst bei einem Satz- bzw. Matchball aufstehen. Damit hat eigentlich auch ein anderes wichtiges Ritual zu tun, das ich seit 2012 in der SCHARRena eingeführt habe. Im fünften Satz werden die Zuschauer dazu aufgefordert, den kompletten Satz im Stehen zu verfolgen. Da ist er wieder – mein Aberglaube.

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Dummerweise komme ich in den letzten zehn Jahren aus familiären Gründen nicht mehr so schrecklich viel in anderen Hallen bzw. Stadien herum. Einen Kollegen, den ich aber sehr geschätzt habe, weil er, ähnlich wie ich das auch versuche, stets fair zu den Gästen war, ist André Schnitker, der ehemalige Hallensprecher der Ladies in Black Aachen. Er ist im Volleyballsport zwar noch sehr verbunden, hat aber das Zepter in der legendären Aachener Halle an seine Tochter übergeben. Unvergesslich für mich als gebürtiger Kurpfälzer bleibt natürlich Udo Scholz, der vor drei Jahren leider verstorben ist. Er war ab 1994 u.a. Hallensprecher bei den Adlern Mannheim und ist übrigens Erfinder des Gesangs „Zieht den Bayern die Lederhosen aus.“ Das stammt aus seiner Zeit als Stadionsprecher beim 1. FC Kaiserslautern.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Ich kann mir tatsächlich fast alle Engagements vorstellen und habe auch schon Vieles gemacht. Da fällt mir spontan tatsächlich kein Team ein, bei dem ich so viel Abneigung  verspüre, dass ich dort nicht einmal für einen Kollegen einspringen würde. Bei den direkten Ligakonkurrenten Dresden, Schwerin oder Potsdam würde ich allerdings sehr lange nachdenken müssen …

Wie hält man die Stimme fit?

Da hatte ich tatsächlich bisher in über 30 Jahren Tätigkeit am Mikrofon zum Glück noch keine größeren Probleme. Eventuell hängt das auch mit einem Stimmbildungscoach zusammen, den ich in meiner Anfangszeit beim Radio immer mal wieder konsultieren durfte. Das Mikrofon hilft halt schon, denn schreien muss man halt wirklich nicht …

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …

Natürlich wünscht man sich für seine Familie viel Gesundheit und gemeinsame Erlebnisse in der Zukunft. Im Sportkontext würde ich tatsächlich nach fast 20 Jahren Pause gerne mal wieder ein Fußball-Bundesligaspiel live im Radio kommentieren. Ein anderer Wunsch, der tatsächlich bisher noch gar nicht in Erfüllung gegangen ist und auch nichts direkt mit einer Moderatorentätigkeit zu tun hat, ist ein Besuch des Golf-Masters in Augusta/Georgia.


Frank Schuhmacher ist seit mehr als zehn Jahren Hallensprecher des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart. Man nennt ihn dort „SCHARRnimateur“.  

 

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