MEIN MOMENT | Perry Einfeldt: Volvo German Open
  04.01.2021


Die SportRegion Stuttgart blickt 2021 auf ihr 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass kommt in der Serie MEIN MOMENT jede Woche eine Person zu Wort, die im vergangenen Vierteljahrhundert einen besonderen sportlichen Moment erlebt hat. Im Mittelpunkt der Auftaktfolge steht Perry Einfeldt. Er war in den 90er-Jahren Turnierdirektor der „Volvo German Open“. Bei diesem Turnier kamen damals zahlreiche Golf-Stars in die Region Stuttgart. An dieser Stelle blickt Perry Einfeldt auf die „Volvo German Open“ zurück.

Perry Einfeldts Rückblick

Das Ganze war von Beginn an sehr ambitioniert, eines der modernsten und teuersten Golfprojekte in ganz Europa. Ein super-luxuriöser Platz sollte es werden. Nicht etwa in Paris oder in London sollte dieser entstehen, auch nicht in Mailand oder in Madrid. Sondern in Schwieberdingen, mitten im Herzen der Region Stuttgart. Dort wollte man etwas bauen, das es bislang auf dem ganzen Kontinent so noch nicht gab. Ein 18-Loch-Golfplatz der Extraklasse. Das Feinste vom Feinen.

Die Idee war verlockend, zumal das Projekt in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer der ältesten Ritterburgen der Region Stuttgart entstand: Bis ins 12. Jahrhundert reicht die Geschichte der Nippenburg zurück. All dies reizte mich sehr und so ging ich an Bord: Als Gründungsgeschäftsführer des Golfclubs Schloss Nippenburg war ich maßgeblich am Bau dieser Vorzeige-Anlage beteiligt. Mitte der 90er-Jahre war das. Und man kann sagen: Das Vorhaben glückte. Noch heute zählt der 6.154 Meter lange Par-71-Course, an dessen Entstehung Deutschlands Vorzeigegolfer Bernhard Langer beteiligt war, zu den schönsten Anlagen, die ich kenne.

Viel Geld wurde damals investiert. Die Investoren waren die European Tour gemeinsam mit der International Management Group von Mark McCormack. Das Layout des Platzes stammte von der European Golf Design, einer Tochtergesellschaft der European Tour. Daher stand auch von Beginn an fest, dass Europas Spitzengolfer in Schwieberdingen vorbeischauen würden. Für den Fall der Fälle hatte man vorgesorgt und bereits beim Bau Kabel im Gelände verlegt, welche für die Produktion des TV-Signals genutzt werden konnten. Zudem war das Ganze als Stadionkurs terrassenförmig angelegt worden. Ideale Bedingungen also für ein Top-Golfevent.

Bis 1994 fanden die „Volvo German Open“ in Düsseldorf im angesehenen Golfclub Hubbelrath statt. Ein Jahr später kam die europäische Golfelite dann erstmals nach Schwieberdingen. Und das machte sich in dem kleinen Städtchen im Landkreis Ludwigsburg durchaus bemerkbar. Die Caddys übernachten im Ort und die Luftaufnahmen, die im Fernsehen zu sehen waren, zeigten Schwieberdingen von seiner besten Seite – was vor allem dem Bürgermeister große Freude bereitete.

Die Premiere im Jahr 1995 gewann der Schotte Colin Montgomerie. Ein Jahr später musste das Turnier wetterbedingt nach drei Runden vorzeitig abgebrochen werden.  Ian Woosnam aus Wales hatte da die Nase vorn. Die viel größere Sensation war jedoch ein junger Deutscher: Thomas Gögele, den keiner auf der Rechnung hatte, landete sensationell auf dem zweiten Platz. 1997 setzte sich schließlich der Spanier Ignacio Garrido durch. Bernhard Langer wurde Vierter. Aber auch sonst war viel Prominenz vor Ort. Wenngleich die amerikanischen Topstars fehlten, hatten es die Teilnehmerfelder in sich. Sam Torrance und Stuart Cage kamen genauso in die Region wie der ehemalige Weltranglistenerste Severiano Ballesteros. Auch der damals noch sehr junge Alexander Cejka nahm an den „Volvo German Open“ teil und landete 1997 auf dem neunten Platz.

Abends wollten die Stars natürlich nach Stuttgart hinein, besonders die Weinstube Kiste in der Innenstadt hatte es ihnen angetan. Für den Transfer der Stars standen uns 40 bis 50 Fahrzeuge des Namenssponsors zur Verfügung. Überhaupt war Volvo lange Zeit im Golf als Top-Sponsor vertreten. Davon konnten in Schwieberdingen auch die Zuschauer profitieren: Wer einen Volvo fuhr, bekam damals zum Turnier freien Eintritt und (für viele noch viel wichtiger) während des Turniers einen guten Parkplatz direkt am Eingang. Die umliegenden Clubs reagierten damals interessiert auf unser Golf-Projekt in Schwieberdingen. Ich denke nicht, dass Schloss Solitude, Monrepos oder Schönbuch durch etwaige Vereinswechsel viele Mitglieder verloren haben. Dafür waren die Konzepte der Clubs zu verschieden. Es war vielmehr so, dass sich damals der eine oder andere Golf-Interessierte für eine doppelte Mitgliedschaft in zwei Vereinen entschieden hat. Den Club in Sankt Leon Rot, der von Dietmar Hopp unterstützt wird und der inzwischen bundesweit bekannt ist, gab es damals übrigens noch gar nicht. Der wurde erst 1997 gegründet. In jenem Jahr also, in dem die „Volvo German Open“ letztmals in Schwieberdingen ausgetragen wurden. Das Turnier zog weiter nach Berlin. Wie so oft spielte das liebe Geld dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Was bleibt ist die Erinnerung an drei schöne Jahre, die ich als Turnierdirektor hautnah erleben und mitgestalten durfte.


Perry Einfeldt war als Gründungsgeschäftsführer des Golfclubs Schloss Nippenburg maßgeblich am Bau des Golfplatzes in Schwieberdingen beteiligt, auf dem zwischen 1995 und 1997 die „Volvo German Open“ durchgeführt wurden mit Einfeldt als Turnierdirektor. Zuvor war er als Geschäftsführer beim Baden-Württembergischen Golfverband sowie beim Stuttgarter Golf-Club Solitude aktiv. Im Laufe der Jahre war der gebürtige Hamburger in die Gründung von insgesamt vier Golfclubs involviert. Mittlerweile lebt Perry Einfeldt in Bulgarien, wo er als Geschäftsführer der PE Consulting ltd. tätig ist.

[Fotos: Pressefoto Baumann]