Handball | "Idole in Stuttgart live erleben"
28.06.2024
Die Handball-Nationalmannschaften der Männer und Frauen kommen nach Stuttgart. In die Porsche Arena. Am 19. und 21. Juli stimmen sich die Teams der Bundestrainer Alfred Gislason und Markus Gaugisch dort gegen Ungarn, Japan und Brasilien auf die kurz darauf beginnenden Olympischen Spiele ein (Karten unter https://dhb.de/tickets). Der Besuch der A-Teams bewegt auch die Handball-Basis in Baden-Württemberg, wie Hans Artschwager erzählt. Der 67-Jährige ist seit 2008 Präsident des Handballverbandes Württemberg und einer von fünf Vertretern der Landesverbände im Präsidium des Deutschen Handballbundes. Zudem fungiert der Schwabe als Sprecher der Landesverbände und ist Vorstandsmitglied der SportRegion Stuttgart. Im Hauptberuf arbeitet der Sozialpädagoge seit 1985 als Geschäftsführer des Waldhaus Hildrizhausen, befindet sich aber in Sichtweite des beruflichen Ruhestandes sowie neuer Freiräume für sein ehrenamtliches Engagement – und hofft, dass die Olympischen Spiele der Handball-Familie weitere Energie geben.
Die Handball-Nationalmannschaften der Männer und Frauen kommen im Juli nach Stuttgart. Welchen Stellenwert hat das für Handball Baden-Württemberg?
Es freut uns, dass die beiden Nationalmannschaften sich den letzten Schliff für die Olympischen Spiele in Paris hier in Stuttgart holen werden. Wir hoffen, dass wir beiden Teams den notwendigen Push mitgeben, um dort erfolgreich abzuschneiden. Stuttgart hat da in der Vergangenheit mit der Porsche Arena vor großen Turnieren einiges beigetragen. Die Veranstaltung bietet eine tolle Gelegenheit, die Popularität des Handballsports bei uns in der Region zu steigern. Durch die Präsenz der Männer- und Frauennationalmannschaft erhalten Fans und vor allem unsere Nachwuchsspieler die Möglichkeit, ihre Idole live hier vor Ort zu sehen.
Bei solchen Ereignissen können große Karrieren beginnen – 1997 war bei der WM-Vorrunde in Sindelfingen mit Nadine Krause als damals 15-Jährige eine spätere Welthandballerin unter den vielen Jugendlichen im Publikum – und spricht noch heute von ihrem damaligen Traum, selbst für die Nationalmannschaft auf der Platte zu stehen...
Solche Geschichten höre ich sehr gern, denn die sind für die ehrenamtliche Arbeit sehr motivierend. Wege, wie ihn Nadine Krause genommen hat, sind auch jetzt wieder möglich. Ich schaue da mal auf die Verbindung zu unserer Region: Vier Spieler der Rhein-Neckar Löwen stehen im Kader von Alfred Gislason. Markus Gaugisch hat fünf Spielerinnen aus Metzingen und Bietigheim für sein Aufgebot nominiert. Wer weiß, ob nicht irgendein Talent in der Porsche Arena sein wird, die Länderspiele genau beobachtet und selbst in einem Jahrzehnt für die deutsche Handball-Nationalmannschaft aufläuft?
Spüren Sie Vorfreude bei Ihren Vereinen?
Die wird wachsen. Der Großteil der Vereine hat eine lange Saison hinter sich und ist im Moment eher dabei, zum einen manche Ausflüge zu organisieren, zum anderen aber auch, sich auf die kommende Saison vorzubereiten. Wir können aber damit rechnen, dass spätestens kurz vor den Olympischen Spielen, also genau an diesem Wochenende, hier in Stuttgart, das Interesse sehr groß sein wird. Medial sind die Olympischen Spiele sicherlich herausragend für unsere Sportart.
Generell: Was bedeutet die Teilnahme deutscher Handballerinnen und Handballer bei den kommenden Olympischen Spielen für den Sport in der Region?
Dass sich erstmals seit 2008 wieder beide Teams für die Olympischen Spiele in Frankreich und damit in der Nachbarschaft qualifiziert haben, ist für uns ein toller Erfolg. Nun gilt es, diese große Plattform der Olympischen Spiele zu nutzen, möglichst lange im Turnier dabei zu sein und einen entsprechenden Erfolg einzufahren. Den Einzug ins Viertelfinale und damit die Weiterreise nach Lille sollten beide Mannschaften schaffen. Und dann wären – ich träume mal ein wenig – bei einem weiteren Erfolg die Medaillen ganz nah. Und so ein Erfolg könnte nicht nur die Vereine, die Spielerinnen und Spieler, sondern auch die Fans in Handball-Deutschland und natürlich auch in unserer Region entsprechend begeistern.
Apropos Region: Die Arbeit in den Landesverbänden hat in der jüngsten Vergangenheit einen enormen Schub erfahren. Wie ist der Entwicklungsstand von Handball Baden-Württemberg?
Der Baden-Württembergische Handballverband kommt zum 1. Juli 2025. Damit endet ein fast siebenjähriger Prozess um die Fusion der drei Landesverbände aus Baden, Südbaden und Württemberg. Bei drei außerordentlichen Verbandstagen gab es die notwendige Mehrheit für die Fusion und damit ein erfreuliches Ergebnis schwieriger und intensiver Verhandlungen. Entstehen wird ein Verband mit 160.000 Mitgliedern in 450 Vereinen. Der Spieltechnik ist es gelungen, eine attraktive Spielklassenzuordnung zu entwickeln. Die dann gültige Ligen-Pyramide wird von der Regionalliga Baden-Württemberg angeführt, darunter zwei Oberligen Baden-Württemberg, vier Verbandsligen Baden-Württemberg und acht Landesligen. Darunter sind die Bezirke angegliedert.
Und darüber hinaus?
Wir werden auch in den Bezirken hauptamtliches Personal einsetzen, um insbesondere die Vereine bei Kooperationen mit Schulen zu unterstützen. Ziel ist es, unsere Strukturen insgesamt weiter zu professionalisieren und das Ehrenamt zu unterstützen. Durch den Wegfall einer Verwaltungsebene kann das auch geleistet werden. Und die Chance, in Stuttgart großen Handball zu erleben, gibt uns allen zusätzliche Energie.
Mehr Infos: https://dhb.de/tickets
Interview: Tim Oliver Kalle