80 Jahre Kriegsende | Zitate des SportRegion-Vorstandes
  05.05.2025


Im Jahr 2025 stehen zwei historisch bedeutsame Gedenktage unmittelbar nacheinander im Kalender. Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal – ein einschneidendes Datum, das das Ende von Krieg, Zerstörung, Faschismus und systematischer Verfolgung markiert. Am darauffolgenden Tag, dem 9. Mai 2025, wird wie jedes Jahr der Europatag begangen. Dieser erinnert an die sogenannte Schuman-Erklärung von 1950, in der der französische Außenminister Robert Schuman eine neue politische Vision für Europa formulierte: ein gemeinsames Europa, das durch wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit den Frieden sichern und Kriege zwischen europäischen Nationen unmöglich machen sollte. Die Erklärung legte den Grundstein für die spätere Europäische Union und ist ein bedeutendes Symbol für die europäische Einigung. Im Jahr 2025 jährt sich auch dieses Ereignis zum 75. Mal.

Diese beiden Gedenktage stehen in einem engen historischen Zusammenhang: Die Schuman-Erklärung war nicht nur eine politische Antwort auf die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, sondern auch Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels – weg von Nationalismus und Konfrontation, hin zu Kooperation, Verständigung und einem gemeinsamen europäischen Projekt. Gerade heute, in Zeiten wachsender politischer Spannungen, zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und erneuter Bedrohungen für Frieden und Demokratie, ist es wichtiger denn je, an diese historischen Zäsuren zu erinnern.

Der Verband Region Stuttgart, als politische Institution und Impulsgeber für die Entwicklung der Region, nimmt diese Gedenkjahre zum Anlass, aktiv Zeichen zu setzen. Erinnerungskultur ist keine rückwärtsgewandte Übung, sondern ein entscheidender Bestandteil einer offenen, zukunftsfähigen Gesellschaft. Das Wachhalten der Erinnerung an die Schrecken des Krieges, an Ausgrenzung, Antisemitismus und den Zerfall demokratischer Institutionen, ist untrennbar mit der Frage verbunden, wie wir heute Zusammenhalt, Vielfalt und Demokratie gestalten.

Aus diesem Anlass initiiert der Verband Region Stuttgart im Jahr 2025 die Ausstellung „Stimmen für Demokratie und Vielfalt“. Sie lädt Bürgerinnen und Bürger ein, innezuhalten, sich zu erinnern und ins Gespräch zu kommen. Im Mittelpunkt stehen persönliche Statements von Menschen aus der Region, die sich klar gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung und zugleich für eine demokratische, offene Gesellschaft einsetzen. Die Ausstellung bietet Raum für Reflexion – über historische Verantwortung, über Gegenwart und Zukunft unseres Zusammenlebens und über die Rolle Europas in einer zunehmend fragilen Weltordnung. Eine begleitende, eigens gestaltete Website bietet vertiefende Informationen: Sie gibt einen Überblick über die historischen Hintergründe des Kriegsendes 1945 und der Schuman-Erklärung, stellt die beteiligten Persönlichkeiten der Ausstellung vor und dokumentiert zusätzliche Aktivitäten von Partnerorganisationen in der Region. Damit wird die Ausstellung digital ergänzt und für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht.

Ein besonderer Akzent liegt auch auf der Zusammenarbeit mit der SportRegion Stuttgart. Sport hat eine herausragende gesellschaftliche Funktion: Er bringt Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, vermittelt Werte wie Fairness, Teamgeist und Respekt und schafft Räume für Begegnung. In diesem Geist veröffentlichen wir an dieser Stelle auch Zitate von Vorstandsmitgliedern der SportRegion Stuttgart, die ihre Gedanken zu den Themen Demokratie, Vielfalt und europäischem Miteinander teilen.

„Der 8. Mai 1945 bündelt für mich so viel menschenverachtendes Unrecht und unerträgliches Leid, dass ich 80 Jahre später eindringlicher vor dem Ausgangspunkt in 1933 warne, damit sich nichts von dem wiederholt und erneut ein Tag wie der 8. Mai 1945 ein bedingungsloses Ende markiert.“ 

Christoph Traub | Vorsitzender der SportRegion Stuttgart und Oberbürgermeister von Filderstadt

„Das Bombeninferno in Pforzheim am 23. Februar 1945 war Anlass, dass ich, der sechs Tage zuvor im 20 Kilometer entfernten Wildbad auf die Welt gekommen bin, notgetauft wurde. Die Angst vor den Auswirkungen des Kriegs war groß. Meine Jugendzeit im fast unzerstörten Esslingen zeigten mir dann die Schrecken und Folgen eines Krieges: Barackenlager für Kriegsflüchtlinge, Zwangseinweisungen in Privatwohnungen, in denen sich Wohnungseigentümer mit Flüchtlingen Küche und Toilette (Bad gab es keines) teilen und sich im Wohnraum beschränken mussten. Im Familien- und Freundeskreis gab es Tote, Vermisste und Versehrte zu beklagen. Die Klassenstärke in den Schulen lag zwischen 40 und 48. Die Angst vor den Folgen eines Krieges lässt nach. Fernsehbilder machen heute betroffen, sind aber bald wieder vergessen, da das erlebte fehlt. 80 Jahre danach leben wir, die wir als Kinder und Jugendliche die Nachwirkungen erlebt haben, wie im Paradies. Das, was wir in 80 Jahren aufgebaut haben, darf nicht durch Angriffskriege wieder aufs Spiel gesetzt werden!“  

Gunter H. Fahrion | Stellvertretender Vorsitzender der SportRegion Stuttgart und Präsident des Württembergischen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes

„Nirgendwo ist politische Teilhabe so unmittelbar erfahrbar wie in den Städten und Gemeinden. Hier begann der demokratische Wiederaufbau der Bundesrepublik. Sie sind das Fundament der Staatsform, der wir 80 Jahre Frieden und Freiheit verdanken.“

Tim Hauser | Stellvertretender Vorsitzender der SportRegion Stuttgart und Regionalrat

„Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, ein verheerendes Kapitel der Menschheitsgeschichte mit unzähligen Opfern. Die Lehren aus dieser Zeit mahnen uns, Frieden zu schätzen und aktiv für ihn einzutreten. "Nie wieder Krieg" ist ein Aufruf, Konflikte durch Dialog und Verständnis zu lösen. Wir müssen erinnern, um zukünftige Generationen zu schützen, Verantwortung übernehmen und Brücken bauen, um Frieden zu fördern.“

Hans Artschwager | Präsident des Handballverbandes Württemberg

„Gegen das Vergessen – der Blick zurück hilft beim Blick auf das Heute und zeigt, dass Anstrengungen notwendig sind. Im Sport setzen wir uns gegen jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus und für ein friedliches Miteinander aller Menschen ein. Sportvereine sind Schulen der Demokratie und Heimat für alle Menschen, die hier leben.“

Dominik Hermet | Geschäftsführer des Sportkreises Stuttgart

„Krieg, Aggression, Intoleranz und die Aushöhlung der Demokratie sind allgegenwärtig. Keine Nachrichtensendung ohne entsprechende Bilder. Wenn wir weiterhin in Frieden, in Freiheit, respektvoll und wertschätzend miteinander leben wollen, müssen wir alle gemeinsam verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt – in unseren Familien, in unseren Freundeskreisen und Vereinen, in unseren Kommunen und darüber hinaus. Es kommt auf uns an!“

Daniela Klein | Leiterin des Amtes für Bewegung und Sport der Landeshauptstadt Stuttgart

„Wir haben in Deutschland in den vergangenen 80 Jahren eine beispiellose Epoche des Friedens, der freiheitlichen demokratischen Entwicklung und des Wohlstands erlebt. Aber mehr denn je lehren uns die politischen Entwicklungen in Europa und weltweit, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Jetzt ist die Zeit zu beweisen, dass wir gerade in den Kommunen fest entschlossen den 1945 begonnenen Weg einer freiheitlichen, partizipativen Gesellschaft weitergehen, gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern.“ 

Matthias Klopfer | Oberbürgermeister von Esslingen am Neckar

„Der Sport steht für Fairness, Respekt und Zusammenhalt – Werte, die auch das Fundament unserer Demokratie bilden. Der 8. Mai erinnert uns daran, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern aktiv verteidigt werden müssen. Als Sportgemeinschaft setzen wir uns für Vielfalt und ein respektvolles Miteinander ein – auf und neben dem Spielfeld. Jeder Wettkampf lehrt uns, Unterschiede zu akzeptieren und gemeinsam stärker zu werden. Diese Prinzipien tragen wir als Verantwortung in die Gesellschaft, um ein friedliches und gerechtes Miteinander zu fördern.“

Matthias Müller | Präsident des Sportkreises Ludwigsburg

„Europa und die 80 Jahre Frieden und Freiheit sind Wirklichkeit geworden, weil Menschen miteinander anstatt übereinander geredet haben und weil sie Solidarität über das Eigeninteresse gestellt haben. Es liegt nun in unserer Verantwortung, die Werte Europas und den Erhalt unserer Demokratie zu verteidigen, damit ein damals nicht wieder ein jetzt wird.“

Dirk Oestringer | Bürgermeister von Gerlingen

„Ich wurde in den Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg hineingeboren und bin stolz darauf, was die Bürger seit dieser Zeit geleistet haben. Unsere Großfamilie musste zusammenhalten, um alle durch diese schwere Wiederaufbauzeit zu bekommen. Den Wohlstand, den wir uns hart erarbeiten mussten, und unseren demokratischen Staat sollten wir nicht aufs Spiel setzen!“

Wilfried Scheible | Präsident des Tanzsportverbandes Baden-Württemberg

„Demokratie ist ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft. Sie zu bewahren und zu stärken ist eine permanente Aufgabe aller, die eine pluralistischen und offenen Gesellschaft fördern und fordern. Gerade gegenwärtig zeigt es sich, wie gefestigt Demokratie sein muss, um dem Widerstand gegen Einflussnahme von außen aber auch von innen zu begegnen. Das hat uns die Geschichte gelehrt und dafür lohnt sich immer auch der Kampf für eine freiheitlich demokratische Grundordnung, wenn es auch manchmal weh tut.“

Jürgen Scholz | Bürgermeister von Sersheim und Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg


Mehr Infos: https://www.stimmen-fuer-demokratie-und-vielfalt.de/

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