Eisschwimmen | Steinke und Tschepe gewinnen WM-Gold
20.01.2025
Was für ein Start bei der Weltmeisterschaft im Eisschwimmen für den Mann aus Korb! Martin Tschepe, Altersklasse 60, hat bei seinem ersten von fünf Start bei den Meisterschaften in Molveno (Italien) gleich den Titel geholt. Er wurde Weltmeister über die 100 Meter Rücken. Martin Tschepe schwimmt seit 1974 für den SV Ludwigsburg, und als Teenager ist er bei Wettkämpfen bevorzugt Rücken geschwommen. Allerdings in wohl temperiertem Wasser.
Das war bei Sabine Steinke aus Winnenden ganz ähnlich. Die Schwimmerin, ebenfalls AK 60, ist früher speziell auf den kurzen Strecken, etwa über 100 Meter Brust, vorne mit geschwommen, damals in Wilhelmshaven. Heute startet sie immer noch bei Wettkämpfen (für den SV Cannstatt). Bei der Eis-WM in Italien hat die Frau über 50 Meter Freistil Gold aus dem Wettkampfbecken gefischt. „Ich hab’ meinen eigenen Weltrekord um eine Sekunde auf 33,33 Sekunden verbessert“, sagt Sabine Steinke. Zudem hat sie zwei zweite Plätze geholt – über 50 Meter Brust und 50 Meter Rücken.
Beim Eisschwimmen zählen die Rekorde nur, wenn das Wasser kälter als fünf Grad ist. Im 50-Meter-Becken in Molveno hatte das Wasser – je nach Tageszeit – ein bis zwei Grad. „Das war richtig, richtig kalt“, erzählt Martin Tschepe, der bei diesen Bedingungen auch die Mammutstrecke geschwommen ist: 1.000 Meter Freistil. Seine 16:47 Minuten haben für Platz zwei in der Altersklasse gereicht. Vizeweltmeister. Martin Tschepe hat ferner den Vizetitel über 50 Meter Rücken und Platz drei über 50 Meter Schmetterling geholt.
Beim Eisschwimmen gibt es ein paar spezielle Regeln: kein Startsprung, keine Rollwenden, erlaubt sind nur eine Badehose (bei den Damen ein Badeanzug), eine Kappe sowie Schwimmbrille und Ohrenstöpsel. Eincremen mit Fett ist tabu – aus Sicherheitsgründen. Im Fall der Fälle muss es schnell gehen, die Helfer müssen einen Eisschwimmer zur Not ganz flott bergen können. Wer wegen Fetts auf der Haut glitschig ist wie ein Fisch, kann von den Helfern aber nicht gepackt werden. Deshalb diese Regel.
Bei der WM in Molveno waren rund 750 Sportlerinnen und Sportler aus knapp 50 Nationen dabei, auch aus Ländern, in denen es keine Trainingsmöglichkeiten gibt, etwa aus Israel. An den fünf WM-Tagen wurden etwa 3500 Starts gezählt. Deutschland zählt – anderes als im klassischen Beckenschwimmen – zu den führenden Nationen. Die prestigeträchtigen 500 und 1.000 Meter Freistil in der offenen Wertung haben Alisa Fatum-Böker und Andreas Waschburger für Deutschland gewonnen. Großes Ziel der International Ice Swimming Association (IISA) ist die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen.
Und warum tut man sich das an? 1000 Meter weit kraulen bei knapp über einem Grad Wassertemperatur? Was soll das? Martin Tschepe sagt mit einem Augenzwinkern auf die Frage nach den Warum: „Die kurze Antwort: Weil ich es kann.“ Die etwas längere: weil es „cool“ sei, immer wieder den inneren Schweinehund zu überwinden, die eigene Grenzen auszuloten. Der Mann aus Korb ist überzeugt: „Eisschwimmen ist gesund.“ Seit er mit diesen Sport angefangen hat, sagt Martin Tschepe, sei er kaum mehr erkältet. Sabine Steinke sagt, sie wolle alles ausreizen, wenn sie im eiskalten Wasser kraule, dann überkommen sie Glücksgefühle. Außerdem lerne man bei diesem Sport immer wieder coole Leute kennen, wie jetzt bei der WM.
Was kommt nach dieser WM? Ist die Saison beendet? Nein, sagen die zwei Weltmeister unisono. Die beiden sind jetzt erst so richtig eingeschwommen – am 22. Februar 2024 finden im Rahmen der Zollhaus Open in Sachsen an der Grenze zu Tschechien in einem kleinen See die Deutschen Meisterschaften statt. Keine Frage: Die Frau aus Winnenden und der Mann aus Korb wollen auch bei den nationalen Titelkämpfen im Eisschwimmen aufs Treppchen.
Mehr Infos: https://www.iisamolveno2025.it/results-by-date/ und https://swim.de/aktuell/martins-tagebuch-von-der-eis-wm-2-die-ersten-goldmedaillen-fuer-team-deutschland/

