MIKRO AN! | Daniel Zirn
07.11.2023
Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der 16. Folge geht es um Daniel Zirn.
„Die Trompete ist bei jedem Heimspiel im Einsatz“
Wie kam es zum Engagement am Mikrofon?
Ich komme so zusagen von der Basis, war bereits Jahre zuvor glühender Anhänger der Knights und habe unter anderem mit Freunden einen Fanclub, die Kirchheim Squires, gegründet. Gemeinsam mit dem VfB-Fanclub „Rot-Weiss Leberkäs" wurde das eigene Team bei sämtlichen Spielen lautstark nach vorne gepeitscht. Als dann der damalige Hallensprecher das Mikro während der laufenden Saison 2008/2009 niedergelegt hatte, wurde ich von den Vereinsverantwortlichen gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, zumindest bis zum Saisonende interimsmäßig einzuspringen. Seitdem sind mehr als 14 Jahre vergangen und bis zum heutigen Tage bereitet mir das Engagement am Mikrofon große Freude.
Was war der erste Einsatz?
Der erste Einsatz am Mikrofon war dann das Zweitliga-Spiel im Februar 2009 gegen Lich, welches die Knights mit 77:63 für sich entscheiden konnten. Ehrlicherweise habe ich keine wirkliche Erinnerung mehr an mein Debüt. Die Kommentare auf der Basketball-Plattform schoenen-dunk.de von damals zaubern mir aber auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht. Damals hieß es: „…“The new Voice” ist GENIAL…wirklich…er hat Ahnung vom Basketball und die Stimme klingt wirklich gut übers Mic.“ So schlecht wird es demnach damals nicht gewesen sein, wobei es durchaus auch konstruktive Kritik gegeben hat, was für gewöhnlich gar die wertvollere Rückmeldung ist.
Was war bislang der Höhepunkt?
Wie man sich sicherlich vorstellen kann, gab es in den vergangenen 14 Jahren zahlreiche Highlights. Die sportlich erfolgreichste Saison als Hallensprecher war zweifelsfrei die Vizemeisterschaft 2012, in der gefühlt jedes Spiel ein Highlight war. Besondere Glücksmomente rufen beim Basketball auch die sogenannten Buzzer-Beater hervor, sprich Korberfolge mit Ablauf der Spielzeit. Wenn dadurch Spiele entschieden werden, gibt es kein Halten mehr. Erst in der abgelaufenen Saison durften wir ein solches Ereignis erleben, als uns Richie Williams in der letzten Sekunde mit einem erfolgreichen Wurf von der Mittellinie den 95:92-Sieg über Düsseldorf bescherte. Unvergessen bleibt aber auch der Buzzer-Beater von Radi Tomasevic 2010 im Duell gegen Bayreuth, dessen Dreier aus einem 85:87-Rückstand einen 88:87-Erfolg zauberte. Absolute Highlights in der abgelaufenen Saison waren zudem auch die beiden Eventspiele, die in der EWS Arena Göppingen ausgetragen wurden. Mit einer Rekordkulisse von über 4.000 Zuschauern hat sich eine grandiose Atmosphäre mit einer unglaublichen Lautstärke entwickelt, die mir persönlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Auch in der dieser Saison sind weider drei Eventspiele in Göpppingen geplant, am 23. Deezember 2023, am 3. Februar 2024 und am 20. April 2024.
Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?
Zwar ist auch nach vielen Jahren am Mikrofon jede Niederlage des eigenen Teams mit negativen Gefühlen verbunden, ohne Zweifel die einprägsamste aller negativen Erinnerungen bleibt aber die Corona-Saison. Auch wenn die Durchführung der Sportveranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit wichtig und seinerzeit richtig war, hat diese Zeit verdeutlicht, welch großen Stellenwert die Zuschauer für unseren geliebten Sport haben. Es mag etwas abgedroschen klingen, aber die Fans sind das Salz in der Suppe einer jeden Sportart und ich bin froh, dass nach dieser ungewissen Zeit wieder eine hohe Auslastung der Stadien und Hallen zurückgekehrt ist!
Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?
Zur erfolgreichen Durchführung einer Sportveranstaltung gehört immer auch eine gewissenhafte Vorbereitung. Alle relevanten Informationen zum eigenen und vor allem gegnerischen Team trage ich für gewöhnlich auf einer Seite zusammen. Meine persönliche Horrorvorstellung ist, dass ich während der Teamvorstellungen plötzlich ohne dieses „Manuskript“ auskommen muss und damit komplett blank bin. Zum Glück ist mir das in der Realität noch nie passiert, die Vorstellung hält sich aber tatsächlich hartnäckig. Frenkie Ignjatovic war sechs Jahre lang als Cheftrainer bei den Knights aktiv. Bei seiner Rückkehr in die Sporthalle Stadtmitte als Trainer seines neuen Vereins, habe ich ihn bei der anschließenden Pressekonferenz nach der Begegnung dann als Headcoach der Knights vorgestellt. Die Macht der Gewohnheit hatte zugeschlagen und sowohl das anwesende Publikum als auch die beiden Trainer konnten ein Schmunzeln nicht verbergen. Eine besondere Herausforderung im Leben eines Hallensprechers sind dann natürlich noch die korrekte Aussprache von Spielernamen, insbesondere diejenigen mit Zungenbrecher-Charakter. Vor einigen Monaten habe ich im Rahmen eines lokalen Fussball-Turniers, der 59. Auflage des Teckbotenpokal, folgendes Highlight anmoderieren dürfen: Matin Zareinmazraekhosro. In einer persönliche „Top 3 der schwierigsten Namen“ hätte es dieser Name definitiv hineingeschafft.
Welches ist der beste Song?
Da habe ich keinen Favoriten.
Gibt es ein wichtiges Ritual?
Bereits vor meinem Engangement als Hallensprecher habe ich zu jedem Spiel mit der Trompete zur „Attacke geblasen“. Auch heute zählt das zum wichtigsten Ritual zu Beginn eines jeden Heimspiels der Knights. Dieses Ritual ist übrigens auch Namensgeber für das Knights-Magazin ATTACKE. Allerdings ist die Trompete seit dem Aufstiegsspiel in München in der Saison 2007/2008 und der anschließenden Siegesfeier stark in Mitleidenschaft gezogen worden und es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der Attacke die Luft ausgeht.
Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?
Ich habe vor jedem meiner Kolleginnen und Kollegen großen Respekt und jede(r) ist auf ihre/seine Art und Weise einzigartig. Oftmals unterschätzt, trägt die Frau bzw. der Mann am Mikrofon durch Einbringen von viel Herzblut und zeitlichem Engagement zum Erfolg von Veranstaltungen bei und ich finde es eine großartige Idee den Stimmen des Sports mit MIKRO AN! eine Plattform zu bieten. Besonders hervorheben möchte ich allerdings Stephan Lehmann als Stadionsprecher des FC Bayern München. Er beeindruckt durch eine ruhige und lockere Art und Weise in Kombination mit einer hervorragenden Tonalität seiner Stimme.
Wo wäre ein Engagement undenkbar?
Grundsätzlich gilt – sag niemals nie. So habe ich in der Vergangenheit bereits die unterschiedlichsten Engagements durchgeführt und habe auch beim damaligen Kooperationspartner der MHP Riesen Ludwigsburg in der 1. Basketball-Bundesliga ausgeholfen. Für mich ist es allerdings undenkbar für einen direkten Konkurrenten oder gar Erzrivalen der Knights aktiv zu sein. Abgesehen davon ist das Wichtigste bei jedem Engagement, dass es Spaß macht und zeitlich mit Familie und Beruf vereinbar ist.
Wie hält man die Stimme fit?
Ich habe das Glück, dass meine Stimme relativ robust ist. Es hat sich aber über die Jahre so entwickelt, dass ich pro Spiel mehrere Liter Spezi trinke um die Stimme zu ölen, was in Kombination mit dem Adrenalin, welches während eines Spiels ausgeschüttet wird schon des Öfteren für die ein oder andere schlaflose Nacht gesorgt hat.
Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …
…dann finden die Knights gemeinsam mit der Stadt Kirchheim und Investoren einen Weg eine bundesligataugliche Multifunktions-Arena auf Kirchheimer Gemarkung zu realisieren.
Daniel Zirn ist seit dem Jahr 2009 Hallensprecher bei den Kirchheimer Basketballern, die als Bozic Estriche Knights Kirchheim in der 2. Bundesliga Pro A auf Korbjagd gehen.