MEIN MOMENT | Der Stadionsprecher des VfB Stuttgart
  25.10.2021


In der Serie MEIN MOMENT kommt in jeder Woche eine Person zu Wort, die im vergangenen Vierteljahrhundert einen besonderen sportlichen Moment erlebt hat. In der 43. Folge geht es um Holger Laser, den Stadionsprecher des VfB Stuttgart.

Holger Lasers Rückblick

Faustball ist mein Steckenpferd, was nicht weiter verwundert, weil ich in der Faustball-Hochburg Weil der Stadt, nur rund fünf Kilometer von meinem Heimatstädtle Grafenau entfernt, zur Schule gegangen bin. In meiner Jugend „gehörte“ es sich fast, rund um Weil bei der Spvgg zu „faustballen“! Ich bin damals als Spätberufener zunächst als Co-Trainer dazugestoßen, und heute sind meine Kinder in dieser Sportart ebenfalls aktiv: Mats (11) und Mia (8) spielen beide auch noch Hockey, Mats zusätzlich Handball bei der HSG Böblingen/Sindelfingen, Mia turnt und will sich demnächst dann auch noch im Handball versuchen. Die Gene dazu haben beide ganz eindeutig nicht von mir, sondern von meiner Frau Andrea, die unter ihrem Mädchennamen Allweil mit der Sport-Union Neckarsulm bis hinauf in die 2. Bundesliga spielte.

Mit Faustball verbinde ich auch eine der schönsten Erinnerungen, nämlich eine Turnierserie in Brasilien und Argentinien vor vielen Jahren. Da wäre ich als Spieler sicherlich nicht nominiert worden, aber der Weiler „Kulttrainer“ Karl Katz hat mich als Athletik-Coach in sein Team geholt – so wurde mir diese Reise ermöglicht! Das waren wirklich tolle Tage in Südamerika, sowohl sportlich als auch kulturell, wir lernten Land und viele Leute kennen und kehrten voller unvergesslicher Eindrücke nach Hause zurück.

Ursprünglich wollte ich ja „Pauker“ werden und begann deshalb nach dem Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium Weil der Stadt 1990 ein Lehramtsstudium in den Fächern Mathematik und Sport an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Von 1993 bis 1998 studierte ich an der Deutschen Sporthochschule Köln, wo ich als Diplom-Sportlehrer abschloss. Nach dem Referendariat war die Lehrer-Karriere aber dann beendet: Ich hatte beim Halbmarathon in Karlsruhe einen ehemaligen Studienfreund getroffen, der für B.TV arbeitete und meinte: „Komm doch mal nach Ludwigsburg und guck dir das an!“ Im Februar 2001 begann ich beim privaten Landes-Fernsehsender B.TV ein Praktikum und merkte schnell: Das ist mein Ding! Kurz darauf bot mir B.TV-Gründer und -Chef Bernd Schumacher zusammen mit B.TV-Sportchef Chris Born ein Volontariat als Videojournalist an, das ich sofort annahm.

2002 meldete B.TV Insolvenz an, aber ich schaffte für den Nachfolgesender BTV4U als Moderator und Redakteur weiter. Meine erste Sendung, in der ich sowohl Kameramann, Moderator als auch Redakteur war, war „Heute aus der Redaktion – Die BTV4U Daily-Doku-Soap“, eine improvisierte Reportage-Reihe, bei der ich die Mitarbeiter des Senders bei ihrer täglichen Arbeit mit der Kamera begleitete und interviewte. Das machte total Spaß, und die Stimmung war extrem gut! Lothar Becker und ich entwickelten in dieser Zeit die interaktive Late-Night-Chat-Sendung „chat-stream“, und zusammen mit Lothar Becker und Thomas Numberger kreierte ich die interaktive und improvisierte Morningshow „Morgenmuffel“, die ich von August 2003 bis Dezember 2004 fast durchgehend an fünf Tagen pro Woche auch noch moderierte. Für beide Projekte wurde ich von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) jeweils mit einem zweiten Platz des LfK-Medienpreises in den Kategorien „Volontäre“ beziehungsweise „Unterhaltung“ ausgezeichnet. Die LfK ist eine der 14 Landesmedienanstalten, deren Hauptaufgabe die Genehmigung und Kontrolle privater Hörfunk- und Fernsehprogramme und von Mediendiensten ist und die daneben Jugendschutz, Werbung und Anbieterkennzeichnung auch im Internet beaufsichtigt.

Später arbeitete ich für einige Jahre in der Sportredaktion des ebenfalls in Ludwigsburg ansässigen L-TV Landesfernsehen, einem privaten, regionalen Fernsehsender für die Region Heilbronn-Franken. Das Programm besteht aus aktuellen Themen mit Lokalbezug, das „L“ im Sendernamen steht für „Lokal“. 2017 wechselte ich zur Filstalwelle Göppingen, heute noch mein Arbeitgeber. Die „filstalwelle“, wie sie sich selbst schreibt, wird in das digitale Kabelnetz von Vodafone eingespeist und zusätzlich per Livestream verbreitet. Damit können im Kreis Göppingen rund 256.000 Zuschauer den Sender 24 Stunden am Tag auf Kanal S04 (130 MHz) empfangen.

Jeden Montag moderiere ich die knapp 30 Minuten dauernde Sendung „SportiF“ – bedeutet: Sport im Filstal –, die stündlich wiederholt wird und vielfältige Bilder und Informationen des Sportgeschehens rund um den Hohenstaufen vom Wochenende bringt. Neben Frisch-Auf-Handball und VfB-Fußball habe ich ein großes Herz für die so genannten „kleinen“ Sportarten, denn auch da wird viel geleistet, ohne dass die breite Öffentlichkeit das mitbekommt. Da geht es dann über Tischtennis in der 3. Bundesliga aus Süßen, aus Albershausen über die Sportakrobaten und die American Footballer oder beispielsweise um Alexander Kreß. Der 27-jährige 120-Kilo-Koloss aus dem 2000-Seelen-Dörfchen Birenbach, genannt „Mücke“, wurde als Defensive Tackle mit den Schwäbisch Hall Unicorns 2017 und 2018 Deutscher Meister im American Football und spielt im Winter Handball in der Kreisliga für die MSG DJK Göppingen/TV Holzheim! Solche Themen gefallen mir, und die greife ich gerne auf – das sind oft wahnsinnig tolle Geschichten!

Für Frisch Auf Göppingen produziere ich vor jedem Match in der EWS-Arena jeweils eine Stunde vor Anpfiff die „Spieltags-Show FRISCH AUF! Takt!“ mit allen Infos rund um die Partie, mit einigen eingespielten O-Tönen und mit Live-Videoschalten. Zum Beispiel mit Manu Späth, als er nach seinen Jahren für FAG in Porto spielte, oder auch vom Gegner. Ein toller Typ ist Timo Kastening von MT Melsungen. Mit ihm hatte ich ein Kurzinterview ausgemacht, und als er aus dem Mannschaftsbus stieg, kam er gleich auf mich zu: „Ich bringe schnell meine Tasche rein, dann können wir loslegen!“ Handballer sind halt einfach coole Buben!

Eine andere „Mega-Beschäftigung“ fand ich vor vielen Jahren beim VfB Stuttgart. 2007 etablierte sich „VfBtv“, als die Bundesliga-Clubs mit „eigenen“ Bewegtbildern, Interviews und Statements die Fans informieren wollten. Als Reporter berichtete ich seitdem von den Spielen und Trainingslagern des Vereins, führte Interviews mit Spielern und Vereinsverantwortlichen durch oder brachte den Fans Analysen rund um ihren Lieblingsclub näher. Zudem moderierte ich die jährliche Saisoneröffnung und andere Vereinsveranstaltungen.

Daneben durfte ich am Ende der Saison 2011/2012 Stadionsprecher Christian Pietschmann bei den Heimspielen am Mikro assistieren. „Pietschi“ hörte 2012 auf, weil er in seinem Hauptberuf als Redakteur des Südwestrundfunks eine leitende Funktion übernahm und deshalb dort noch stärker eingebunden wurde, und ich „beerbte“ ihn als Stadionsprecher beim VfB Stuttgart. Als man mich gefragt hat, ob ich den Job übernehmen wolle, habe ich – logisch – sofort ja gesagt. Meinen Einstand als „alleiniger“ Sprecher in der Mercedes-Benz-Arena gab ich im Play-off-Hinspiel der Europa League gegen Dynamo Moskau – die russische Mannschaft wurde damals von Kevin Kuranyi als Kapitän aufs Feld geführt. Ihn kannte ich sehr gut, denn als Reporter-Neuling hatte ich für B.TV mein erstes VfB-Interview mit dem damals blutjungen Kevin Kuranyi geführt. Insofern war es sehr schön, dass Kevin dabei war, als für mich wieder etwas Neues begann. Regiebesprechung mit den Kameraleuten von Stadion-TV, die Absprachen mit der Marketingabteilung – alles war aufregend und neu, da hat es bei mir schon ein wenig gekribbelt. Mit Alex Althofen, einem Deutsch-Russen, hatte ich bei meiner Premiere aber einen kompetenten Nebensitzer, der für die Dynamo-Fans die Ansagen in Landessprache machte, und mich klasse unterstützte.

Immer in Erinnerung bleiben werden mir die beiden Wiederaufstiege des VfB 2017 und 2020 in die Bundesliga. Das Wochenende 20./21. Mai 2017 werde ich auch deshalb nicht vergessen, weil damals nicht nur der VfB den Wiederaufstieg besiegelte, sondern auch Frisch Auf im Final Four des Europapokals in der heimischen Halle zum vierten Mal nach 2011, 2012 und 2016 in diesem Wettbewerb den „Pott“ holten. Die Pointe war dann, dass beide Teams am Sonntag in Stuttgart in derselben Location ihre Erfolge feierten!

Ein absolutes Highlight für mich war, als ich für B.TV am 30. November 2006 von der 58. Bambi-Verleihung im Mercedes-Benz-Museum berichten durfte. Eigentlich ja nicht mein Business, aber es war einfach Klasse! Am roten Teppich lernte ich Hollywood-Star Samuel L. Jackson, der den Bambi in der Kategorie „Film International“ bekam – Laudatorin war Maria Furtwängler – und seine Frau kennen. Wir sprachen dabei irgendwann über den Stuttgarter Weihnachtsmarkt, und Jackson meinte, seine Frau liebe Weihnachtsmärkte. Da ich auch einer großer Fan des Stuttgarter Weihnachtsmarkts bin, kamen wir länger ins Gespräch. Ergebnis: Am nächsten Tag bummelte ich mit ihnen durch die Budengassen rund um das Alte Schloss, den Schlossplatz und den Marktplatz!

In all den Jahren war ich immer mal wieder auch als DJ tätig, als Ansager und Sprecher beim Volleyball, bei mehreren Faustball-Welt- und Europameisterschaften und 2005 in Duisburg auch bei den World Games, einer großen internationalen Veranstaltung der nicht-olympischen Sportarten. Ich kommentierte zahlreiche Sport-Live-Streams und moderierte Talkrunden bei Messen oder Firmenveranstaltungen. Wenn ich mich jedoch bei etwas nicht auskenne, dann mache ich das nicht – das ist mein Credo.


Holger Laser ist 1970 in Sindelfingen geboren und in Grafenau – bestehend aus den bis zur Kreisreform 1972 selbständigen Gemeinden Dätzingen und Döffingen – aufgewachsen. Nach dem Abitur in Weil der Stadt studierte er ab 1990 auf Lehramt Mathematik und Sport in Tübingen und absolvierte von 1993 bis 1998 ein Diplomstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln. Nach dem Referendariat machte er ein Praktikum beim privaten Fernsehsender B.TV, wo er ab 2002 sein Volontariat als Videojournalist begann. Im Mai 2003 wurde Laser für eine Reportage von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Volontäre“ des LfK-Medienpreises ausgezeichnet, 2004 wurde er wiederum Zweiter in der Kategorie „Unterhaltung“. Seit 2007 ist er Stadionsprecher beim VfB Stuttgart, seit 2017 betreut er die Montagsendung „SportiF“ des Privatsenders Filstalwelle. Mit seiner Familie wohnt Holger Laser in Grafenau.

[Fotos: Pressefoto Baumann]