MEIN MOMENT | Wolfgang Stoll: Bundesligist Wolfschlugen
  08.01.2021


Die SportRegion Stuttgart blickt 2021 auf ihr 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass kommt in der Serie MEIN MOMENT jede Woche eine Person zu Wort, die im vergangenen Vierteljahrhundert einen besonderen sportlichen Moment erlebt hat. In der zweiten Folge geht es um Wolfgang Stoll, der sich daran erinnert, wie sein TSV Wolfschlugen als Gründungsmitglied in der A-Jugend-Bundesliga gespielt hat.

Wolfgang Stolls Rückblick

Ein überragender Spieler war ich nie, aber ich bin seit fast 50 Jahren im Handball engagiert, habe dabei viel erlebt und eine Menge Leute kennengelernt. Seit 45 Jahren bin ich Leiter der Handballabteilung des TSV Wolfschlugen, im Ausschuss des TSV sitze ich noch drei Jahre länger, seit 1972. Trotz dieser totalen Verwurzelung mit Wolfschlugen wohne ich mit meiner Familie immer noch in Zizishausen, und ich finde es toll, dass meine beiden Kinder jetzt hier auch ein Haus bauen. Dann sind wir alle beieinander, auch meine Enkel, die nun drei Jahre beziehungsweise vier Monate alt sind.

Mein Moment im privaten Bereich ist auf jeden Fall, dass ich meine Frau Renate kennengelernt habe und mittlerweile über 43 Jahre mit ihr verheiratet bin – das will heutzutage ja schon etwas heißen. Außerdem bin ich ein absoluter Familienmensch und sehr froh, dass meine Kinder Steffen und Martina sehr positiv zu mir stehen und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten voll unterstützen. Sportlich möchte ich nicht den einen Moment nennen, sondern es sind mehrere. Insgesamt habe ich durch den Handball als Spieler, Trainer und Jugendtrainer, aber auch als Funktionär sehr viele positive Momente erlebt und eigentlich nur wenig Negatives. Da kommt mir sicherlich zugute, dass ich nicht nachtragend bin. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, unheimlich viele Spieler, Trainer und Menschen getroffen, mit denen ich zum Großteil heute noch Kontakt habe. 2017 übernahm ich von Kurt Ostwald den Vorsitz des Handballbezirks Esslingen-Teck und gehöre als Vertreter der Vereine auch dem erweiterten Präsidium des Handballverbandes Württemberg (HVW) an. Das ist eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn heute dreht sich auch im Handball fast alles nur um Steuern und ums Geld. Beim letzten Bezirkstag im Herbst wurde ich als Vorsitzender für weitere drei Jahre wiedergewählt und mit der DHB-Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.

Heute noch stolz bin ich, dass der TSV Wolfschlugen bei der Gründung der A-Jugend-Bundesliga 2011/2012 dabei war. Wir, der kleine Dorfverein, spielten in der Staffel Süd gegen den Nachwuchs der Männer-Bundesligavereine SG Kronau/Östringen – später Rhein-Neckar-Löwen –, mit FRISCH AUF! Göppingen, der SG BBM Bietigheim oder HBW Balingen/Weilstetten und verpassten als Gruppen-Dritter den Einzug ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft nur knapp. In der damaligen Mannschaft standen mit Torhüter Daniel Rebmann und Spielmacher Jona Schoch unter anderem zwei Akteure, die inzwischen bei Frisch Auf Göppingen und beim HBW Balingen-Weilstetten zu den etablierten Bundesligaspielern zählen. Daniels jüngerer Bruder Johannes spielt momentan immer noch in unserer ersten Männermannschaft, sein Bruder Florian hat nach der vergangenen Saison jedoch leider aufgehört. Kontakte zu den beiden sind jedoch nach wie vor vorhanden. In der folgenden Saison mussten wir als Tabellen-Letzter dann leider absteigen, aber im Männerbereich resultierte aus diesen beiden Jugend-Bundesliga-Jahren ein Aufschwung, der den TSV bis in die Baden-Württemberg Oberliga führte. Leider hatten wir dort dann nur wenig Erfolg und mussten wieder in die Württembergliga zurück. Die TSV-Frauen stiegen vor zwei Jahren in die Dritte Bundesliga auf und haben sich dort inzwischen voll integriert. Dieser Aufstieg war der größte Erfolg unseres Vereins, aber er war ein schwieriges Unterfangen und bedeutet immer noch eine schwere Aufgabe, die wir bewältigen müssen, vor allem auch jetzt in der Pandemiezeit.

Die Handballabteilung des TSV Wolfschlugen hat aktuell etwa 480 Mitglieder und ich bin stolz darauf, dass wir bis heute autark sind. Im Gesamtverein gibt es keinerlei Animositäten zwischen den Handballern und den Fußballer, was sich ganz deutlich gezeigt hat, als der TSV im Jahr 2018 Ausrichter des Sennerpokals der Nürtinger Zeitung im Fußball war und beide Gruppierungen – zusammen mit den anderen Mitgliedern – Hand in Hand dieses achttägige Großereignis reibungslos und erfolgreich stemmten. Einmalig daran, dass Handballer voll integriert waren unter Reiner Vollmer (Fußball) und mir. Eine Vier-Jahres-Aufgabe für den TSV und für mich waren Planung und Bau unseres Vereinssportzentrums Sportpark WOFit von 2014 bis zur Eröffnung 2018. Als gelernter Bauzeichner und Bauleiter – ich arbeitete bis zur Rente 47 Jahre lang für das Nürtinger Architekturbüro Kaufmann – gehörte ich dem Kompetenzteam an, das dieses Millionenprojekt betreute. Heute kann ich sagen, der ganze Aufwand hat sich gelohnt, das WOFit ist ein echtes Schmuckstück und Aushängeschild des Vereins geworden.

Wenn mir neben dem Handball Zeit bleibt, fahre ich mit meiner Frau sehr gerne Fahrrad. Sie ist 100-prozentig involviert in alles, was in der Abteilung passiert und zu tun ist, und sie unterstützt mich vorbildlich. Nebenbei bin ich ein absoluter Sportfanatiker, der sich in allen Sportarten gut auskennt und dabei viel Wissen und Spaß hat.


Wolfgang Stoll ist seit fast einem halben Jahrhundert als Funktionär im Handball bekannt. Beim TSV Wolfschlugen, in dessen Handballabteilung, im Bezirk und im Verband. Als gelernter Bauzeichner und Bauleiter gehörte er dem Kompetenzteam für Planung und Bau des Sportparks WOFit an.

[Fotos: Pressefoto Baumann]