Liebe Leserinnen und Leser,
die Fußballkenner erinnern sich daran, dass Kult-Coach Dragoslav Stepanovic (oben auf dem Bild gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler zu sehen) einst auch die Stuttgarter Kickers trainiert hat. Zugegeben: Die Amtszeit des serbischen Fußballlehrers auf der Waldau war recht kurz. Der liebevoll „Stepi“ genannte Trainer übernahm die Mannschaft Ende März 2000 – mit dem Auftrag, den drohenden Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga abzuwenden. Sportlich gelang ihm das nicht: Die Kickers mussten aufgrund der minimal schlechteren Tordifferenz eigentlich absteigen. Den Verbleib in der 2. Bundesliga schafften die Blauen dann nachträglich doch noch – weil dem sportlich geretteten Kontrahenten TeBe Berlin aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz für die Folgesaison verweigert wurde. Auf seine Zeit bei den Kickers blickt Dragoslav Stepanovic im Gespräch mit „Stuttgarter Kickers TV“ zurück, zu sehen ist das Video im YouTube-Kanal des Vereins: https://youtu.be/PgYTsfNkf0s
Einst Bundesliga-Rivalen, jetzt trennen beide Vereine vier Spielklassen
Mit bitteren Erlebnissen am letzten Spieltag kannte sich Trainer Stepanovic da aber schon längst aus: Im vielleicht ereignisreichsten Saisonfinale in der Geschichte der Fußball-Bundesliga verpasste er im Mai 1992 mit Eintracht Frankfurt die Meisterschaft, die Schale holte damals der VfB Stuttgart. Ein Umstand, der dazu führte, dass Stepi auf der folgenden Pressekonferenz seine wundervolle Fußballweisheit von sich gab: „Lebbe geht weider.“ Besagte Bundesliga-Spielzeit 1991/1992 war übrigens auch die letzte, in der die Stuttgarter Kickers ein Teil des Fußball-Oberhauses waren. Seitdem haben die beiden Ex-Clubs von Dragoslav Stepanovic ganz unterschiedliche Wege beschritten. Die Frankfurter haben in den vergangenen fünf Jahren einige Erfolge gefeiert: Sie holten 2018 den DFB-Pokal und im Sommer 2022 sogar den Sieg in der Europa League. Bei den Kickers warten die Fans hingegen noch auf die langfristige Trendwende: Im Jahr 2001 ging es zunächst aus der 2. Bundesliga hinunter in die Regionalliga. Nach Jahren in der Dritt- und Viertklassigkeit folgte 2018 dann der Absturz in die fünftklassige Oberliga Baden-Württemberg. Dort spielen die Kickers zwar beständig vorne mit, den Wiederaufstieg verpassten sie jedoch stets um Haaresbreite. Am Dienstag (18. Oktober 2022) stehen die Kickers nun dem Europapokal-Sieger und einstigen Liga-Rivalen aus Frankfurt als krasser Außenseiter im DFB-Pokal gegenüber. Ein Sieg gegen die Eintracht wäre eine echte Fußball-Sensation. Heißt im Umkehrschluss: Sollten die Degerlocher am Dienstag erwartungsgemäß aus dem Pokalwettbewerb ausscheiden, wären sie zumindest um eine tolle Erfahrung reicher. Und könnten nach dem Abpfiff ganz ohne Groll sagen: „Lebbe geht weider.“ Allerdings hat der Pokal ja bekanntlich seine eigenen Gesetze …
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Team der SportRegion Stuttgart
Foto: Pressefoto Baumann