BIG IN JAPAN | Teil 4
  28.07.2021


Mit großen Augen, Kamera, Notizbuch und Stift sowie seinen unübersehbaren 2,08 Meter Körpergröße ist der Stuttgarter Sportjournalist Tom Bloch vor Ort in Tokio bei den Olympischen Spielen und berichtet exklusiv für uns in seiner Serie BIG IN JAPAN.

Das Land der aufgehenden Sonne

Japan, das Land der aufgehenden Sonne. Aufgrund Zeitverschiebung, Arbeit und Adrenalin sind die Nächte kurz und ich bekomme das – also den Sonnenaufgang – jeden Morgen mit. Live. So in etwa ab 4.30 Uhr. Ups, und schon den Bus verpasst. Der erste Shuttle von meinem Hotel zur MTM (Media Transportation Mall, siehe Teil drei von „Big in Japan“) fährt um 3.55 Uhr, und ab da etwa einmal jede Stunde. Den darf ich aber aufgrund meiner Soft-Quarantäne erst nehmen, wenn ich mich ordnungsgemäß beim Security-Mann in der Hotel-Lobby abmelden.

Wir zwei kommen sehr gut miteinander aus. Ohne die Sprache des jeweils anderen zu sprechen. Wenn ich sage, ich gehe zum Bus, blättert er jedes Mal umständlich in seinem Heft und zeigt mir eine Zeichnung, wie ich zur Haltestelle laufen muss. Und den Zeitplan schön handschriftlich aufgelistet, obwohl der auch ausgehängt ist. Und das jeden Morgen, obwohl man den Weg zur provisorischen Haltestelle längst kennt. Sonst wäre man ja am Vorabend auch nicht zurückgekehrt. Und das hätte die Security auf jeden Fall gemerkt. 

Obwohl sein Arbeitsplatz mit Tisch und zwei Stühlen ausgestattet ist, steht der Mann. Und zwar immer. Ob beim Heimkommen abends, oder beim Gehen in aller Herrgottsfrühe.

Der zweite genehmigte Grund, das Hotel zu verlassen, ist rein privater Natur: Hunger und Durst. Aufgrund von Corona serviert das Hotel kein Frühstück, auch das Restaurant bleibt mir verwehrt. Man darf, obwohl eigentlich unter Quarantäne, für sagenhafte 15 Minuten das Hotel verlassen. Das Smartphone zwingend dabei und Google Maps eingeschaltet, dass im Falle eines positiven Covid-Testes ein Bewegungsmuster erstellt werden kann. Nach Eintragung in die Liste bei der Security, mit Uhrzeit auf die Minute genau, läuft die Zeit. Kurz raus, links, über die Straße zum „Family Mart“. Als Alternative habe ich zehn Meter weiter eine Filiale der „Lawson“-Kette. Beide haben rund um die Uhr geöffnet und jeweils eine kleine Auswahl von fertig (mit viel Plastik) verpackten Mahlzeiten, die beim Zahlen parallel in der Mikrowelle gekocht werden. Dann wieder zügig zurück, um sich bei der Security wieder als Rückkehrer einzutragen. Da bekommt der Begriff „Fast Food“ eine ganz neue Bedeutung.

Mein bisheriger Rekord sind sieben Minuten. Eine astreine olympische Leistung, würde ich sagen.

BIG IN JAPAN | Teil 4