Liebe Leserinnen und Leser,
wenn am ersten März-Wochenende der Ball in der Fußball-Regionalliga Südwest wieder rollt, bekommt es das zweite Team des VfB Stuttgart im württembergischen Duell mit der TSG Balingen zu tun. Spielort ist dann das Robert-Schlienz-Stadion, das gleich neben der großen MHPArena liegt und dem VfB-Nachwuchs als Heimspielstätte dient. Der Namensgeber des Stadions hätte vor wenigen Tagen seinen 100. Geburtstag gefeiert – der VfB erinnert auf seinem YouTube-Kanal an seinen ehemaligen Spieler (https://youtu.be/b8VF0QXZah8?si=Po-8-2cREdHGBGSA). Robert Schlienz kam am 3. Februar 1924 in der damals noch eigenständigen Gemeinde Zuffenhausen zur Welt, spielte zunächst für den dort ansässigen FV und ab 1945 dann für den großen Nachbarn VfB Stuttgart. Er gilt bis heute als einer der besten Fußballspieler, die je das Trikot mit dem Brustring trugen. Er war Kapitän der VfB-Mannschaft, die 1950 und 1952 Deutscher Meister sowie 1954 und 1958 DFB-Pokalsieger wurde. Außerdem lief er in den Jahren 1955 und 1956 ein paar Mal für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf, die damals amtierender Weltmeister war.
Robert Schlienz lebte Inklusion vor, bevor es den Begriff gab
Das allein wäre schon bemerkenswert genug. Noch imposanter wird die Karriere von Robert Schlienz aber, wenn man bedenkt, dass er seine größten sportlichen Erfolge feierte, als er bereits ein körperliches Handicap hatte. Nach einem schweren Autounfall im August 1948 musste ihm der linke Unterarm amputiert werden. Während ihm viele das Karriereende mit gerade einmal 24 Jahren prognostizierten, kämpfte sich Robert Schlienz mit unglaublichem Willen zurück auf den Fußballplatz. Dass er trotz körperlicher Einschränkung erfolgreicher Leistungssportler bleiben konnte, machte ihn zum Vorbild, und das wenige Jahre nach einem schrecklichen Krieg, der viele Menschen mit körperlichen Einschränkungen zurückgelassen hatte. Anders gesagt: Robert Schlienz lebte Inklusion vor, lange bevor es den Begriff überhaut gab – und er machte daraus nie ein großes Thema. Wichtiger waren ihm die Leistungen auf dem Platz, die dem VfB den Weg an die fußballerische Spitze der jungen Bundesrepublik ebneten. Robert Schlienz starb im Juni 1995 an einem Herzinfarkt. Schon wenige Tage nach seinem Tod wurde das kleine Stadion auf dem VfB-Gelände nach ihm benannt. So bleiben Robert Schlienz, der auf dem obigen Foto zu sehen ist, und seine Lebensleistung in Erinnerung – auch wenn auf dem Platz, der seinen Namen trägt, inzwischen fast nur noch Spieler am Ball sind, die an seinem Todestag noch längst nicht geboren waren.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Team der SportRegion Stuttgart
Foto: Pressefoto Baumann