BIG IN JAPAN | Teil 2
  22.07.2021


Mit großen Augen, Kamera, Notizbuch und Stift sowie seinen unübersehbaren 2,08 Meter Körpergröße ist der Stuttgarter Sportjournalist Tom Bloch vor Ort in Tokio bei den Olympischen Spielen und berichtet exklusiv für uns in seiner Serie BIG IN JAPAN.


Lost in Translation

Wen wundert’s? Die japanische Sprache hat nun wenig mit Schwäbisch-Deutsch gemeinsam. Dass bei internationalen Veranstaltungen sowieso hauptsächlich Englisch gesprochen wird, hilft uns in diesem Moment auch nicht viel weiter. „How may I help you?“ ist ein Satz, den wohl alle, wirklich überaus freundlichen Volunteers in Tokyo perfekt sprechen können. Allerdings ist es ratsam, auf diese Frage eher keine Antwort zu geben. Ansonsten löst das zumeist eine wahrlich freundlich gemeinte, aber doch eher im Chaos endende Aktion aus. Beispiel: Der Busfahrer weiß zwar, wo er sein Gefährt anhalten soll, aber nicht, welche Sportart in dem hinter der Haltestelle befindlichen Gebäude stattfindet. Die an der Bushaltestelle positionierten Volunteers, die die Aussteigenden überaus freundlich begrüßen, wissen es allerdings auch nicht. „How may I help you?“

Nicht dass das jetzt als Kritik rüberkommen soll. Wer bei Olympia arbeiten will, muss eben einen gehörigen Einsatz an Selbstorganisation bringen. Und ist dann weitaus besser dran, als nachzufragen. Wissen ist Macht.

Und überhaupt. Es gibt da einen für japanischen Verhältnisse riesigen Stuttgarter Sportjournalisten, der weitgereist und erfahren, mit einem selbstbewussten „Hi!“ die stets sich verbeugenden Japaner zurückgrüßt. Obwohl er weiß, dass „Hai“ auf Japanisch „Ja“ heißt.

Ja, statt Hallo, ich meine, wie ist denn der drauf? Ja. Ja. Ja. 

Getoppt wird das Ganze nur von meinem Freund, dem Volunteer, der den ganzen Tag an der Bushaltestelle steht, die zu meinem Hotel gehört. Der freut sich jeden Abend, mich wieder zu sehen, und begrüßt mich mit einem überschwänglichen, fast gesungenen „Sank-you, Sank-youuuuuu!“. Heute haben wir sogar abgeklatscht. High Five mit Big in Japan sozusagen. Man kann sich nun wirklich auch ohne große Worte verständigen.

Nur, warum der eine Shuttle-Bus an der MTM, der Media Transportation Mall, die Aufschrift „FKK“ trägt, das habe ich noch nicht herausgefunden.

„How may I help you?“. Nein, ich frage es nicht. 

BIG IN JAPAN | Teil 2