Prof. Dr. Stefan Krause: Leistungssportlerinnen und Leistungssportler sind auch nur Menschen

Vermutlich kennt jeder das Gefühl, manchmal etwas niedergedrückt oder traurig zu sein – genauso, wie Zeiten der Kraft und Lebensfreude Teil des normalen Lebens sind. Manche sind ängstlicher, andere vielleicht etwas zu wagemutig? Alles ganz normal? Genau – denn die Hemmung und Steigerung normaler psychischer Prozesse ist das, was alle Menschen gemeinsam haben. Das gilt im gleichen Maße für Depressive, Personen mit Angststörungen oder Sensation Seeker. Menschen mit psychischen Störungen unterscheiden sich nicht von anderen, sondern alle haben gemein, dass es auf den verschiedenen Axen psychischer Prozesse Ausschläge gibt, die unterschiedlich stark sein können. Sind sie zu stark und belasten im alltäglichen Leben (werden also „dysfunktional“), nennen wir sie „Psychische Störungen“. Aber: Es ist immer nur mehr oder weniger des Gleichen, nichts qualitativ Neues.

Deswegen spielt es auch keine Rolle, wie trainiert, fokussiert oder erfolgreich jemand ist. Die Prozesse im Gehirn interessieren sich nur bedingt dafür. Und manchmal, z. B. bei Depressionen, kann sogar gerade der Leistungssport selbst Teil des Problems sein. Häufig das Gefühl zu haben, nur um der Leistung willen akzeptiert zu werden, oder regelmäßig in Situationen eingeschränkter Selbstwirksamkeit zu geraten („ich kann machen, was ich will, es gelingt einfach nicht“) kann dann zum Trigger für Selbstwertprobleme oder Antriebslosigkeit werden – auch im Leistungssport.

Mentale Gesundheit und Widerstandsfähigkeit bzgl. psychischer Belastungen werden im Spitzensport hinsichtlich der obersten Leistungsspitze als differenzierende Merkmale angesehen. Krisen oder Konflikte können so zu Formtiefs führen, die die Leistungsfähigkeit vermindern. Mein Fokus liegt auf der Arbeit mit Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern in einem Feld zwischen Coaching und psychotherapeutischen Interventionen. Hierfür erweisen sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen und ggf. Techniken aus der modernen Hypnose als günstig.


Der Sportpsychologe Prof. Dr. Stefan Krause ist Diplom-Psychologe und Sportwissenschaftler. Er ist seit 1996 in der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie und betreut seit vielen Jahren Sportlerinnen und Sportler, vor allem am Olympiastützpunkt in Stuttgart. Promoviert hat er über Aspekte der Belastungswahrnehmung von Sportlern in Abhängigkeit ihres Depressionsgrades. [Fotos: privat]

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