MIKRO AN! | Daniel Räuchle
  23.02.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der dritten Folge geht es um Daniel Räuchle, den Stadionsprecher der Stuttgarter Kickers.


„Ich wünsche mir, dass die Kickers endlich aufsteigen“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon?

Als in Hans-Georg Felder einst bei den Stuttgarter Kickers ein neuer Pressesprecher anfing, wurde ein neuer Stadionsprecher gesucht und man wurde in Martin Baum fündig. Dann wechselte Martin Baum im Jahr 2014 beruflich nach Norddeutschland und die Kickers mussten sich erneut auf die Suche machen. Da mein Arbeitgeber Regio TV Kooperationspartner war, sprach man irgendwann mich an. Ich war nicht abgeneigt und erklärte mich bereit, das Amt „vorübergehend“ auszuüben. Daraus ist dann eine Dauerlösung geworden.

Was war der erste Einsatz?

Ich bin mir gar nicht mehr sicher, welches mein erstes Spiel war. Auf jeden Fall spielten die Kickers damals in der 3. Liga und der Trainer hieß damals Horst Steffen. Das Ganze war vor der Renovierung des Stadions in Degerloch.

Was war bislang der Höhepunkt?

Da fallen mir zunächst drei DFB-Pokalspiele ein. Da ist zum einen das Match im Jahr 2014/2015 gegen Borussia Dortmund mit all seinen Stars wie Mchitarjan, Reus und Aubameyang. Das ganze Spiel über stand ich hinter Jürgen Klopp und habe hautnah miterlebt, wie er im ständigen Austausch mit dem 4. Offiziellen war. Im Jahr darauf hieß der Gegner dann VfL Wolfsburg. Beide Spiele endeten aus Kickers-Sicht jeweils mit einer 1:4-Niederlage. Und auch im Herbst 2022 ging es im DFB-Pokal gegen einen großen Namen – Eintracht Frankfurt. Auch dieses Spiel war besonders, wenngleich wir auch damals als Verlierer vom Platz gingen. Viel schöner war im Juni 2022 der Gewinn des wfv-Pokals durch einen Sieg im Elfmeterschießen gegen den SSV Ulm 1846. Und dann werde ich natürlich nie den Dezember 2014 vergessen, als Daniel Engelbrecht im ersten Spiel nach einer langen Pause mit einem eingesetzten Defibrillator das 2:1-Siegtor im Liga-Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden geschossen hat.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Die beiden Abstiege – 2016 aus der 3. Liga und 2018 aus der Regionalliga. Auch das verlorene wfv-Pokalfinale gegen Dorfmerkingen 2017 im eigenen Stadion war ein sehr bitterer Moment.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

Einmal bin ich bei einem Treffer der Kickers ausgerastet und habe Luigi Campagna als Torschützen verkündet. Die Fans blieben still. Stattdessen wedelte Kevin Dickelhuber auf dem Feld mit den Armen. Verständlich, denn in Wahrheit hatte nicht Luigi Campagna, sondern er getroffen. Das haben wir dann aber ganz gut korrigiert bekommen, in dem ich ganz schnell zugab, dass ich mich vertan hatte.

Welches ist der beste Song?

Natürlich das Kickers-Lied aus dem Jahr 1974, geschrieben von Blacky Fuchsberger und eingespielt von Erwin Lehn und seinem Südfunk-Tanzorchester. Das wird bei uns vor jeder Partie gespielt. Das Lied kennt mit Sicherheit jeder Kickers-Anhänger.

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Eigentlich ist der komplette Samstag ein Ritual. Es sind immer die gleichen Abläufe. Man kommt ins Stadion, richtet seinen Platz her und holt sich einen Kaffee sowie die letzten Informationen. Das sind fixe Rituale, die alle zwei Wochen gleich stattfinden. Das wichtigste Ritual ist direkt vor dem Spiel nochmals alle Kickers-Fans mit den Worten „Auf die Blaue!“ zu animieren.

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Da fällt mir Kevin Gervin von den Rhein-Neckar Löwen ein, der es mit seiner Art jedes Mal schafft, das Publikum mitzureißen. Das Gleiche gilt für Jens Zimmermann, der zwar ein komplett anderer Typ ist, aber seit vielen Jahren – u.a. beim TVB Stuttgart – hoch professionell moderiert. Beide inspirieren mich sehr. Ich nehme von beiden extrem viel mit und versuche ein Mischung dieser beiden Typen hinzubekommen.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Beim VfB Stuttgart – ein Blauer bei den Roten, das würde nie funktionieren. Außerdem macht mein langjähriger Kollege Holger Laser dort einen Super-Job und dem würde ich nie den Job streitig machen wollen.

Wie hält man die Stimme fit?

Am Spieltag selbst versuche ich, viel zu trinken, damit die Stimme fit bleibt. Wenn sich ein kleiner Husten ankündigt, dann greife ich auch mal zum Hustenbonbon. Wenn dann aber der entscheidende Elfer reingeht, dann ist es nicht zu verhindern, dass sich die Stimme überschlägt.

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …

Der größte Wunsch ist, endlich einen Aufstieg mit meinen Blauen zu erleben. Und da die Stuttgarter Kickers derzeit auf Platz 8 der Ewigen Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga stehen, sollte ein Aufstieg in die Regionalliga erst der Anfang sein ...


Daniel Räuchle ist Ressortleiter Sport beim Fern­seh­sender Regio TV Stuttgart. Räuchles TV-Karriere begann zur Jahrestausendwende mit dem Volontariat beim privaten Landesfernsehsender B.TV. Im Anschluss war Räuchle bei B.TV und dem Folgesender BTV4U als Redakteur tätig. Es folgte 2006 der Wechsel als Sportredakteur zur Regional-TV Karlsruhe AG, wo er alsbald Ress­ortleiter Sport wurde. Seit dem Juni 2009 ist Räuchle Ressortleiter Sport bei Regio TV Stuttgart. Er ist beim Regionalsender in Sport-, Nachrichten- und Talkformaten zu sehen, die er auch weiterentwickelt. Darüber hinaus moderiert Räuchle immer wieder diverse Businessabende sowie Sport­events und ist als Stadionsprecher beim Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers, dem DB Regio-wfv-Pokal und anderen Sportereignissen im Einsatz.

 

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