Maskottchenparade | Folge 9: Waldi
  02.09.2025


SPORT UND KULTUR lautet das Jahresmotto 2025 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es gleich vier Online-Serien. In der 9. Folge unserer Maskottchenparade geht es um Waldi, das Maskottchen der Stuttgarter Kickers.

Folge 9: Waldi

In älteren deutschen Werken wie Brehms Tierleben heißt er „Schupp“. Was aber zum Teufel ist ein „Schupp“? Das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm bringt uns der Sache schon  näher. Die Bezeichnung stammt vom russischen šúba ab, was so viel wie Pelz bedeutet. Es handelt sich also um ein Raubtier mit Pelz. Die englische Bezeichnung racoon klingt rasiermesserscharf und geht auf ein Wort in der Sprache der Algonkin-Indianer zurück. Es wurde von Häuptling Powhatan und seiner legendären Tochter Pocahontas „ahrah-kkon-em“ ausgesprochen und meint so viel wie „der mit seinen Händen reibt, schrubbt und kratzt“. Ein Waschbär also.

Wie niedlich hört sich dagegen Waldi an. Was also hat die Stuttgarter Kickers geritten, ein Raubtier zum Maskottchen zu nehmen und es Waldi zu nennen? Nun, die Antwort ist simpel: Die Fans haben es 2015 mit großer Mehrheit bei einer Abstimmung so entschieden und dabei wohl mehr das Waldau-Stadion im Blick gehabt als einen nachtaktiven Waschbären.

Waldi, da denkt der Fußballfreund aber zunächst an den ehemaligen Fußballreporter Waldemar Hartmann. Richtig: das ist der Kollege, den Rudi Völler einst als Bundestrainer beim Interview nach einem Länderspiel so richtig zusammengefaltet und ein großes Bedürfnis nach Weißbier unterstellt hat.

Nun ja, dafür kann der Kickers-Waldi nichts. Er muss sich ja selbst im eigenen Verein gegen große Namen behaupten. Denn die Kickers-Vereinshymne „Heja, heja Kickers vor“ wurde von Erwin Lehn, dem ehemaligen Chef des Südfunkorchesters, komponiert. Den Text dazu dichtete Blacky Fuchsberger. Der legendäre Showmaster erblickte im Jahr 1927 in der Nähe von Stuttgart das Licht der Welt. Genauer: in der Jägerstraße in Zuffenhausen. Richtig gelesen: Zuffenhausen, nicht etwa Stuttgart-Zuffenhausen. Denn als der Fernsehstar geboren wurde, war Zuffenhausen noch eigenständig. Die Eingemeindung erfolgte erst vier Jahre später.

1974 dann schrieb Fuchsberger zusammen mit Lehn das Kickers-Lied. „Blau und weiß sind unsere Farben / Wo die Kickers überall / Diese Tradition erwarben / Denn sie bleiben stets am Ball.“ Der erste Vers ist auch für Waldi – versteht sich von selbst – Ehrensache. Wo immer er auftaucht, trägt er ein Trikot in den Vereinsfarben.

Der größte Star aber, den die Kickers jemals zu Gesicht bekamen, war der ungarische Nationalstürmer Ferenc Puskás. An Christi Himmelfahrt 1963 traten die Kickers im Neckarstadion vor 41.500 Zuschauern gegen dessen Verein Real Madrid an. Gegen die Königlichen setzte es eine 1:5-Niederlage. Der linke Innenverteidiger der Kickers, Herbert Binder, erinnerte sich besonders an eine Begebenheit: „Nach meiner morgendlichen Arbeit als Bäcker gab es nachmittags ein Privattraining mit Puskás auf dem Kickers-Platz. Das war für mich ein Riesenerlebnis.“ Nicht minder überrascht war Sepp Schwaibold, der damalige Trainer der Kickers-Handballerinnen, als an jenem Tag plötzlich Puskás in seiner Trainerkabine auftauchte und fragte, ob er sich hier umziehen dürfe. 

Das alles war lange vor Waldis Zeit. Doch da Waschbären als besonders anpassungsfähig gelten, kann er sich im Traditionsverein mit der mehr als 125-jährigen Geschichte gut behaupten. Schließlich steht er selbst unter Artenschutz. 2016, schon ein Jahr nach seiner Geburtsstunde, wurde Waldi beim Deutschen Patent- und Markenamt als Marke geschützt. 

Mehr Infos: https://www.stuttgarter-kickers.de/nachwuchs/porsche-fussballschule/waldi-raeberle

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