MIKRO AN! | Alexander Franke
  26.11.2023


Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren. In der Rubrik MIKRO AN! kommen diese Menschen zu Wort und berichten über das, was ihnen wichtig ist. In der 18. Folge geht es um Alexander Franke.


„Ein Engagement beim KSC ist für mich undenkbar“

Wie kam es zum Engagement am Mikrofon?

Schon als Kind war ich ein großer VfB-Fan. Außerdem habe ich früh angefangen, mich für Hip-Hop zu interessieren. Beim SWR-Jugendradio DASDING konnte ich im Laufe des Jahres viele Größen wie LL Cool J und 50 Cent interviewen. Als der VfB Stuttgart im Jahr 2019 zusammen mit den Fantastischen Vier ein Sondertrikot herausgegeben hat, durfte ich den offiziellen Trikotrelease im Stadtpalais moderieren. So entstand der Kontakt zum VfB Stuttgart.

Was war der erste Einsatz?

Kurz nach dem Trikotrelease durfte ich erstmals als Urlaubsvertretung von Stefan Orner das VfB Sportstudio im Stadion moderieren. Ich bin ja seit vielen Jahren Dauerkarten-Besitzer. Stehplatz, Cannstatter Kurve, direkt hinterm Tor. Für mich als großer VfB-Fan war es ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, für meinen Verein tätig zu sein und mich beim Stadionfernsehen einzubringen.

Was war bislang der Höhepunkt?

Da fällt mir sofort der Mai 2022 ein, als Waturo Endo mit seinem Treffer in der Nachspielzeit im Spiel gegen Köln für den direkten Klassenverbleib des VfB gesorgt hat. Tausende VfB-Fans sind danach auf den Platz gestürmt. Das hat damals natürlich den kompletten Ablaufplan durcheinandergewirbelt, was aber verständlicherweise keinen gestört hat. Vom Gefühl her war das so wie der Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?

Niederlagen sind immer doof. Ich hatte die große Ehre im Jahr 2006 bei der Heim-WM, das offizielle Public Viewing der FIFA in Kaiserslautern zu moderieren. Als Deutschland im Halbfinale gegen Italien ausgeschieden ist, war die Stimmung richtig schlecht. Das war furchtbar. An diesem Abend sind zahlreiche Träume geplatzt. Es war für mich sehr bedrückend, so viele erwachsene Menschen weinen zu sehen.

Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?

In diesem Jahr durfte ich im Stadion den Gedenkabend anlässlich des 90. Geburtstages von Ex-VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder moderieren. Das war ein sehr bewegender Abend. Anwesend an diesem Tag war u.a. der DFB-Sportdirektor Rudi Völler, der hinterher zu mir kam und mich für meine Moderation ausdrücklich gelobt hat. Das war für mich die größte Ehre überhaupt. Christoph Daum war auch da und hat einige Geschichten erzählt, die er mit Mayer-Vorfelder einst erlebt hatte. Tags darauf beim Spiel gegen Bayern war Christoph Daum bei mir im Stadionfernsehen zu Gast. Das war sehr beeindruckend, da er u.a. von seiner Krankheit berichtet hat.

Welches ist der beste Song?

An den Spieltagen läutet das Bundesliga-Jingle im Stadion das VfB Sportstudio ein. Danach bin ich dran. Die Melodie hat sich bei mir so eingebrannt, dass ich auch im privaten Rahmen jedes Mal zusammenzucke, wenn ich es höre.

Gibt es ein wichtiges Ritual?

Bei jedem Spiel nehme ich mir vor meinem Einsatz etwa zehn Minuten Zeit für mich selbst. Ich suche mir dann eine ruhige Ecke und atme noch einmal tief durch, bevor es los geht.

Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?

Da fallen mir mehrere Personen ein. Vorneweg natürlich Holger Laser – ich habe großen Respekt vor dem, was er da als VfB-Stadionsprecher leistet. Dann möchte ich natürlich meinen Kollegen Stefan Orner nennen, mit dem ich im Wechsel das VfB Sportstudio moderiere. Das klappt phantastisch, da gibt es nie Differenzen. Was Doppelmoderationen betrifft sind Markus Floth, mit dem ich kürzlich bei der Timbersports-WM am Mikro war, und Lea Wagner, die sich sehr gut auf ihre Einsätze vorbereitet, zu erwähnen.

Wo wäre ein Engagement undenkbar?

Beim Karlsruher SC. Das würde als langjähriger VfB-Fan wirklich nicht gehen.

Wie hält man die Stimme fit?

Das ist eine echte Herausforderung, vor allem wenn man wie ich gerne während des Spiels gerne in die Kurve geht, um dort die Stimmung aufzusaugen. Was die Stimme betrifft, so nutze ich spezielle Halstabletten, die normalerweise Sängerinnen und Sänger nutzen. Das ist ein echtes Wundermittel.

Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung geht …

2006 dufte ich ja schon einmal bei einem Großevent im eigenen Land dabei sein. Wenn ich nach dem Public Viewing der FIFA in Kaiserslautern ein Public Viewing der UEFA in Stuttgart moderieren dürfte, würde ich mich sehr freuen.


Der gebürtige Stuttgarter Alexander „Sandy“ Franke ist seit über 20 Jahren Radio-, Event- und Fernsehmoderator. Als 15-Jähriger saß er schon am Mikro und war zu jener Zeit Deutschlands jüngster Radiomoderator. Für seine wöchentliche SWR-Musiksendung „DASDING Sprechstunde“ wurde er 2007 mit dem renommierten Deutschen Rundfunkpreis ausgezeichnet. Seit vielen Jahren moderiert Franke auch Sportveranstaltungen in ganz Deutschland und er ist dabei häufig auf verschiedenen TV-Sendern zu sehen – u.a. berichtet er von internationalen Pferderennen. Zudem ist Franke Mitgründer von GINSTR, der im Jahr 2018 als bester Gin der Welt ausgezeichnet wurde.

 

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