Kooperation | Zusammenarbeit mit der JAAA
  16.07.2024


Zur Einstimmung auf die Olympischen Spiele hat ein Teil von Jamaikas Leichtathletikteam sein Pre-Camp in Stuttgart aufgeschlagen. Die künftige Zusammenarbeit wurde dabei in einer Kooperationsvereinbarung fixiert.  

Für Hansle Parchment gehört das Abschlusstrainingslager in Stuttgart vor einem großen Wettkampf in Europa schon zum festen Ritual. Vor einem Jahr hat sich der 110-Meter-Hürden-Olympiasieger am Olympiastützpunkt (OSP) Stuttgart mit seinem Kraft-Kompetenz-Zentrum und im Stadion Festwiese auf die Weltmeisterschaften in Budapest vorbereitet. „Es ist perfekt hier, die Wege sind kurz, ich habe all das vorgefunden, was ich zum Training benötige“, sagte der 34-Jährige, „es war eine gute Vorbereitung.“ Und so darf auch der OSP Stuttgart einen kleinen Teil der Silbermedaille als seinen Erfolg verbuchen.

Kein Wunder also, dass der 1,96 Meter große Modellathlet vor den Olympischen Spielen in Paris wieder Station in Stuttgart gemacht hat. Doch dieses Mal ist er nicht alleine gekommen, sondern hat noch etwa 20 Teamkolleginnen und -kollegen mitgebracht. Die konnten Parchments Urteil nur bestätigen. „In den vergangenen 25 Jahren waren wir in vielen Pre-Camps“, sagte Teammanager Ludlow Watts bei einem Medientermin, „Stuttgart ist der beste Standort von allen.“ Dies erfüllte Stuttgarts Sportbürgermeister Dr. Clemens Maier mit Stolz: „Wir sind bestrebt, dass die jamaikanischen Sportlerinnen und Sportler in Paris die optimalen Leistungen erbringen können.“

Der Aufenthalt in Stuttgart dient jedoch nicht nur der Vorbereitung auf die Spiele, sondern auch dem sportlichen Austausch. Bereits während des Aufenthalts einer Delegation des Landessportverbands Baden-Württemberg und Olympiastützpunkts Stuttgart wurde mit der Jamaica Athletics Administrative Association (JAAA) ein „memorandum of understanding“ unterzeichnet. Eingefädelt hat diesen Sven Rees. Der Geschäftsführer von Leichtathletik Baden-Württemberg war im vergangenen Jahr beim Leichtathletik-Meeting „Weltklasse Zürich“ gefragt worden, ob er sich eine Kooperation mit der JAAA vorstellen könne. Und er konnte. 

„Auch in den kommenden Jahren wird Stuttgart das Base Camp für die jamaikanische Leichtathletikmannschaft in Vorbereitung auf internationale Wettbewerbe in Europa sein“, sagt Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW). Die JAAA ist ein wichtiger Partner für den Landessportverband Baden-Württemberg und den Olympiastützpunkt Stuttgart. „Wir können uns mit unserem Wissen in den verschiedenen Leichtathletik-Disziplinen perfekt ergänzen“, führte Scholz aus. Während die jamaikanischen Athletinnen und Athleten in den Sprintdisziplinen sehr stark sind, verfügen die Stuttgarter Sportler über umfangreiche Erfahrung in den Wurfdisziplinen. So soll in der Zukunft auch ein guter Austausch zum Beispiel in Workshops zwischen den jeweiligen Trainerteams stattfinden. „Für uns ist interessant zu sehen, was sie anders und besser machen“, sagt LSVBW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Derad.

Eine erste Profiteurin dieser Kooperation war Rosina Schneider. Die U-20-Europameisterin über die 100 Meter Hürden und in der Staffel durfte vor Weihnachten 2023 in der Trainingsgruppe der dreifachen Olympiasiegerin Shelly-Ann Fracer-Pryce mitmachen. Bei ihrer Rückkehr schwärmte sie von deren Trainingspensum: „Die trainieren häufig doppelt so lange wie ich dies tue.“

Die Chance, so hochdekorierte Athletinnen und Athleten live zu erleben, nutzten einige Leichtathletikfans. Statt hohen Pensums erlebten sie eher ruhigere Einheiten. nicht sofort zu erkennen. Zwischen den verschiedenen Läufen machten Parchment, 9,82-Sekunden-Sprinter Oblique Seville oder das 19-jährige Hürdentalent Alena Reid immer wieder längere Pausen. „Es war gut zu sehen, dass sie auf eine sehr hohe Qualität in der Ausführung Wert legen“, hat Sven Rees, Geschäftsführer von Leichtathletik Baden-Württemberg, beobachtet: „Und dass alles auf Athletik und Kraft basiert. Diese Basics haben wir in Deutschland ein bisschen verloren.“

„Der Aufenthalt der jamaikanischen Leichtathletinnen und Leichtathleten in Stuttgart ist eine große Inspiration für unsere jungen Sportlerinnen und Sportler. Ihre Präsenz motiviert unsere Nachwuchstalente, ihre eigenen Ziele mit großer Leidenschaft zu verfolgen“, sagte Dieter Schneider. Weiter führte der Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV) aus: „Ich verspreche mir einen größeren Profit für beide Seiten.“

Mehr Infos: https://www.stuttgart.de/pressemitteilungen/juli/jamaikanische-leichtathleten-trainieren-vor-olympischen-spielen-in-stuttgart.php

Quelle: Klaus-Eckhard Jost