MIKRO AN! | Ania Rösler
  27.04.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der sechsten Folge geht es um Ania Rösler.


„Das legendäre 7:1 gegen Brasilien war der Wahnsinn“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon und was war der erste Einsatz?

Ich war schon immer fasziniert vom Medium Radio. Vor allem seit ich als 15- oder 16-Jährige bei SWR 4 mein erstes Interview geben durfte. Von da an hat mich das Mikrofon nicht mehr losgelassen. Auch wenn ich erst als Quereinsteigerin zum Radio kam. Mein erster Einsatz war als Reporterin für Radio Leipzig. Meine erste Sendung habe ich dann erst später bei Hitradio antenne 1 „gefahren“ – von 0 bis 5 Uhr in der Nacht, also nicht unbedingt die senderelevante Zeit. Vermutlich saßen da nur meine Familie und ein paar Trucker vor dem Radio. Danach war ich schweißgebadet und hatte durchweg einen Puls von 200. In der Halle war mein erstes Mal bei den Frisch-Auf-Frauen während der Geisterspiele in der Coronazeit.

Was war bislang der Höhepunkt?

Puh, mich da auf einen festzulegen, fällt mir unglaublich schwer. Gemeinsam mit einem Kollegen habe ich das Public Viewing im Wildparkstadion in Karlsruhe während der Fußball-WM 2014 moderiert. Das Halbfinale gegen Brasilien, das legendäre 7:1, das war Wahnsinn. Bei den Frisch-Auf-Frauen war es das Relegationsspiel in der Saison 2021/2022. Viele Zuschauer, unglaublich viel Spannung lag in der Luft, und vor dem Spiel meine Frage aus dem Mittelkreis: „Wo sind die Fans aus Göppingen?“ Mit dem Ergebnis: Gänsehaut bis in die Haarspitzen und die Luft in der EWS-Arena brannte! Das war gleichzeitig auch einer der traurigsten Momente als Hallensprecherin, denn der Aufstieg war so nah. 2.700 Fans standen bedingungslos hinter den Göppinger Mädels und am Ende fehlten nur drei Tore zum Aufstieg in die Bundesliga.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Genau dieser so knapp verpasste Aufstieg.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

Spiele, bei denen die Anzeigetafel nicht bedienbar war. Falls es also mit der Karriere als Hallensprecherin nur noch bergab gehen sollte – als Zeitansagerin habe ich mich jetzt durchaus qualifiziert.

Welches ist der beste Song?

Natürlich alles, was bei Hitradio antenne 1 läuft!

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Als Handballerin war ich sehr abergläubisch. Das wurde mir vermutlich von meiner venezolanischen Mama in die Wiege gelegt. Da gab es feste Rituale. So habe ich die linke vor der rechten Socke angezogen, genauso war es mit den Schuhen, immer das gleiche gegessen. In der Zwischenzeit ist davon nur noch wenig übriggeblieben, das ist nichts im Vergleich zu früher. Jetzt würde mich das nur stressen, wenn nicht alles bis ins Detail hinhaut. Und mit zwei Kindern haut nichts bis ins Detail hin. (lacht)

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Es gibt viele tolle Kollegen, aber wenn ich zwei herausheben darf, dann sind das für mich Kevin Gerwin und Holger Laser. Kevin ist für die Rhein-Neckar Löwen und den Deutschen Handball-Bund am Mikro. Er hat eine tolle Stimme und bringt jede Halle zum Kochen. Außerdem hat er es geschafft, dass er zu jedem Heimspiel von den Fans Gummibärchen bekommt. Ich mag übrigens gerne Drachenzungen bzw. saure Fruchtgummis. Holger, der zweite Kollege, der mich sehr beeindruckt, ist Stadionsprecher beim VfB Stuttgart. Er trägt sein Herz auf der Zunge, ist unheimlich loyal und strotzt nur so vor Tatendrang. Wer ihn an der Seite bzw. auf seiner Seite hat, fängt sofort Feuer.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Da habe ich keine Befindlichkeiten. Ich muss überzeugt sein von der Sache – dann bin auch mit allem, was ich habe, dabei.

Wie hält man die Stimme fit?

Ich versuche viel zu trinken und wenn alle Stricke reißen, greife ich auf das gute, alte Salbei-Bonbon zurück.

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …

Öfter Events gemeinsam mit Holger Laser moderieren. Sportlich gesehen wären es die Olympischen Spiele. Außerdem stecken wir in Deutschland schon mitten drin im „Jahrzehnt des Handballs“. Fast in jedem Jahr steigt ein Großereignis bei uns. Los geht es mit der U-21-WM im Jahr 2023, dann im Januar 2024 die Männer-EM, 2025 folgt dann die Frauen-WM. Dort das ein oder andere Mal dabei zu sein, egal in welcher Form, würde mir sehr viel bedeuten. Privat wünsche ich mir, dass meine Kinder bzw. die Familie und alle, die mir wichtig sind, gesund bleiben und in Sicherheit aufwachsen und leben können.


Ania „Rösi“ Rösler ist Hallensprecher der Handballerinnen von Frisch Auf Göppingen. Hauptberuflich arbeitet sie für Hitradio antenne 1. Zu ihrer aktiven Zeit hat Ania Rösler 57-mal für die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen gespielt und gewann 2007 Bronze bei der Weltmeisterschaft in Frankreich. Viermal wurde sie in der Bundesliga Deutscher Meister (dreimal mit dem 1. FC Nürnberg und einmal mit dem HC Leipzig).  

 

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